/ Gespräch mit Michel Platini - Wiedersehen im Jahr 2014?
Christophe Junker
Es sollte eine recht interessante Gesprächsrunde werden … und vor allem auch eine lustige. Bereits vor dem Durchschneiden des „Tricolore“-Bändchens hatte „Platoche“ – von FLF-Präsident Paul Philipp angestachelt – einige Kostproben seines Humors zum Besten gegeben. (Siehe Bildstrecke)
Am (morgigen) Dienstag spielt Frankreich in Metz gegen Luxemburg …
Michel Platini: „Ich möchte nicht über dieses Spiel reden.“
Wollen Sie gar nichts darüber sagen?
M.P.: „Nein, dafür bin ich nicht hierher gekommen. Ich habe mir das Spiel von Luxemburg gegen Weißrussland angeschaut und habe nicht den kommenden Gegner von Frankreich beobachtet. Ich bin nicht der ‚consultant‘ von Laurent Blanc. Ich habe vorhin bei der Einweihung bereits auf den Witz von Paul (Philipp) geantwortet (allgemeines Gelächter). Ich bin hier in meiner Funktion als Vertreter der UEFA und nicht des französisGuy Roux, „consultant“ von Canal+: „Ein Heimspiel für Luxemburg“
Am Sonntagabend befasste Canal+ sich in seiner Sendung „Canal Football Club“ mit dem Länderspiel Frankreich – Luxemburg von morgen Abend.
Gezeigt wurden u.a. Ausschnitte vom Meisterschaftsspiel F91 – Jeunesse, aber keine Szenen aus Weißrussland – Luxemburg. Der Ton der Sendung war zum Teil überheblich, nur warnte man hier und da vor dem Gegner. Der frühere Auxerre-Trainer Guy Roux, „consultant“ bei Canal+, sprach von einem Heimspiel für Luxemburg. „C’est une négligence de la part de la FFF, de jouer ce match à Metz. A Metz, il faut jouer contre l’Italie ou l’Espagne, mais contre le Luxembourg il faut aller à Nice.“ Also für den Gegner so weit wie möglich von zuhause entfernt.
Der französische Verband müsse im Vorfeld eines wichtigen Spiels alle „atouts“ auf seine Seite bringen, so Guy Roux weiter. So sei es auch unverantwortlich gewesen, das Spiel gegen Rumänien an einem Samstagabend auszutragen, da Luxemburg, das bereits freitags gegen Weißrussland spielte, dadurch 24 Stunden mehr Ruhepause habe.
Worauf in der Runde gemurmelt wurde: „Mais, le Luxembourg, ce n’est quand-même pas le Brésil …“
P.L. chen Verbandes. Ich bin dazu da, dass wir jetzt hier in solch einem schicken Raum sitzen und u.a. über die Entwicklung solcher Nationen wie Luxemburg reden können. Dank Einrichtungen wie dieser haben auch Spieler aus kleinen Nationen die Chance, gut ausgebildet zu werden. Wir sind dazu verpflichtet, solche Einrichtungen zu schaffen, da die Kinder heutzutage nicht mehr auf der Straße spielen können.“
„Keine Ahnung“
Vor 25 Jahren trafen Frankreich und Luxemburg zuletzt aufeinander. U.a. Sie spielten damals gegen Luxemburg, welche Erinnerung haben Sie noch an dieses Spiel und wie ist es zu erklären, dass 25 Jahre zwischen diesen beiden Rendezvous liegen?
M.P.: „Ich habe keine Ahnung, ich habe in den vergangenen 25 Jahren keine Auslosungen vorgenommen. Ich kann mich eigentlich nur noch daran erinnern, dass ich zur Pause, denke ich, aus dem Spiel ging.“
Sie haben selbst miterlebt, wie Luxemburg Weißrussland ein Unentschieden abgetrotzt hat. In der Vergangenheit wurden des Öfteren Stimmen laut, dass die sogenannten kleinen Länder zuerst eine Vorqualifikation unter sich ausspielen sollten. Widerlegen Resultate wie dieses von Luxemburg oder die derzeitige Tabellenführung von Montenegro nicht solche Szenarien?
M.P.: „Vonseiten der UEFA hat es nie irgendwelche Überlegungen in dieser Hinsicht gegeben. Eigentlich müsste ich nicht auf ein Problem antworten, das es nie gegeben hat. Wenn Sie mal rechts oder links solche Gerüchte hören, dann stammen sie mit Sicherheit nicht von Leuten, die sich um die Belange des europäischen Fußballs kümmern. Es gibt keine Überlegung unsererseits in diese Richtung.“
Können Sie beurteilen, welche Entwicklung Luxemburg unter Präsident Paul Philipp genommen hat?
M.P.: „Darauf kann ich ihnen erst am Dienstagabend (morgen Abend) nach dem Spiel gegen Frankreich antworten. Paul hat ja damals (1985, d. Red.) in Paris, als er noch Trainer war, sechs Stück von uns bekommen. Dann werden wir sehen, ob es besser war, dass er Präsident wurde oder doch lieber Trainer geblieben wäre.“
Welche Ausbildung muss ein Spieler, wie z.B. hier in Monnerich, genießen, um ein wirklich guter Spieler zu werden?
M.P.: „Hm … wissen Sie, ein Mann begegnet einer Frau, sie mögen sich und bekommen Kinder. Das hat auch etwas mit den Genen, mit Talent zu tun. Frankreich hatte einen Zidane, da war es für sie einfacher, Spiele zu gewinnen. Wäre er in Luxemburg geboren worden, wäre es für Luxemburg leichter gewesen. Es ist natürlich leichter in Frankreich, wo es zwei Millionen Fußballer gibt, gute Spieler herauszubringen als in Luxemburg. Wie viele habt ihr hier?“
33.000.
M.P.: „Und dennoch habt ihr Spieler gehabt wie Nico Braun, Gilbert Dussier, Roby Langers, Jeff Strasser oder Miralem Pjanic, auch wenn er jetzt für Bosnien spielt.“
Frankreich spielt in Metz gegen Luxemburg, dabei war angedacht worden, in Nancy zu spielen. Das wurde aber wieder verworfen, da in Nancy auf einem Kunstrasenplatz gespielt wird. Wie stehen Sie Kunstrasenplätzen gegenüber?
M.P.: „Pfff … ich muss aufpassen, was ich jetzt antworte (Gelächter). Ja und nein, nein und ja. Wenn wir sechs Monate im Sommer auf normalem Rasen spielen können, ist das super. Wenn wir die anderen sechs Monate, an denen es regnet, schneit usw. auf Kunstrasen spielen können, ist das natürlich auch von Vorteil. Dort liegt das Problem. Ich kann den Norwegern, den Russen, den Usbeken etc. nicht verbieten, auf Kunstrasen zu spielen, denn sonst können sie nicht mehr spielen. Andererseits finde ich es schade, dass es z.B. in Luxemburg Kunstrasenplätze gibt … oder in Nancy. Auch wenn manche das glauben, wir sind hier nicht in Sibirien. Für die Ausbildung von Spielern sind sie geeignet, aber für offizielle Spiele … Daher wurde beim Champions-League-Finale in Moskau der Kunstrasenplatz entfernt und auf normalem Gras gespielt.“
Finden Sie die Regel gut, dass Spieler, die jünger als 15 Jahre alt sind, nicht in ein ausländisches Ausbildungszentrum wechseln können, das weiter als 100 Kilometer entfernt von ihrem Zuhause ist?
M.P.: „Ja, warum sollten sie denn nicht in Luxemburg bleiben? Hier gibt es doch auch ein gutes ‚Centre de formation‘. Deshalb lassen wir solche ja entstehen. Seid ihr nicht damit einverstanden? Nein? Paul?“ (Paul Philipp zieht die Mundwinkel nach unten)
2014?
Sehen wir Sie 2014 wieder in Luxemburg?
M.P.: (überlegt) „2014? Sie meinen zur Eröffnung des neuen Nationalstadions?“
Ja!
M.P.: „Es wäre mir eine große Freude. (Dann richtet sich Michel Platini an Sportminister Romain Schneider.) Herr Minister, ich habe keine Lust, dass ich mein Mandat 15 Mal verlängern muss, ehe es so weit ist. Und ich hoffe auch nicht, dass Sie Ihr Mandat noch zwei oder drei Mal verlängern müssen, ehe es so weit ist (allgemeines Gejohle im Presseraum).“
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