Sonntag2. November 2025

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US HostertHenri Bossis letzter Akt: Bester Aufsteiger hat Klassenerhalt theoretisch in der Tasche

US Hostert / Henri Bossis letzter Akt: Bester Aufsteiger hat Klassenerhalt theoretisch in der Tasche
Henri Bossi will wieder Cheftrainer sein Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

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Die US Hostert kann bereits für eine weitere Saison in der BGL Ligue planen. Die Mannschaft aus dem „Gréngewald“ ist der mit Abstand beste Aufsteiger. Einer der Architekten des Erfolgs ist Henri Bossi. Für den 67-Jährigen war es jedoch der voraussichtlich letzte Akt bei der USH.

Henri Bossi hat in den vergangenen Jahren eine neue Liebe entwickelt. Seit 2016 ist das ehemalige Niederkorner Urgestein mit zwei Unterbrechungen ein wichtiger Teil der US Hostert. Zunächst als Trainer und mittlerweile als Sportdirektor. Mit dem Klassenerhalt in der Tasche verlässt er den Verein jedoch am Saisonende. „Wie in jeder Beziehung gibt es Höhen und Tiefen. Meine Beziehung zum Verein ist aber sehr gut“, sagt Bossi. Der 67-Jährige will noch einmal den Rasen unter seinen Füßen spüren. „Ich will mich als Trainer einmal einer neuen Herausforderung stellen. Irgendwo im Süden des Landes, in einem Verein, wo Fußball noch mit mehr Leidenschaft gelebt wird. Jeder hat seinen Charakter. Bei mir ist es so, dass halt eher die Cheftrainer-Rolle zu mir passt.“

Es ist ein Abschied, der überraschend kommt, denn eigentlich hätte man vermuten können, dass Bossi seine Karriere vielleicht in Hostert beenden würde. Der Mannschaft, die mit Abstand der beste Aufsteiger der BGL Ligue ist, und sechs Spieltage vor Schluss den Klassenerhalt theoretisch bereits gesichert hat. Derzeit beträgt der Vorsprung auf den ersten Relegationsplatz 13 Punkte. Seit der Einführung der 16er-Liga 2020 hatte noch keine Mannschaft auf dem ersten Relegationsplatz mehr als 31 Punkte. Hostert hat bereits 33 Punkte vorzuweisen. „Es ist erst das zweite Mal in der Vereinsgeschichte, dass wir uns so früh retten können“, so Bossi.

Der Grundstein wurde in den vergangenen Wochen gelegt. Hostert hat in dieser Rückrunde bereits 17 Punkte gesammelt. „Der Grund für die guten Resultate ist eine bessere und intensivere Vorbereitung als im Sommer. Mit Derbali haben wir einen sehr guten Abwehrspieler verpflichtet. Das Pressing wurde einstudiert und hat gegriffen. Und einige Male hatten wir das Glück auf unserer Seite“, resümiert Bossi.

Durch eine ungewöhnliche Aktion im März 2024 leitete er aber selbst den Erfolg der Mannschaft von Präsident Jacques Wolter mit ein. Damals trat er als Trainer zurück und überließ das Amt seinem langjährigen Freund Marc Thomé. Dieser führte die USH auf Platz drei der Ehrenpromotion und zum Sieg im Relegationsspiel gegen Käerjeng. Vor seiner Übernahme stand Hostert auf Rang sechs. „Ich habe damals gespürt, dass ich die Mannschaft nicht mehr erreiche. Jacques Wolter (der Präsident, Anm. d. Red.) hätte mich nicht entlassen, deshalb habe ich entschieden, zurückzutreten und einen neuen Trainer für den Verein zu suchen, der dem Verein einen neuen Schub geben könnte.“

Es ist nicht der erste Streich dieser Art. 2012 wollte der damalige Progrès-Präsident Fabio Marochi ihn trotz einer Niederlagenserie zum Bleiben überreden. Bossi trat zurück und holte Paolo Amodio. Unter dessen Führung fand Niederkorn wieder in die Erfolgsspur. „Man muss einsehen, wenn es nicht mehr läuft“, sagt Bossi.

Ein feines Näschen

Damit es läuft, arbeitet der Routinier sehr akribisch auf dem Transfermarkt. In jeder Transferperiode muss er erfinderisch werden, um für wenig Geld viel Qualität nach Hostert zu holen. Und das gelang ihm des Öfteren.

Der Differdinger Topstürmer Guillaume Trani, Swift-Torwart Geordan Dupire, Corenthyn Lavie (Francs Borains/B) oder auch Grégory Adler begannen ihre Luxemburg-Karriere in Hostert. In dieser Saison sind die Angreifer Kenan Avdusinovic, Diogo Fernandes, Mittelfeldspieler Mathieu Leroux sowie die Abwehrspieler Antoine Letiévant und Rayed Derbali die Akteure, die bei der USH herausragen. Wer am Ende der Saison gehalten werden kann, steht noch in den Sternen. „Ich glaube nicht, dass Kenan (Avdusinovic) nächste Saison noch für Hostert auflaufen wird“, sagt Bossi.

Der Sportdirektor, der den Verein verlässt, stellt Trainer Marc Thomé aber aktuell noch sein Netzwerk zur Verfügung. „Ich habe bereits einige Spieler für kommende Saison vorgeschlagen.“ Aber nicht nur mit Spielern aus dem Ausland hatte Bossi in der Vergangenheit ein gutes Händchen. Regelmäßig gelang es dem ehemaligen Mittelfeldspieler, junge Talente in seine Vereine zu lotsen, die sich danach in der BGL Ligue durchsetzten. „Um gut informiert zu sein, muss ich mit vielen Leuten reden. Um herauszufinden, welche Spieler infrage kommen, muss ich Bescheid wissen, wer unzufrieden ist oder welche Verträge auslaufen. Wichtig ist aber auch, dass man das Potenzial erkennt.“

In dieser Saison standen Bossi und Thomé rund 300.000 Euro zur Verfügung, um den Kader und den Trainerstab der ersten Mannschaft zusammenzubasteln. Damit liegt Hostert am unteren Ende der Nahrungskette. Nur bei Bettemburg und Fola ist das Budget kleiner.

Auch ohne Bossi wird in Hostert das Karussell nächstes Jahr wieder drehen. Spieler werden den Verein verlassen und andere werden kommen. „Das ist unser Schicksal. Wir müssen jede Saison neu anfangen. Spieler, die bei uns gute Leistungen bringen, verlassen den Verein, obwohl es manchmal besser wäre, sie würden noch ein oder zwei Jahre in Hostert bleiben, bevor sie den nächsten Schritt machen.“

Aber auch Bossis persönliches Schicksal wird kommende Saison so ähnlich aussehen. Suchen und eine neue Mannschaft zusammenbasteln kann er. Bald darf er auch auf dem Rasen wieder beweisen, was er kann. Ganz verlassen will der Rentner Hostert aber vielleicht doch nicht. „Ich helfe vielleicht noch in der Jugend mit aus …“