/ Fussball/Anspruch und Wirklichkeit
Bisher kriselt es, wenn überhaupt, aber nur leise. Bei Ettelbrück rumort es eh schon länger, und so richtig krachen lassen hat es bisher nur der RM Hamm Benfica (siehe „T“ vom Samstag), wo Trainer Gutierrez schon zurückgetreten war, um dann doch zu bleiben, vorerst.
Da geht es anderswo ruhiger zu. Etwa beim F91: Dass bei einem dritten Platz (11 Punkte) nach sechs Spieltagen – vier Punkte hinter dem RFCUL – bereits Fragen gestellt werden, zeigt nur, wie sehr der F91 die Meisterschaft in den vergangenen Jahren dominiert hat. Und so wundert sich Kapitän Sébastein Remy auch nicht im Geringsten darüber: „Aber wir sind ja immerhin noch Dritter. Es besteht also kein Grund zur Panik.“
Dem F91 fehlt allerdings auch zurzeit Mastermind Michel Leflochmoan an der Seitenlinie. Und das wird krankheitsbedingt noch ein paar Wochen so bleiben: „Auch wenn man den jetzigen Trainern nicht den geringsten Vorwurf machen kann. Aber ein Coach vom Schlag eines Leflochmoan fehlt immer. Er kennt uns und findet die Worte, die uns mehr bewegen, die uns eher wieder aufrichten.“
Die Dominanz des F91 ist jedenfalls hin. Vorerst zumindest. So hat Düdelingen in sechs Spielen bereits sieben Gegentreffer kassiert. Letztes Jahr hat das doppelt so lange gedauert, genauer bis zum 13. Spieltag. Mit der Niederlage gegen Grevenmacher ging sogar erstmals seit 2005 wieder ein Heimspiel in der Meisterschaft verloren. Die Gegner haben offenbar ihre Ehrfurcht vor dem F91 erst mal abgelegt. Sie werden mutiger: „Das ist doch gut für uns. Dann bleiben die wenigstens nicht immer hinten stehen und wir haben mehr Platz im Spiel nach vorne“, kündigt Remy Besserung an.
300 Trainer
Im Vergleich mit Etzella Ettelbrück sieht es hingegen aus, als habe der F91 nicht mal ein Problem. Jahrelang waren die Ettelbrücker eine der einzigen Mannschaften, die ernsthaft den Anspruch erheben konnten, dem F91 in Sachen Meisterschaft in die Suppe zu spucken. Aber die letzten Monate im Norden waren turbulent. Im und um den Vorstand rumorte es heftig. Hinzu kam die Müdigkeit nach dem UI-Cup, das Ettelbrücker Stadion, das derzeit nicht zur Verfügung steht und auch etwas Pech. „Es kam einfach alles zusammen “, so Trainer Florim Alijai.
Die Bilanz: Sechs Spiele, vier Punkte, Platz zwölf. Das wäre am Saisonende ein Barrageplatz. Zwar darf sich Alijaj über den drittbesten Sturm der Liga freuen (14 Treffer), um aber gleich wieder die zweitschlechteste Abwehr zu beklagen (16 Gegentreffer), was aber nicht nur ein Problem der Abwehr, sondern des Umschaltens bei der gesamten Mannschaft sei, so Alijai. „Physis und Wille der Mannschaft stimmen. Wir spielen uns Chancen heraus und machen auch die Tore. Aber manchmal haben wir einfach Pech. Dann wird es mit der Zeit eine Kopfsache. Wir brauchen jetzt einfach mal ein Erfolgserlebnis, damit es Klick macht.“
Er zweifelt auch nicht daran, dass man ihm in Ettelbrück die nötige Zeit und Ruhe lassen wird, auch wenn am vergangenen Sonntag ein wild gestikulierendes Vorstandsmitglied hinter der Trainerbank beobachtet wurde. „Ich habe 300 Trainer hinter mir sitzen, wenn es schlecht läuft“, wiegelt er ab, „aber Etzella hat halt den Anspruch, oben mitzuspielen“, so Alijai.
Da sind die Ansprüche in Beggen eine Nummer kleiner. Man wusste, dass es schwer werden würde. Viele Leistungsträger zog es zu zahlungskräftigeren Vereinen, aber dass der Start derart katastrophal verlaufen würde, „hatten wir uns nicht erwartet“, so Präsident Jean Hansen. Beggen steht nach sechs Spieltagen am Tabellenende mit drei Punkten.
Nie wieder
Zu früh, für ein großes Drama, aber damit es von vornherein klar ist: Am Trainerstaff wird nicht herumgemäkelt: „Wir haben einen jungen Kader und überwiegend bei kleineren Vereinen rekrutiert. Warum? Weil unser Budget nichts anderes zulässt. Und von den Jungen haben im Moment viele das Niveau für die Fortis Ligue noch nicht. Aber die Trainer machen eine gute Arbeit. Druck auf sie zu machen, wäre grundfalsch.“ Und an der Beggener Politik wird sich so schnell nichts ändern: „Wir haben nicht vergessen, in welch schlechten Tüchern der Verein vor ein paar Jahren noch gesteckt hat. Da wollen wir nie wieder hin“, so Hansen.
Fazit: Für handfeste Krisen ist die Saison zu jung. Noch jedenfalls. Aber jedes Ende muss irgendwo seinen Anfang nehmen.
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