SCHWIMMEN – Ungarn ist Gastgeber der Europameisterschaft 2010. Diese EM hat viele Extras zu bieten. Beginnend mit dem Jubiläum, denn diese Schwimmwettbewerbe werden zum 30. Mal ausgetragen. Unter den „geladenen Gästen“ zu den Jubiläumsfeierlichkeiten befinden sich mit Laurent Carnol und Jean-François Schneiders zwei Luxemburger.
Marc Biwer
Ausrichter der EM ist Budapest, dies bereits zum vierten Mal. Damit steigt die Zwei-Millionen-Metropole zum alleinigen Rekordhalter als Ausrichter auf, vor Wien (AUT/3). 1926 wurde die EM-Premiere in Budapest ausgetragen, 1958 waren die besten Schwimmer Europas zum zweiten Mal an der Donau zu Gast, und auch 2006 zeichnete sich Ungarn als Ausrichter der EM aus, mit einer Rekordbeteiligung von 1.340 Schwimmern und 43 von 51 Mitgliedsstaaten des Europäischen Schwimmverbandes (LEN).
84 Jahre nach der Premiere werden die Titelentscheidungen erneut im „Alfred Hajos – Tamas Szechy Swimming Complex“ fallen. Die Schwimmhalle auf „Margret Island“, einem beliebten Ausflugsziel der Budapester, wurde 1930 errichtet. Als Architekt zeichnete Alfréd Hajós verantwortlich, der erste ungarische Olympiasieger, natürlich ein Schwimmer.
Ein letzter, aber wohl der wichtigste Fakt rund um die EM in Budapest, ist die Tatsache, dass die Hightech-Ganzkörperanzüge seit Beginn 2010 verboten sind und die Weltrekordflut somit vorerst der Vergangenheit angehört.
Die Teilnehmer müssen sich wieder auf ihre Schwimmkünste besinnen, statt Kraft wird Technik verlangt. Oder wie der deutsche Weltmeister von 2009, Paul FLNS-DUO PROGRAMM
o Montag: Laurent Carnol 100 m Brust, Jean-François Schneiders 100 m Rücken
o Mittwoch: Carnol 200 m Brust, Schneiders 50 m Rücken
o Donnerstag: Schneiders 100 m Freistil
o Freitag: Carnol 50 m Brust, Schneiders 200 m Rücken Biedermann, es formuliert: „Ich komme mir vor wie eine Nacktschnecke.“
Der Zahlenspiele nicht genug, könnte Budapest bei der 30. EM erneut einen Rekord aufstellen. Auch wenn die genauen Startlisten zum Wochenende noch nicht vorlagen, so werden schätzungsweise 1.500 Athleten auf der Margareteninsel erwartet, aus 44 Ländern. Das wird den LEN-Präsidenten freuen, den Luxemburger Nory Kruchten.
Stolz und Co.
Begonnen hat die EM, die alle zwei Jahre ausgetragen wird, am vergangenen Mittwoch, mit den Entscheidungen im Kunstspringen sowie im Synchron- und Freiwasserschwimmen. Das Hauptaugenmerk aber gehört den Schwimmwettbewerben im 50-m-Becken, die heute in Angriff genommen werden. Der Luxemburger Verband FLNS wird mit zwei Akteuren im Einsatz sein, Laurent Carnol und „Fränz“ Schneiders. Dies nach fünf Schwimmern bei der EM 2008 in Eindhoven. Sarah Rolko, Aurélie Waltzing und Raphaël Stacchiotti waren ebenfalls für Budapest qualifiziert, das Trio profitiert allerdings von der altersbedingten Möglichkeit, Mitte August bei der Premiere der Olympischen Jugendspiele in Singapur zu starten. Christine Mailliet muss verletzungsbedingt passen, Dana Gales wegen Studien. Die SCDE-Damen zählten in Eindhoven zum FLNS-Team, ebenso wie Alwin De Prins, der seine Karriere beendet hat.
Die letzten beiden „Überbleibsel“ aus der 2008er-Mannschaft sind somit Jean-François Schneiders und Laurent Carnol. Begleitet werden sie in Budapest von Coach Miloslav Rolko. Beide Schwimmer haben sich intensiv auf diese EM vorbereitet, zuletzt bei einem zweiwöchigen Lehrgang auf Teneriffa. Nationaltrainer Ingolf Bender attestiert dem Duo denn auch eine Topform. Die Hoffnungen, die auf ihren Schultern lasten sind groß, aber nicht unrealisierbar.
So wie bei Laurent Carnol. Der „englische Student“ könnte in die Fußstapfen von Tom Stolz (1995), Alwin de Prins (1999 und 2004) und Dana Gales (2008) treten, die jeweils in ein Halb- bzw. B-Finale vordringen konnten. Von diesen Vier erzielte De Prins mit Platz 13 (2004 über 100 m Brust) das bisher beste Ergebnis.
Insgesamt lässt sich eine steigende Tendenz erkennen und belohnt damit die seit rund 15 Jahren betriebene Aufbauarbeit der FLNS. Waren Nancy Arendt, Yves Clausse, Marc Seimetz und Co. in den 80er Jahren noch chancenlos, konnten die Luc Decker, Lara Heinz und Alwin De Prins in den 90ern bereits erste Früchte sammeln. Richtig los ging es aber international im neuen Jahrtausend, obschon die Konkurrenz immer professioneller betreut wird. Dies trifft aber teilweise auch auf die FLNS-Schwimmer zu, und von nichts kommt eben nichts. Für Carnol ist der große Tag der Mittwoch: Dann wird der Ettelbrücker die 200 m Brust in Angriff nehmen. Zuletzt konnte man sich bei den EDF Open in Paris ein Bild von seiner Leistungsstärke machen, als Carnol in dieser Disziplin souverän die Goldmedaille gewann, u.a. vor dem dreifachen Olympia-Bronzegewinner Hugues Dubosq (FRA, 100 m Brust 2004 in Athen, 100 und 200 m Brust 2008 in Peking).
„Laurent war schon in Paris sehr schnell“, bescheinigt ihm Ingolf Bender beste Voraussetzungen, „und hat damit in Budapest berechtigte Chancen auf ein Halbfinale. Er konnte sich stets kontinuierlich verbessern und will in Budapest noch einmal seine Bestzeit unterbieten. Und das wäre quasi automatisch mit einem Halbfinale verbunden. Laurent ist jedenfalls gut vorbereitet und wie immer hoch motiviert.“
Auch für den zweiten FLNS-Vertreter, Jean-François Schneiders, findet Bender ausschließlich lobende Worte: „Fränz hat auf Teneriffa noch einmal sehr, sehr gut trainiert und befindet sich in einer Form, wie ich sie bei ihm bisher noch nicht gesehen haben. Er war noch nie so fit. Nach dem Wegfall der Ganzkörperanzüge muss sein Ziel lauten, auf allen drei Strecken an seine Bestzeiten heranzukommen, sie wenn möglich zu übertreffen.“
Wegen seiner Studien musste der Wiltzer in der letzten Saison kürzertreten, schaffte es aber anschließend, Studium und Schwimmen unter einen Hut zu bringen. Wegen der fehlenden Meldeliste sind seine Chancen schwer einzuschätzen, mit einer guten Zeit wird es aber allemal zu einer guten Platzierung reichen. Und schnelle Chronos wird Fränz Schneiders präsentieren, das ist man von ihm bei Top-Events nicht anders gewohnt.
De Maart
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