Gerechtigkeit

Gerechtigkeit
(Reuters/Eddie Keogh)

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Immer auf die Kleinen, lamentierten die Palace-Fans nach der unglücklichen Niederlage gegen Manchester United.

Ein zweifelhafter Elfmeter und ein Foul an einem Palace-Verteidiger vor dem zweiten United-Tor, dazu ein nicht gegebener Elfmeter, natürlich war es ungerecht, aber was ist schon gerecht im modernen Fußball?

Damit wir hier nicht vom Pfad der Tugend abkommen, erklären uns weise und ergraute Ex-Profis auf den Kanälen von Sky oder BBC, was richtig und falsch ist. Was absichtliches und ungewolltes Handspiel ist, erklärt uns ein Thierry Henry, er muss es ja wissen. Wie man jemanden regelkonform zerlegt, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, dafür sind Martin Keown oder Robbie Savage zuständig. Paul Merson und ein Haufen anderer, ehemaliger Schluckspechte wissen nachher immer, warum es so gelaufen ist, obwohl sie es vor dem Spiel anders herum gesehen hatten. Nur Gary Neville scheint hier klaren Kopf zu behalten und analysiert, erklärt und kommentiert mit Witz und Verstand. Dennoch bleibt die Frage: Was ist schon gerecht im modernen Fußball?

Dass die Lulima auf Sand läuft, kaum dass ihr Medizinmann das Boot verlassen hat, dass Newcastle so schlecht spielt, obschon ihr Manager Carver behauptet, der beste Coach der Liga zu sein, dass bei Crystal Palace eine Cheerleader-Gruppe appetitlicher Paulas für Stimmung sorgt, während im Emirates-Stadion von Arsenal Hostessen in Retro-Uniform gequält in die Runde lächeln, dass im Selhurst Park ein Adler über die Menge fliegt, während über Blackpool der Pleitegeier kreist, dass in Penge West ein tolles Pub ist, wo man, fünf Zugminuten von Palace entfernt, vernünftig tanken und zudem gratis parken kann, während man um das Emirates oder die Stamford Bridge vergebens eine gemütliche Trinkstelle sucht, nein, das ist nicht gerecht, das ist eben Fußball. Das sehen PA aus Bromley und PB aus Luxemburg auch so.

Bei Ajax Amsterdam wurden letzten Sonntag die Spieler beim Betreten des Rasens von ihrer jeweiligen Mutter begleitet, eine nette Geste zum Muttertag. Man stelle sich das in der Premier League vor. Wenn Mutter Rooney sich wundert: „Hier arbeitest du also! Und ich dachte immer, du wärst Testfahrer bei Aston Martin oder Golf-Spieler.“