Hushovd im Regenbogentrikot, Schleck 16.

Hushovd im Regenbogentrikot, Schleck 16.

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Frank Schleck beendete die Rad-Weltmeisterschaft der Elite im australischen Geelong auf dem 16. Rang. Der Luxemburger fuhr ein sehr gutes Rennen, konnte im Spurt aber nichts gegen die Spezialisten und vor allem den neuen Titelträger Thor Hushovd ausrichten.

Petz Lahure

„Ich bin Weltmeister, ein Traum ist wahr geworden“, freute sich Thor Hushovd, nachdem er mit strahlendem Gesicht und erhobenen Armen als Sieger über die Ziellinie in Geelong gefahren war. In der ansteigenden Zielgerade verfügte der Norweger über die größten Kraftreserven und gewann den Sprint eines 25 Fahrer starken Feldes, in dem sich auch Frank Schleck (Platz 16) befand, problemlos vor dem Dänen Matti Breschel und dem Australier Allan Davis.

Der blonde „Kleiderschrank“, der 2005 und 2009 das „Maillot Vert“ bei der Tour de France eroberte, schrieb damit erstmals den Namen Norwegens ins Palmarès der WM der Elitefahrer, die bis auf die letzten Meter spannend war.

Seine blendende Form stellte Hushovd zuletzt bei der Vuelta unter Beweis, wo er die sechste Etappe gewann. Der sympathische 32-Jährige (geb. am 18. Januar 1978 in Grimstad) durfte im Lauf seiner langen Karriere u.a. acht Etappensiege bei der Tour de France feiern, war 1998 war Zeitfahr-Weltmeister in der U-23-Kategorie und klassierte sich in diesem Jahr bei Paris-Roubaix auf Platz 2 hinter Fabian Cancellara.

„Ein verdienter Sieger“

„Hushovd ist ein verdienter Sieger“, sagte UCI-Präsident Pat McQuaid und zog zufrieden Bilanz: „Viele haben mir gesagt, das war die beste WM seit einem Dutzend Jahren. Die Organisation war super, die Stimmung auch, und zum Schluss hatten wir ein äußerst spannendes Rennen mit unzähligen Angriffen. Es war eine richtige Entscheidung, die WM nach Australien zu vergeben. Wir werden irgendwann auch wiederkommen.“

Schlecht belohnt für ihre offensive Fahrweise wurden einige der grossen Favoriten. So attackierte der Belgier Philippe Gilbert mehrere Male und setzte sich in der zweitletzten Steigung rund 10 km vor dem Ziel auch ab.

Mehr als 20 Sekunden Vorsprung hatte der Wallone allerdings nie. Allein im Gegenwind verteidigte Gilbert die Führung bis wenige km vor dem Ziel, ehe das zusammengeschrumpfte Feld wieder zu ihm aufschloss.

Ein offensives Rennen von Titelverteidiger Evans

Oft an der Spitze zeigte sich auch Titelverteidiger Cadel Evans. Vor heimischer Kulisse fuhr er ein offensives Rennen, und es sah lange danach aus, als könnte er erneut eine Medaille holen. Eine solche hatte man auf der Zielgeraden dem dreimaligen Weltmeister Oscar Freire zugetraut. Doch der Leader der Spanier liess sich in der Anfangsphase des Sprints „einsperren“ und musste sich mit dem 6. Platz zufrieden geben.

Enttäuscht waren auch die Italiener, die wie die Belgier und die Spanier leer ausgingen. In der drittletzten Runde präparierte Vuelta-Sieger Vincenzo Nibali mit einem Angriff zwar das Terrain für den Kapitän der „squadra azzurra“ Filippo Pozzato, doch musste dieser sich im Endspurt mit der blechernen Medaille (4. Rang) abfinden. „Schade, aber mehr war diesmal nicht drin“, gestand Pippo am Mikro der RAI.

Fabian Cancellara, ein weiterer Favorit, musste das Feld in der vorletzten Runde ziehen lassen und erreichte das Ziel rund siebeneinhalb Minuten nach dem neuen Weltmeister. „Mir ging das Benzin aus, und ich kam wegen Beinkrämpfen nicht mehr mit“, bekannte Cancellara Trotzdem wollte er nicht vorzeitig aufstecken und nahm auch die letzten 15 km in Angriff.

Schleck zum Schluss sehr aktiv

Viel besser machte es da schon sein Saxo-Bank-Mannschaftskollege Frank Schleck. Er war stets an vorderer Position im Felde anzutreffen und übte Geduld, als die Italiener und Belgier versuchten, eine vorzeitige Entscheidung herbeizuführen. „Die WM wird in der letzten Runde entschieden“, hatte der 30-Jährige im Vorfeld dieser WM immer wieder betont. Und er sollte recht behalten.

Als es ums Eingemachte ging, war Frank Schleck präsent. In der letzten Steigung zeigte er seine Qualitäten und gehörte zeitweise mit Alexandr Kolobnev, Paul Martens, Cadel Evans und Koos Moerenhout zur Spitzengruppe.

„Als wir in der Abfahrt wieder eingefangen wurden, war ein Sprint nicht mehr zu vermeiden“, so Schleck. Hier hatte der Luxemburger keine Chancen. Am Ende belegte er zeitgleich mit dem neuen Weltmeister den 16. Rang.

Eine charakterstarke Leistung zeigte auch Laurent Didier. Als der Luxemburger nach getaner Arbeit abgehängt wurde, wollte er unbedingt weitermachen und nicht wie 79 andere Teilnehmer vorzeitig in die Boxen fahren. „Mir lag am Herzen, das Ziel zu erreichen. Und das ist mir gelungen“, so Didier, der sich als 98. auf 21‘51“ klassierte. 99 Fahrer figurieren in der offiziellen Wertung. Die letzte Runde musste Didier gar ohne Verpflegung auskommen, da man in den Boxen glaubte, er würde genau wie Ben Gastauer aussteigen.

Ohne Funk

Ein Fast-Kuriosum noch: Das Peloton, das ohne Funk auskommen musste, ließ den Ausreißern der „échappée matinale“, bestehend aus Matthew Brammeier (Irland), Diego Alejandro Tamayo (Kolumbien), Jackson Rodriguez (Venezuela), Mohammed Said Elamourry (Marokko) und Oleksandr Kvachuk (Ukraine), weit über 20 Minuten Vorsprung, so dass zeitweilig die Gefahr bestand, es könnte auf dem 15,9 Kilometer langen Rundkurs zu einer Überrundung kommen. Was dass doch dank der „Anstrengungen“ vor allem der belgischen und amerikanischen Mannschaft verhindert wurde.

RAD-WM IN ZAHLEN

WM in Geelong/Australien, Straßenrennen der Männer über 257,2 km: 1. Thor Hushovd (Norwegen) 6:21:49 Stunden, 2. Matti Breschel (Dänemark), 3. Allan Davis (Australien), 4. Filippo Pozzato (Italien), 5. Greg van Avermaet (Belgien), 6. Oscar Freire (Spanien), 7. Alexander Kolobnew (Russland), 8. Assan Bzajew (Kasachstan), 9. Yukiya Arashiro (Japan), 10. Roman Feillu (Frankreich), 11. Grega Bole (Slowenien), 12. Dimitri Fofonow (Kasachstan), 13. Koos Moerenhout (Niederlande), 14. Fabian Wegmann (Deutschland), 15. Andre Cardoso (Portugal), 16. Frank Schleck (Luxemburg), 17. Cadel Evans (Australien/TV), 18. Philippe Gilbert (Belgien) alle gleiche Zeit, 19. Niki Terpstra (Niederlande) 0:07 Minuten zurück, … 98. Laurent Didier (Luxemburg) 21:51. 99 Fahrer im Ziel, 79 Aufgaben, darunter Ben Gastauer (Luxemburg).

Straßenrennen der Frauen über 127,2 km: 1. Giorgia Bronzini (Italien) 3:32:01 Stunden, 2. Marianne Vos (Niederlande), 3. Emma Johansson (Schweden), 4. Nicole Cooke (Großbritannien) alle gleiche Zeit, 5. Judith Arndt (Deutschland) 0:01 Minuten zurück, 6. Grace Verbeke (Belgien) 0:03, … 58. Christine Majerus 11:52, 71. Nathalie Lamborelle (beide Luxemburg) 16:39. 77 Fahrerinnen im Ziel, 44 Aufgaben.