Herr Schaack, haben wir ein Schiedsrichterproblem?

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FUSSBALL - Seit dem 8. August rollt der Ball in der BGL Ligue, und es vergeht seitdem kein Spieltag, an dem nicht von Seiten der Nationaldivisionstrainer Kritik – zum Teil sehr heftige – am Schiedsrichterwesen geübt wird. Im Tageblatt-Interview hat Charles Schaack eine Erklärung parat, warum der Unmut gegenüber den Männern in Schwarz zugenommen hat.

Christophe Junker
 

Der Präsident der FLF-Schiedsrichterkommission – selbst ehemaliger Unparteiischer auf höchsten Niveau – bietet auch Vorschläge an, wie das Leistungsniveau bei den Luxemburger Schiedsrichtern zu verbessern ist.

Tageblatt: Herr Schaack, haben wir in Luxemburg ein Schiedsrichterproblem?
Charles Schaack: „Nein, haben wir nicht.“
„T“: Den allwöchentlichen Kritiken der Trainer der BGL Ligue nach zu urteilen, scheint das aber der Fall zu sein.
C.S.: „Wie setzen größtenteils die gleichen Schiedsrichter in den beiden oberen Divisionen ein wie auch letzte Saison und vorher bereits. Die Kritik verwundert, bilden wir doch Jahr für Jahr mehr Schiedsrichter aus, bei immer mehr Kursen. Wenn wir die letzte Saison analysieren, stellen wir fest, dass es nicht mehr oder weniger Fehlentscheidungen gibt als vorher. Was sich geändert hat, ist, wie sehr Fehlentscheidungen hochgespielt werden.“

„T“: Woran kann das liegen, Ihrer Meinung nach?
C.S.: „Ich meine, es hat auch mit der Weltmeisterschaft in Südafrika zu tun. Dort gab es viele offensichtliche und krasse Fehlentscheidungen, die permanent im Fernsehen gezeigt wurden und über die ständig diskutiert wurde. Es fing sogar vor der WM an, mit dem Handspiel von Thierry Henry im Play-off-Spiel zwischen Frankreich und Irland. Ein Klick auf YouTube reicht, um diese Szene aus 50 verschiedenen Blickwinkeln zu sehen.“

„T“: Ist die derzeitige Kritik an Luxemburgs Schiedsrichtern förderlich?
C.S.: „Die Kritik wäre förderlich, wenn sie positiv wäre. Ich stelle die Gegenfrage: Wer hat denn diese Saison Kritik an den Schiedsrichtern geübt? Bis auf eine Ausnahme, Roland Schaack, sind es Spieltag für Spieltag nur Trainer, die ihre Spiele verloren haben. Die fallen dann mit negativen Kommentaren aus der Rolle. Es ist natürlich einfacher, die Schuld anderswo zu suchen als bei sich selbst oder seiner Mannschaft.“

„T“: Ein Beispiel?
C.S.: „’Beim Arbitrage vun der Partie tëscht Wolz an der Jeunesse war net alles gutt. Dat stëmmt. Sou steet et och am Rapport a sou kruten et och d’Arbitere gesot.‘ Der Wiltzer Trainer kann ihre Niederlage aber nicht nur an den Schiedsrichtern festmachen. Wir kritisieren ja auch nicht seine Mannschaft, die am Anfang der Partie drei Tore nach krassen Fehlern seiner Spieler kassiert hat. Die meisten Trainer, die Kritik üben, sind doch die, die noch nie eine Pfeife im Mund hatten.“

„T“: Was sieht die FLF vor, damit die Beziehung Trainer/Schiedsrichter wieder verbessert werden kann?
C.S.: „Wir planen ein Treffen zwischen Trainern, Schiedsrichtern und FLF-Vertretern in der Winterpause. Nicht jetzt, derzeit hat jeder zu viel um die Ohren. Das habe ich mit FLF-Präsident Paul Philipp seit längerem so abgesprochen. Der Winter ist ideal, da wir eine ruhigere Basis brauchen, um konstruktiv miteinander reden zu können.“

„T“: Warum sind so wenige ehemalige Fußballer bereit, Schiedsrichter zu werden?
C.S.: „Das ist eines unserer größten Probleme. Wir können nur die Leute ausbilden, die sich bei uns melden. Und die haben leider nicht mehr, wie das in früheren Zeiten der Fall war, die Relation zum Fußball. So wie einst Roger Philippi, um nur ihn zu nennen. Als Präsident der Schiedsrichterkommission wünsche ich mir mehr ehemalige Fußballer bei uns. Wir haben daher auch vorgesehen – wenn ich dann noch Präsident bin –, Ende dieser Saison einen Kurs für Spieler zwischen 27 und 33 Jahren abzuhalten. Diese sollen ganz schnell ab der 3. Division hoch bis in die BGL Ligue Fuß fassen. Ich richte an dieser Stelle einen Appell an alle ehemaligen Fußballer, sich zu melden.“

„T“: Was wünschen Sie sich noch?
C.S.: „Von beiden Seiten mehr Respekt, Toleranz und Akzeptanz dem anderen gegenüber.“