„Here comes the Boom“

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Copacabana und Beachvolleyball – das ist die perfekte Kombination. Während den Olympischen Spielen herrscht in der Beachvolleyball-Arena am berühmtesten Strand der Welt die beste Stimmung. Ein Erlebnisbericht.

12.000 Zuschauer passen in die Stahlkonstruktion, die extra für die Spiele errichtet wurde und danach abgerissen wird. Das Stadion sieht im Innern auf den ersten Eindruck nicht besonders vertrauenserweckend aus.

Ricardo Santos

Nicht nur der Standort ist legendär, auch in den Kulissen der Beachvolleyball-Arena begegnet man Legenden. Wie zum Beispiel dem ehemaligen brasilianischen Beachvolleyballer Ricardo Santos, der eine komplette Olympia-Medaillensammlung hat und auch Weltmeister war. In Rio arbeitet er für den einheimischen TV-Sender Spor TV.

Ein Interview mit Santos kam leider nicht zustande: er kann kein englisch und ein Dolmetscher war auf die Schnelle auch nicht aufzutreiben.

Aber die Arena „in der spirituellen Heimat des brasilianischen Beachvolleyballs“, wie es auf www.rio2016.com heißt, hat das Potenzial zur Legende. Die Tribünen steigen steil auf. Der atlantische Ozean ist 50 m von der Anlage entfernt, die Wellen sind im Stadion zu hören und zu riechen. Auch das Militärboot, das Tag ein, Tag aus dort patrouilliert, ist von der Tribüne aus zu sehen. Der Olympia-Park, etwa eine Stunde mit dem Bus entfernt, wirkt dagegen prüde, nicht brasilianisch.

Das Event ist perfekt organisiert: von den einstudierten Einspielern bei einem Block, As oder spektakulären Punkt bis hin zum TV-Bild, eingefangen von etwa einem Dutzend Kameras. Julius Brink, Beachvolleyball-Olympiasieger 2012, kritisierte am Wochenende die Hypokrisie beim Veranstalter, der „grüne Olympische Spiele“ will. Aber ein Helikopter kreise 14 Stunden am Tag über dem Strand, für „1,5 Sekunden TV-Bild pro Spiel“.

Auf der Strandpromenade stehen viele kleine Buden, es gibt Kokosnüsse, etwas zu essen. An der Avenida Atlântica gibt es eine Spur für Radfahrer, Jogger, Skater. Hier ist Olympia der brasilianischen Bevölkerung so nah wie sonst nirgends.

Party-Stimmung

Drinnen spüren die Fans den Sand unter den Füßen. Vor allem wenn die Brasilianer spielen erzittert die Stahlkonstruktion unter dem Geklatsche, Getrampele und den La-Ola-Wellen. In den Tribünen herrscht Party-Stimmung. Eine Samba-Truppe spielt während den Pausen. Es läuft Musik aus den Lautsprechern – alle möglichen Stilrichtugen.

Die Cariocas, die Einwohner von Rio, machen bei den Heimteams überall gute Stimmung, vor allem in den Teamsportarten. Aber die Atmosphäre beim Beachvolleyball ist einfach unschlagbar, vor allem in Kombination mit dem Standort. Die Beachvolleyball-Arena ist auf jeden Fall ein heißer Anwärter auf die beste Olympia-Sportstätte aller Zeiten.

Vor dem Auftakt der Matches bekommen die Zuschauer eine Einführung in die verschiedenen Anfeuerungsrufe wie „Monster Block“, „Ace“ oder „Here Comes the Boom“ bei einem besonders spektakulären Angriffsschlag.

Stadion fast voll

Einzigartig ist die Atmosphäre natürlich am Abend bei Flutlicht. Auch wenn am vergangenen Samstag keine brasilianischen Mannschaften auf dem Platz standen, war das Stadion fast voll. Das ist bei anderen Sportarten in Rio nicht der Fall.

Wenn die Lokalmatadoren dann auftreten, werden diese bedingungslos nach vorne gepeitscht. Die Gegner werden ausgepfiffen und ausgebuht – nicht ganz fair, aber gehört wohl dazu …

Und wenn am Mittwoch und Donnerstag um Mitternacht die Goldmedaillen vergeben werden – am besten mit brasilianischer Beteiligung – wird es eine riesige Party in der Stahlkonstruktion an der Copacabana geben.

Mehr zu den Olympischen Spielen morgen in der Print- und E-Paper-Ausgabe des Tageblatt.