Handball / Jeannot Kaiser: Neue Vorwürfe gegen Moustafa

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Drei Wochen vor der Präsidentenwahl beim Handball-Weltverband IHF fahren die Kandidaten immer schwerere Geschütze auf. „Undemokratisches Verhalten“ wirft der Luxemburger Jeannot Kaiser dem Amtsinhaber Hassan Moustafa in einem Brief vor, der der Deutschen Presse-Agentur dpa vorliegt.

„Sie werden mir das Wort nicht verbieten. Dafür wird Sorge getragen“, so Kaiser in einem Schreiben, das an alle nationalen Verbände gerichtet ist, die am 5. Juni in Kairo den IHF-Präsidenten wählen.
Kaiser ist empört über einen Brief Moustafas, der am 8. Mai an die gleichen Adressaten gegangen war. Wegen des engen Zeitrahmens bestünde für die Kandidaten leider nicht die Möglichkeit, sich beim IHF-Kongress zu präsentieren, heißt es dort sinngemäß. Kaiser, aber auch der dritte Präsidentschaftskandidat Gudmundur Ingvarsson aus Island sind darüber erzürnt. „Hiermit protestiere ich vehement gegen die Behandlung der Kandidaten. Sie entziehen den Kongressteilnehmern die Möglichkeit, die Kandidaten persönlich kennenzulernen und deren Meinungen zu hören. Ein Wahlkongress ist der wichtigste Kongress einer vierjährigen Legislaturperiode. Und da kommen Sie nun und schützen Zeitmangel vor, um den Kandidaten das Wort zu verbieten.“
Moustafas Gegenkandidaten werfen dem ägyptischen Amtsinhaber mangelndes Demokratieverständnis vor: „Sie sind doch derjenige, der bei allen Gelegenheiten die ach so großartige Demokratie innerhalb der IHF vorbetet. Lassen Sie doch einmal Ihren Worten Taten folgen und leben auch Sie einmal Demokratie vor.“ Kaiser hat in der entscheidenden Wahlkampfphase ein Team von Funktionären, aber auch ehemaligen Handballern wie Erhard Wunderlich oder Jackson Richardson um sich versammelt, die sich unter dem Motto „Für einen sauberen Handball“ für die Abwahl Moustafas einsetzen. Der Funktionär bestreitet alle Vorwürfe und äußert sich nicht dazu.
Zu diesen Gefolgsleuten zählt auch IHF-Generalsekretär Peter Mühlematter. Dieser war bei Moustafa in Ungnade gefallen, weil er bei der WM in Zagreb Schriftstücke präsentiert hatte, die als Grundlage für staatsanwaltliche Ermittlungen gegen Moustafa am IHF-Sitz in Basel gedient hatten. Der IHF-Rat stellte sich in Zagreb allerdings hinter Moustafa, sprach diesen quasi frei und forderte Mühlematter zum Rücktritt auf, was dieser aber nicht tat.
„Sie ermitteln seit 2008, wenn an den Vorwürfen nichts dran wäre, hätte sich die Staatsanwaltschaft doch schon gemeldet“, sagt Kaiser. Bei den Ermittlungen geht es um den „Verdacht der ungetreuen Geschäftsbesorgung“. Aufgeklärt werden soll der Verbleib von Zuschüssen in Höhe von damals 1,6 Millionen Schweizer Franken, die die IHF 1999 an den WM-Ausrichter Ägypten gezahlt hat. Chef des Organisationskomitees und des ägyptischen Handball-Verbandes war in Personal-Union Moustafa. Kaiser kündigt für den Fall seiner Wahl zudem deutlich mehr Transparenz an.

Manipulation

„Dann werden Rechnungen des Präsidenten nur noch gegen Beleg ausgezahlt“, bezieht sich Kaiser darauf, dass Moustafa sich 560.000 Schweizer Franken als Reisekosten ohne Belege hatte auszahlen lassen. Kaiser attackiert den Ägypter zudem wegen Wahl-Manipulation. „Moustafa hat sich vom IHF-Rat die Erlaubnis geben lassen, den kleineren Verbänden die Reisekosten zum Kongress in Kairo mit IHF-Geld zu erstatten. Wenn das kein Stimmenkauf ist, weiß ich es nicht.“ Nach Kaisers Angaben geht es dabei um eine Summe von drei Millionen Schweizer Franken.