Swift-Routinier Tom Schnell„Hier zählt nur der Erfolg“

Swift-Routinier Tom Schnell / „Hier zählt nur der Erfolg“
Voller Einsatz: Anders kennt man Tom Schnell nicht und auch am Sonntag wird er versuchen, seine Kollegen zu Höchstleistungen anzutreiben Foto: Editpress/Gerry Schmit

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Swift Hesperingen muss im Schlusssspurt um den Titelgewinn (Sonntag, 16.00 gegen D03) auf Abwehrroutinier Tom Schnell verzichten. Der 35-Jährige erzählt im Tageblatt-Interview, warum Hesperingen schon lange hätte Meister sein können und warum er seine Karriere fortsetzen wird.

Tageblatt: Haben Sie genügend Freunde bei der Jeunesse, die Ihnen und dem Swift am Sonntag helfen wollen?

Tom Schnell: Nein, eigentlich nicht mehr so viele. Ich konzentriere mich aber eh auf unser Spiel gegen Differdingen. Da ich gesperrt bin, muss ich die Partie von der Tribüne aus verfolgen und kann leider nicht ins Geschehen eingreifen.

Bei der Jeunesse gibt es so einige Spieler, die das Derby-Feeling eigentlich nicht in sich tragen. Sind sie trotzdem in der Lage, die Fola zu schlagen?

Es bleibt ein Derby. Der Vorstand und das Umfeld werden schon dafür sorgen, dass ein bisschen Derby-Stimmung aufkommt – auch wenn es für die Jeunesse um nichts mehr geht. Die Frage ist aber, ob nicht bereits einige Spieler mit der Saison und auch dem Verein abgeschlossen haben. Bei der Jeunesse weiß man nicht, wer nächste Saison noch dort spielen wird und wer bereits seinen Abschied verkündet hat. Das hat mit Sicherheit Einfluss auf die Einstellung. Zudem schießt die Fola zurzeit jeden Gegner, der Schwäche zeigt, förmlich ab.

Der Swift hat beeindruckende Monate hinter sich und seit dem 23. September kein Spiel mehr verloren. Eigentlich unfassbar, dass Sie am Ende trotz dieser Serie auf Platz zwei stehen könnten, oder? Riesenenttäuschung?

Wenn wir nicht Meister werden, dann müssen wir uns das selbst ankreiden – obwohl unser Ziel vor der Saison die Teilnahme am Europapokal war. Wir haben viele Spiele aus der Hand gegeben. Wenn man Meister werden will, kann man es sich nicht erlauben, eine Führung gegen RM Hamm Benfica oder Mondorf herzugeben. Hätten wir diese Spiele für uns entschieden, dann hätten wir den Titel schon lange in der Tasche.

Wie bereitet man sich auf eine Partie vor, in der man auch durch einen Sieg keinen Einfluss nehmen kann?

Wie vor jedem Spiel. Nur der Sieg zählt in Hesperingen. Bei einem Unentschieden ist bereits Krise angesagt und wann man nur 1:0 gewinnt, dann wird die Frage aufgeworfen, warum es nicht 5:0 am Ende stand. Aber so ist das, wenn man unter einer Vereinsführung spielt, die hohe Ansprüche hat. Hier zählt nur der Erfolg.

Vier Tore und zwei Vorlagen in dieser Saison. Woher kommt die neue Offensivstärke?

Mein Rekord stammt aus der Saison 2007/08. Damals habe ich für den Racing sieben Tore geschossen. In Düdelingen war ich etwas zurückhaltender, was das Toreschießen angeht. Unter Trainer Pascal Carzaniga trainieren wir sehr viele Standardsituationen – auch bei jedem Abschlusstraining. Das kommt mir natürlich entgegen. Und wenn man dann zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Platz steht, dann fallen die Tore.

Bei Konkurrent Fola sitzt Sébastien Grandjean auf der Bank. Dieser war 2014/15 Ihr Trainer beim F91 und erlebte damals eine Saison zum Vergessen. Erstaunt es Sie, dass er zurzeit so erfolgreich ist?

Eigentlich nicht. Er ist ein Trainer, der sehr gut mit jungen Spielern umgehen kann. Das hat er in Düdelingen, bei der Jeunesse und jetzt bei der Fola bewiesen. Sébastien Grandjean gelingt es sehr gut, diese Jungs zu Höchstleistungen anzustacheln.

Ihr Trainer Pascal Carzaniga könnte zum zweiten Mal nach einem Titelgewinn entlassen werden. Wie hat die Mannschaft auf diese verfrühte Nachricht reagiert?

Er hat uns gesagt, dass er kommende Saison nicht mehr Trainer sein wird – ob das wirklich so ist, werden wir dann beim Trainingsauftakt sehen. Bereits in der Winterpause hatte er seinen Rücktritt erklärt, stand aber kurz danach wieder auf dem Platz. Der Unterschied ist, dass er diesmal die Entscheidung nicht selbst getroffen hat. Diese Situation hat aber keinen Einfluss auf die Mannschaft – da wir es schon lange wissen.

Kommende Saison werden Sie 36 Jahre alt sein. Gibt es bereits Gedanken an einen Rücktritt?

Es gab Überlegungen in diese Richtung, aber ich hatte auch eine Option in meinem Vertrag stehen und die hat der Verein früh gezogen. Ich werde also zumindest auch noch nächste Saison in Hesperingen spielen. Ich will noch ein Jahr dranhängen, weil ich eigentlich keine Probleme habe, mitzuhalten. Ich pflege meinen Körper, habe zu Hause mein eigenes kleines Fitnessstudio und gehe bis zu dreimal die Woche zum Physiotherapeuten. Mal schauen, wie die Situation dann nächste Saison aussehen wird. Ich bin es ja gewohnt, dass jede Saison viele neue Spieler verpflichtet werden und ich dann zu hören bekomme, dass es knapp werden könnte mit einem Stammplatz. Bisher habe ich mir aber in jeder Saison meinen Platz in der Startformation erkämpft.

Die Szenarien

Fola ist Meister …
… bei eigenem Sieg und wenn der Swift die Tordifferenz nicht aufholt (plus 7)
… bei eigenem Unentschieden und wenn Hesperingen nicht gewinnt
… bei eigener Niederlage und wenn Hesperingen verliert und F91 nicht gewinnt
Hesperingen ist Meister …
… bei eigenem Sieg und wenn die Fola nicht gewinnt
… bei eigenem Sieg und Fola-Sieg, wenn die Tordifferenz überboten wird
… bei eigenem Unentschieden und wenn die Fola verliert
F91 wird Meister …
… bei eigenem Sieg und wenn die Fola und Hesperingen verlieren