European ChampionshipsHalbfinale im vollen Olympiastadion: Patrizia van der Weken belohnt sich für eine starke Saison

European Championships / Halbfinale im vollen Olympiastadion: Patrizia van der Weken belohnt sich für eine starke Saison
Die Stimmung im fast ausverkauften Olympiastadion genoss auch Patrizia van der Weken Foto: Marc Mueller/Munich2022

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Zum Abschluss ihrer Saison durfte Patrizia van der Weken ihr großes Highlight genießen. Das Halbfinale in einem rappelvollen Olympiastadion in München war für die Sprinterin eine Belohnung für eine starke Saison, in der sie auch international den Durchbruch schaffte.

Es war ein Abend, der in Erinnerung bleiben wird. Pünktlich für die Abend-Session mit der Entscheidung im Zehnkampf, die die Zuschauer von Disziplin zu Disziplin immer mehr in ihren Bann zog, und den Halbfinal- und Finalläufen über 100 Meter waren die Zuschauermassen der letzten Tage auch im Olympiastadion angekommen. Eine Stimmung, die auch Sprinterin Patrizia van der Weken sichtlich genoss. Bereits bei der Vorstellung ihres Laufes erhielt die 22-Jährige lauten Jubel. Es war Zeit, zu genießen, denn mit der Qualifikation für die Halbfinalläufe hatte die FLA-Athletin ihr Soll bereits erfüllt. 

Dass der Einzug in den 100-Meter-Endlauf, der zum Schluss des Abends über die Bühne ging, noch etwas zu hoch gegriffen ist, wusste auch van der Weken. Bereits nach dem ersten Halbfinale stand fest, dass sie hierfür schon ihren Landesrekord von 11,29 Sekunden verbessern müsste. Denn mit 11,28 war die Vierte des ersten Rennens, die Italienerin Zaynab Dosso, diejenige, die zu diesem Zeitpunkt die letzte war, die sich über die Zeit qualifizierte, und nur die beiden Ersten jedes Halbfinallaufs sowie die zwei besten Zeitschnellsten durften später noch einmal ran.

Immer normaler

Freude bei Patrizia van der Weken nach ihrem Halbfinale in München
Freude bei Patrizia van der Weken nach ihrem Halbfinale in München Foto: Jenny Zeyen

Nach einem Fehlstart einer Konkurrentin kam die Luxemburgerin beim zweiten Versuch dann auch gut weg, befand sich zwischenzeitlich sogar an Position zwei, verlor auf den letzten Metern jedoch auf die Konkurrenz. „Ich weiß selbst nicht so genau, wie ich das Rennen einschätzen soll. Ich habe mich eigentlich richtig gut gefühlt, vor allem auf den ersten 50 Metern. Die letzten zehn Meter hätte es noch besser sein können, dann hätte ich vielleicht noch einen Platz gut gemacht.“ Dennoch gibt es für die 22-Jährige keinen Grund, sich zu beschweren. „Es war immerhin meine erste EM bei den Seniors. Ich hoffe, dass ich für Rom in zwei Jahren hierauf aufbauen kann und dann noch näher ans Finale heranrücke. Dann bin ich auch noch etwas älter und habe ein bisschen mehr Erfahrung gesammelt.“

Was die Top-Events betrifft, so ist Patrizia van der Weken in ihrem ersten richtigen Jahr bei den Seniors sehr schnell angekommen. Allein in diesem Jahr bestritt die junge Sprinterin die Hallen-WM in Belgrad – mit Halbfinaleinzug –, die WM in Eugene und nun die Europameisterschaft in München. „Ich kriege das inzwischen sehr gut hin. So große Meetings mag ich irgendwie auch lieber, die wo eine klare Linie drin, der Ablauf wirklich strikt ist. Das brauche ich irgendwie.“ In einem Rennen mit den Top-Namen der internationalen Leichtathletik zu sein, wie am Dienstag etwa Europameisterin Dina Asher-Smith, wird da auch schon immer normaler. 

Den Durchbruch geschafft

Und während bei der Französin Mallory Leconte, die disqualifiziert wurde, in der Mixed-Zone die Tränen flossen, hatte Patrizia van der Weken allen Grund, sich zu freuen: Auch wenn sie mit einer Zeit von 11,51 Sekunden nicht an ihren Landesrekord herankam, beendete sie ihr Halbfinale auf dem vierten Rang und landete am Ende auf dem 17. Gesamtplatz. 2022 ist das Jahr, in dem die Sportlerin definitiv ihren Durchbruch geschafft hat. Nun darf sich die FLA-Athletin auf die wohlverdiente Pause freuen, denn die vergangenen Wochen, mit der Reise zur WM in die USA und der Zeitumstellung, zehrten an den Kräften: „Ich habe wirklich zehn Tage gebraucht, um wieder in den Rhythmus zu kommen. Mein Körper braucht jetzt einfach etwas Zeitm um sich zu erholen, denn so langsam spürt man doch so einige Wehwehchen.“ 

In Erinnerung bleibt bei ihr auch die Stimmung in München: „Man steht da am Start und obwohl die EM nicht in meinem Land stattfindet, wurde ich super angefeuert. Das war richtig cool, etwas ganz anderes“, so die 22-Jährige, die aus dem Schwärmen nicht mehr herauskam. Diese Atmosphäre wird sie in den nächsten Tagen noch mehr genießen dürfen, denn am Samstag ist ihre Trainingspartnerin, Hürden-Sprinterin Victoria Rausch, an der Reihe, die letzte FLA-Athletin, die im Olympiastadion ins Wettkampfgeschehen eingreifen wird. „Ich freue mich für sie, denn Victoria hat sich in der Vergangenheit sehr mit Verletzungen herumgeschlagen. Dies hier ist auch der Beweis, dass Arnaud etwas richtig macht. Er investiert genauso viel wie wir, er lebt für die Leichtathletik. Ihm haben wir echt viel zu verdanken“, sagt Patrizia van der Weken und zeigt, dass sie am Ende des Abends auch ihren Trainer Arnaud Starck nicht vergisst.

Im Überblick

Patrizia van der Weken:
100 m, Halbfinale:
11,51 Sekunden (Gesamtrang 17, 4. in ihrem Halbfinallauf)