/ Fußballteam "ausgelöscht"
Tragödie statt Finale: Beim Absturz eines Flugzeugs sind 71 Menschen in Kolumbien gestorben, darunter 19 Profis des brasilianischen Fußballteams Chapecoense. Die Mannschaft sollte in Medellín das Finalhinspiel des Südamerika-Cups gegen Atlético Nacional Medellín bestreiten. Als mögliche Ursache nannte die kolumbianische Luftfahrtbehörde Treibstoffmangel. Zunächst waren die Behörden von 75 Toten ausgegangen, aber anders als geplant hatten vier Passagiere die Reise nicht angetreten. Sechs Menschen überlebten: drei Spieler, zwei Crewmitglieder und ein Journalist. Die für die Ursachensuche wichtigen Blackboxes konnten geborgen werden.
Das Charterflugzeug vom Typ Avro RJ85 der bolivianischen Gesellschaft Lamia verunglückte in rund 3000 Meter Höhe am Berg El Gordo in der Nähe der Ortschaft La Unión – im Landeanflug, knapp 40 Kilometer vor Medellín. Bevor das vierstrahlige Flugzeug gegen 22.00 Uhr (Ortszeit) am Montagabend vom Radar verschwand, meldeten die Piloten technische Probleme. Angehörige versammelten sich am Stadion des Clubs in der Stadt Chapecó in Südbrasilien und warteten verzweifelt auf Nachrichten. Nach Angaben der Behörden soll unter den Toten auch Torwart Danilo sein – er war mit spektakulären Paraden der Held im Halbfinale gegen den Lieblingsclub von Papst Franziskus, San Lorenzo aus Argentinien. Der Finaleinzug war der bislang größte Erfolg des Vereins. In Brasilien wurde eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen.
Finale findet nicht statt
Der südamerikanische Fußballverband Conmebol sagte das Finale ab. Atlético Nacional schlug vor, den Titel 2016 Chapecoense zuzusprechen. „Es ist ein trauriger Tag für den Fußball“, sagte der Präsident des kolumbianischen Vereins, Juan Carlos de la Cuesta. Nach dem Absturz wollen brasilianische Erstligateams zudem Sonderrechte für den Club durchsetzen. Traditionsclubs wie Corinthians, Meister Palmeiras und der frühere Pelé-Club Santos starteten eine Initiative, die das kostenlose Leihen von Spielern in der Saison 2017 vorsieht, außerdem soll der Club Chapecoense drei Jahre lang nicht absteigen.
Ein Grund für den Absturz könnte Treibstoffmangel gewesen sein, sagte der Direktor von Kolumbiens Luftfahrtbehörde, Alfredo Bocanegra. Widersprüchliche Angaben zu den Opfern verunsicherten die Angehörigen. „Jeder sagt was anderes. Mein Herz ist verzweifelt“, sagte die Mutter des Torwarts Danilo dem Portal „Uol“. Nach einem Linienflug von São Paulo nach Santa Cruz in Bolivien war die Maschine von dort in Richtung Medellín gestartet. In der Maschine waren auch rund 20 Journalisten, die über das Final-Hinspiel berichten wollten. Insgesamt waren 81 Menschen beim Charterflug nach Kolumbien an Bord.
Steile Karriere mit jähem Ende
Die Copa Sudamericana ist nach der Copa Libertadores der wichtigste Fußball-Clubwettbewerb in Südamerika und vergleichbar mit der Europa League. Das Erreichen des Finals war der bisher größte Erfolg des 1973 gegründeten Teams aus der Stadt Chapecó im südbrasilianischen Bundesstaat Santa Catarina. 1995 spielte auch der spätere Bundesliga-Profi und Nationalspieler Paulo Rink hier. „Das ist eine Riesenkatastrophe. Der Verein ist ja jetzt praktisch ausgelöscht, wenn so viele Spieler nicht mehr da sind“, sagte er der „Rheinischen Post“. Noch 2009 hatte der Provinzclub in der vierten Liga gespielt.
Der brasilianische Staatspräsident Michel Temer ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. «Ich möchte in dieser traurigen Stunde, die die Tragödie für Dutzende Familien bedeutet, mein Mitgefühl aussprechen», teilte Temer mit. Man werde alles Mögliche tun, um den betroffenen Familien zu helfen. An Bord waren 72 Passagiere sowie neun Besatzungsmitglieder. Zu den Geretteten sollen Abwehrspieler Alan Ruschel und eine Stewardess gehören. Die Gegend war wegen Nebels zunächst nur auf dem Landweg zu erreichen, nicht aus der Luft.
Chapecoense war erst 2014 in die erste Liga Brasiliens aufgestiegen. Der Absturz des Flugzeugs löste große Anteilnahme in der Fußballszene aus. Trauerschleifen, die das Wappen des Clubs umgeben, wurden auf Twitter veröffentlicht. Der FC Bayern teilte mit: „Der FCBayern gedenkt der Opfer und Angehörigen des Flugzeugabsturzes in Kolumbien.“ Auch der brasilianische Superstar Neymar, Argentiniens Lionel Messi und Englands Wayne Rooney reagierten bestürzt. Messi war nach dem WM-Qualifikationsspiel in Brasilien (0:3) am 11. November noch selbst mit seinen Kollegen mit der Unglücksmaschine geflogen.
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