„Mehr auf Luxemburger setzen“

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Von unserem Korrespondenten Fernand Schott

Mit viel Ambitionen waren die Differdinger Red Boys in diese Saison gestartet. Diese schienen berechtigt, denn Manager Patrick Reder hatte einen Kader mit vielen klangvollen Namen zusammengestellt. Das Tageblatt sprach mit Reder über den bisherigen Verlauf der Saison und über die Zukunftspläne.

Mit Senjin Kratovic, Marin Knez, Andraz Podvrsic, Vladimer Rusia, Darko Georgievski und Keeper Petar Jokanovic standen zu Beginn der Saison immerhin sechs Profis im Differdinger Aufgebot. Im Dezember stieß dann auch noch Rückkehrer Yann Hoffmann, der sich zu Beginn der Saison als Profi in Deutschland versucht hatte, erneut zur Mannschaft. Mit Daniel Scheid, Aldin und Alen Zekan, Joé Faber und Damir Rezic stehen weitere recht klangvolle Namen im Differdinger Aufgebot. Hinzu kommen einige talentierte Jugendspieler, die aber in der laufenden Saison vom neuen Trainer Danilo Brestovac nicht mit Einsatzzeiten verwöhnt wurden. Trotzdem, ein Kader, der sich zeigen lassen kann und mit dem man Ambitionen haben muss.

Doch die Saison lief anders als die Differdinger sich das wahrscheinlich vorgestellt hatten. Zwar gab es im Europapokal einige gute Resultate. Zwei Runden überstanden die Differdinger, sowohl gegen Kaunas aus Litauen wie auch gegen die Bulgaren von Dobrudja zogen sie in die nächste Runde ein. Im Achtelfinale war dann aber Schluss gegen die russische Spitzenmannschaft Dynamo-Victor. Im luxemburgischen Pokal schieden sie etwas unglücklich nach Verlängerung gegen Berchem aus. Und so ruhten alle Hoffnungen auf der Meisterschaft, doch nach der Niederlage gegen Esch sieht es auch hier recht düster aus. Grund genug, um sich bei den Red Boys zu erkundigen.

Tageblatt: Das vorhandene Spielermaterial hat ja enormes Potenzial, warum läuft es in der Saison bisher nicht so rund wie gewünscht?
Patrick Reder: Für luxemburgische Verhältnisse war unsere Europapokalkampagne völlig in Ordnung. Auch wenn wir im Achtelfinale gegen die Russen von Dynamo-Victor ausgeschieden sind, so haben wir doch die Luxemburger Farben ehrenvoll vertreten. Die Art und Weise, wie wir in der „Coupe de Luxembourg“ ausgeschieden sind, hatte enormen Einfluss auf unsere gesamte Saison. Ab dieser Szene ist der gesamte Verein ins Wanken geraten und dies verfolgt uns noch heute. Es ist ja nicht das erste Mal, dass unsere ausländischen Spieler an den Vorstand herantreten und fragen: Was läuft hier in dieser Liga, werden hier Spiele manipuliert? Das begann schon vor Jahren mit dem Schweden Johansson, ging über einige deutsche Spieler, die wir verpflichtet hatten, oder in jüngster Zeit, als zwei unserer jetzigen Profis dieselbe Frage stellten.

Mit diesem Problem müssen die Red Boys leben, doch diese Situation beeinflusst das gesamte Vereinsleben. Nicht nur, dass wir Nervosität im Vorstand haben, auch bei den Spielern ist diese Nervosität zu spüren, was dann zu einer gewissen Verunsicherung führt, die sich auch auf die Leistung überträgt. Das soll keine Entschuldigung für alles sein, doch dieser Aspekt gehört ebenfalls dazu. Im Play-off lief sicherlich nicht alles nach Wunsch, wir brauchen uns mit unseren Ergebnissen aber keineswegs zu verstecken.

Sowohl in Käerjeng als auch gegen Esch hat die Mannschaft immer in der Schlussphase den Sieg aus der Hand gegeben. Mit sechs Profis in der Mannschaft kann es doch keine konditionellen Probleme geben, oder?
Nein, sicherlich nicht. Aber diese Unsicherheit, von der wir vorher sprachen, verstärkt noch den Druck, der auf unseren professionellen Spielern lastet. Und diesem Druck sind sie leider nicht immer gewachsen. Sie wissen ganz genau, dass wir sie nicht verpflichtet haben, um auf dem fünften Platz zu landen. Und diese erfahrenen Spieler wissen auch, wenn sie zu Recht verloren haben, wie das am letzten Samstag gegen Esch der Fall war. Da beanstandet auch niemand, dass – auch wenn es knapp war – der Escher Sieg in Ordnung ging. In dieser Hinsicht sind sie schon sehr korrekt, doch die Angst, ungerecht behandelt zu werden, verfolgte uns über die ganze Saison.

Sind Fehler bei der Rekrutierung geschehen?
Wenn ja, dann war es vielleicht die Verpflichtung vom Georgier Rusia, der ein Jahr nicht gespielt hatte. Wir hatten uns informiert, Rusia hatte nicht wegen einer Verletzung pausiert, sondern weil sich sein Sohn einer schweren Operation unterziehen musste. Sein rumänischer Verein und sein Berater hatten uns garantiert, dass er in guter physischer Verfassung wäre. Dem war leider nicht so. Leider hat er sich nie integrieren können, das war bitter für uns, denn wir hatten viel Hoffnung in ihn gesetzt. Und darunter hatten wir die ganze Saison zu leiden. Bei den Torleuten hatten wir zwei wertvolle Keeper verloren und standen unter Druck. War die Verpflichtung des zweiten Torwarts noch logisch, so ist die Verpflichtung unseres ersten Torwarts eher aus der Not heraus geschehen. Trotzdem muss man sagen, dass Jokanovic kein Fehleinkauf war. Er hat gute Qualitäten, ist aber leider nicht beständig genug in seinen Leistungen.

Am Samstag beim Leader Berchem muss also ein Sieg her, ansonsten ist sogar der vierte Platz in Gefahr.
Nun, sicher ist, dass wir nicht in Berchem antreten, um zu verlieren. In dieser Saison waren die Spiele gegen Berchem immer enge und spannende Angelegenheiten. Eigentlich ist die Bilanz positiv für uns, wenn man im Pokal nur 90′ anrechnet. Dann endeten nämlich drei Partien mit einem Remis und in Berchem konnten wir uns, wenn auch nur ganz knapp, durchsetzen. In dieser Saison ist sowieso alles möglich. Wie wichtig ein Erfolg für uns wäre, wissen sowohl die Spieler als auch wir Vereinsverantwortlichen der Red Boys am besten.

Haben Sie sich schon Gedanken gemacht, wie es in der kommenden Saison weitergehen soll? Mit der Verpflichtung von Tom Meis ist Ihnen ja schon ein großer Coup gelungen …
Wir wollen weiter, was wir schon in der letzten Saison begonnen hatten, verstärkt auf luxemburgische Spieler zurückgreifen, was auch mit unserem Trainer abgesprochen ist und wie wir es in unserem Projekt 2020 vorgesehen haben. Im Dezember haben wir ja Yann Hoffmann zurückgeholt und vor kurzem haben wir mit der Verpflichtung von Tom Meis einen weiteren Schritt in diese Richtung unternommen. Außerdem halten wir große Stücke auf das Talent eines Eric Manderscheid. Eric, der schon sehr gute Ansätze gezeigt hatte, wurde leider durch eine Verletzung ausgebremst. Er wird uns aber in der kommenden Saison wieder zur Verfügung stehen. Dann verfügen wir auch in der eigenen Jugend über einige hoffnungsvolle Talente, die wir verstärkt fördern wollen. Wie wir das Torwartproblem lösen werden, ist aber noch ungewiss. In der kommenden Saison könnten wir also schon eine rein luxemburgische Mannschaft aufstellen, die sich zeigen lässt.

Zum Abschluss die obligatorische Frage: Können die Red Boys noch Meister werden?
Sollten wir am Samstag in Berchem gewinnen, bleibt die Hoffnung erhalten. Andernfalls wird diese komplizierte Saison auch genauso kompliziert zu Ende gehen. Sicher ist, dass wir noch immer antreten, um alle Spiele zu gewinnen, wie es sich für ambitionierte Sportler gehört.