Paul Philipp über das Spitzenspiel„Ich hätte nicht gerne in der Haut der Trainer gesteckt“

Paul Philipp über das Spitzenspiel / „Ich hätte nicht gerne in der Haut der Trainer gesteckt“
Immer nah am Geschehen: Paul Philipp Foto: Editpress/Gerry Schmit

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Paul Philipp ist wohl einer der aufmerksamsten Beobachter der nationalen Fußballszene. An jedem Wochenende sieht der FLF-Präsident sich mindestens ein Spiel an. Auch bei der Spitzenpartie der BGL Ligue zwischen Hesperingen und Düdelingen (4:3) war er hautnah dabei. Wir haben den 72-Jährigen gefragt, wie ihm das Spektakel gemundet hat.

Tageblatt: Herr Philipp, wie viele Fußballspiele sehen Sie sich pro Jahr so an?

Paul Philipp: In Luxemburg versuche ich, an jedem Wochenende zwei Spiele zu sehen. Unter der Woche sehe ich mir die üblichen Partien im Europapokal und in den internationalen Ligen an. Premier League, Bundesliga und die Serie A. Derzeit schaue ich oft englischen Fußball, da dort die Qualität am höchsten ist – das hängt natürlich auch damit zusammen, dass in der Premier League das meiste Geld vorhanden ist.

Wird Ihnen dabei nie langweilig?

Das kommt schon mal vor. Es ist aber selten, dass ich abschalte, denn ich wähle mir die Spiele, die ich schaue, sorgfältig aus. In einem Fußballspiel geht es ja nicht nur im Tore, sondern auch um die Organisation und die Taktik. Meistens finde ich irgendein Element, das mich interessiert. Es muss also schon ganz schlimm sein, dass ich mich dazu entscheide, ein Spiel nicht mehr anzuschauen.

Sie waren auch am Sonntag beim Spitzenspiel der BGL Ligue zwischen Hesperingen und Düdelingen. Wie bewerten Sie diesen Showdown?

Für den neutralen Zuschauer war diese Partie natürlich optimal. Es fielen viele Tore, es herrschte Spannung und es hätte sich wohl keiner darüber beschwert, wenn die Partie noch eine Viertelstunde länger gedauert hätte. Ich hätte jedoch nicht gerne in der Haut der beiden Trainer gesteckt, denn die Tore fielen größtenteils durch flagrante Abwehr- oder Stellungsfehler. Aber es war ein Spektakel und das wollen die Zuschauer ja schlussendlich sehen.

War das Gebotene teilweise interessanter als Champions League?

Dieses Duell hat gezeigt, dass man nicht ins Ausland fahren muss, um spannenden Fußball zu sehen. Glücklicherweise konnten sich davon 1.340 Zuschauer überzeugten.

Während Jahren stritten sich vor allem die Fola und Düdelingen um den Meistertitel. Heutzutage heißt der ewige Zweikampf F91 gegen Hesperingen. Hat sich die Qualität dieser Duelle verbessert oder verschlechtert?

Weder noch. Einige gute Spieler haben die Meisterschaft verlassen oder haben den Verein innerhalb der Liga gewechselt. In den Topmannschaften der BGL Ligue steckt weiterhin sehr viel Qualität. Auch der Drittplatzierte Niederkorn oder Petingen haben sehr wettbewerbsfähige Mannschaften. Dahinter sieht die Lage etwas anders aus.

Insgesamt scheint der Unterschied zwischen Klein und Groß in der BGL Ligue in dieser Saison wieder größer geworden zu sein. Kann etwas gegen diesen Trend getan werden?

Wir haben 16 Mannschaften in der Liga, das ist eine ganze Menge. Auf lange Sicht wäre es gut, wenn wir irgendwann wieder auf 14 Teams reduzieren könnten. Das können wir als Verband zwar vorschlagen, aber die Vereine müssen auch bereit sein, diesen Schritt zu gehen. Eine solche Reform hat immerhin Auswirkungen auf alle Divisionen. Dass die Kluft zwischen Groß und Klein so groß ist, hat aber vor allem mit dem Geld zu tun. Die Topvereine verfügen über Geldgeber und bekommen zudem die UEFA-Gelder durch die Teilnahme an den europäischen Wettbewerben. Dadurch wird von Jahr zu Jahr die Kluft größer.

Von den 22 Spielern, die in der Startelf standen, sind nur sechs im Besitz einer Erstlizenz. Ist das beunruhigend?

Nicht unbedingt beunruhigend, aber man denkt darüber nach, was man gegen diesen Trend tun kann. Man muss aber auch sagen, dass mittlerweile viele Talente das Land bereits mit 16 oder 17 Jahren verlassen, es in Nachwuchsakademien versuchen und deshalb ihren Heimatvereinen nicht mehr zur Verfügung stehen. Genau so verhält es sich mit den Luxemburgern, die in den vergangenen Jahren aus der BGL Ligue zu einem Profiverein gewechselt sind. Das ist ein guter Trend, trotzdem müssten wir es fertigbringen, dass am Wochenende mehr Erstlizenzen auf dem Platz stehen. 

Geben Sie Nationaltrainer Luc Holtz auch mal Ihre Einschätzung zu den BGL-Ligue-Spielern weiter?

Die Bewertung und die Nominierung der Spieler ist seine Sache. Ich mische mich nicht ein. Wenn wir uns nach einem Spieltag in Monnerich begegnen, gebe ich ihm aber immer meine Eindrücke, die ich gesammelt habe, mit auf den Weg.