Formel 1Hamilton riskiert … und verliert – Bottas siegt vor Verstappen

Formel 1 / Hamilton riskiert … und verliert – Bottas siegt vor Verstappen
Lewis Hamilton wollte das Rennen auf einem einzigen Reifensatz durchziehen Foto: Ozan Kose/AFP

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Lewis Hamilton wollte im Regen von Istanbul mit riskanter Taktik auftrumpfen. Auch Sebastian Vettel versuchte es mit einer alternativen Strategie – beide scheiterten. Während Valtteri Bottas triumphierte, hat Max Verstappen die WM-Führung mit Rang zwei zurückerobert.

Lewis Hamilton stapfte frustriert in die Mercedes-Box, Sebastian Vettel entschuldigte sich noch im Rennwagen via Funk bei seiner Crew. Die beiden höchstdekorierten aktiven Formel-1-Fahrer sind im Regen von Istanbul für ihr Risiko nicht belohnt worden. Während Vettels Experiment mit Trockenreifen wohl keine WM-Punkte kostete, war Hamilton nach Rang fünf und nun wieder sechs Zählern Rückstand im WM-Kampf auf Max Verstappen sauer – wegen der Entscheidung seines Mercedes-Teams, ihn vom Durchfahren auf einem einzigen Reifensatz abzuhalten.

„Die Reifen hätten wohl halten können“, sagte Hamilton bei Sky UK: „Im Nachhinein hätte ich besser draußen bleiben oder viel früher reinkommen sollen. Letztlich ist es frustrierend. Auf dem dritten Platz war es ein gutes Gefühl. Jetzt ist es schlechter, aber es hätte auch noch schlechter werden können.“

Schadensbegrenzung

Zumindest verhinderte Hamiltons Edelhelfer Valtteri Bottas mit seinem zehnten Formel-1-Sieg vor Verstappen größeren Schaden. Der Red-Bull-Star liegt dank Rang zwei aber trotzdem wieder im WM-Klassement vor Hamilton. Dritter wurde Verstappens Teamkollege Sergio Perez.

„Wir sind glücklich mit diesem zweiten Platz. Bei diesen Bedingungen kann man leicht Fehler machen“, sagte Verstappen. Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko sprach am Sky-Mikrofon vom „Optimum, das wir herausholen konnten. Ein bisschen Angst hatten wir, dass Hamilton durchfährt. Aber beim Zustand seiner Reifen wäre die Gefahr eines Platzers sehr groß gewesen.“

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff ging gleich in die Fehleranalyse: „Wenn wir deutlich früher reingekommen wären, hätten wir Platz drei erreichen können. Wir wollten das, aber ich verstehe auch Lewis‘ Sichtweise im Auto.“

Valtteri Bottas stand in dieser Saison erstmals ganz oben auf dem Podium
Valtteri Bottas stand in dieser Saison erstmals ganz oben auf dem Podium Foto: Umit Bektas/AFP

Auch Vettel ging im Kampf um zumindest ein paar WM-Punkte ins Risiko – und wurde ebenfalls nicht belohnt: Während sämtliche Kontrahenten auf Intermediates fuhren, ließ der Aston-Martin-Pilot nach 40 von 58 Runden Trockenreifen aufziehen. Schnell musste Vettel feststellen: Das bringt gar nichts. Der Deutsche wurde durchgereicht und kam als 18. ins Ziel. „Ich dachte, es lohnt sich, das Risiko einzugehen. Aber es war unmöglich, die Reifen zum Arbeiten zu bringen“, funkte Vettel entschuldigend an seine Crew.

Über Nacht hatte es wieder geregnet vor den Toren Istanbuls, beim Start war der Asphalt noch nass, immer wieder tröpfelte es. Pole-Setter Bottas bog vor Verstappen in die erste Kurve ein, Hamilton kam bei schlechter Sicht zwar zügig an Vettel vorbei, hing anschließend aber sieben Runden hinter dem AlphaTauri des Japaners Yuki Tsunoda fest. Der Weltmeister, der wegen einer Motorenstrafe nur von Position elf startete, arbeitete sich Platz um Platz nach vorne.

Als erster Topfahrer holte sich Verstappen am Ende von Runde 36 neue Intermediate-Reifen – und kam vor den Streithähnen Perez und Hamilton zurück auf die Strecke. Hamilton und auch Ferrari-Pilot Charles Leclerc blieben länger als alle anderen auf ihrem ersten Reifensatz – in der Hoffnung, die Strecke würde doch noch ausreichend für Trockenreifen abtrocknen.

Zehn Runden vor dem Ende gab Leclerc seinen Plan auf. Hamilton schwenkte gänzlich um: Der 100-malige Grand-Prix-Sieger wollte die mehr als 309 Kilometer auf einem einzigen Reifensatz durchziehen: „Ich rutsche hin und her, aber es geht noch“. Letztlich überstimmte ihn das Team. Zumindest wurde so ein möglicher Ausfall verhindert. Teamchef Wolff sprach von Schadensbegrenzung. (SID)

Im Überblick

Großer Preis der Türkei, 16. von 22 Läufen zur Formel-1-WM 2021: 1. Valtteri Bottas (Finnland) Mercedes 1:31:04,103 Stunden, 2. Max Verstappen (Niederlande) Red Bull 14,584 Sekunden zurück, 3. Sergio Perez (Mexiko) Red Bull 33,471, 4. Charles Leclerc (Monaco) Ferrari 37,814, 5. Lewis Hamilton (Großbritannien) Mercedes 41,812, 6. Pierre Gasly (Frankreich) AlphaTauri 44,292, 7. Lando Norris (Großbritannien) McLaren 47,213, 8. Carlos Sainz jr. (Spanien) Ferrari 51,526, 9. Lance Stroll (Kanada) Aston Martin 1:22,018 Minuten, eine Runde zurück: 10. Esteban Ocon (Frankreich) Alpine, 11. Antonio Giovinazzi (Italien) Alfa Romeo, 12. Kimi Räikkönen (Finnland) Alfa Romeo, 13. Daniel Ricciardo (Australien) McLaren, 14. Yuki Tsunoda (Japan) AlphaTauri, 15. George Russell (Großbritannien) Williams, 16. Fernando Alonso (Spanien) Alpine, 17. Nicholas Latifi (Kanada) Williams, 18. Sebastian Vettel (Deutschland) Aston Martin, zwei Runden zurück: 19. Mick Schumacher (Deutschland) Haas, 20. Nikita Masepin (Russland) Haas
Schnellste Rennrunde: Bottas 1:30,432 Minuten (58.)

Fahrerwertung: 1. Verstappen 262,5 Punkte, 2. Hamilton 256,5, 3. Bottas 177, 4. Norris 145, 5. Perez 135, 6. Sainz jr. 116,5, 7. Leclerc 116, 8. Ricciardo 95, 9. Gasly 74, 10. Alonso 58, 11. Ocon 46, 12. Vettel  35, 13. Stroll 26, 14. Tsunoda 18, 15. Russell Williams 16, 16. Latifi (Kanada) 7, 17. Räikkönen 6, 18. Giovinazzi  1

Teamwertung: 1. Mercedes 433,5, 2. Red Bull 397,5, 3. McLaren 240, 4. Ferrari 232,5, 5. Alpine 104, 6. AlphaTauri 92, 7. Aston Martin 61, 8. Williams 23, 9. Alfa Romeo 7