Mathias Olesen„Zeit, meinem Land etwas zurückzugeben“

Mathias Olesen / „Zeit, meinem Land etwas zurückzugeben“
Im Juni freute er sich noch mit seinen U21-Kollegen, diese Woche will Mathias Olesen (r.) mit dem A-Kader Erfolge feiern Foto: Editpress/Gerry Schmit

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Mathias Olesen hat die wohl aufregendsten Wochen seiner noch jungen Karriere hinter sich. Mit der U23 des 1. FC Köln erzielte er in der Regionalliga einen Dreierpack, wurde daraufhin zu den Bundesliga-Profis beordert und kurz danach für die beiden WM-Qualifikationsspiele gegen Aserbaidschan und Irland in die Nationalmannschaft berufen.

Mit sechs Jahren zog Mathias Olesen mit seinen Eltern von Kopenhagen nach Luxemburg. Sein Vater hatte hierzulande einen Job in der Investmentbranche angenommen. Für den kleinen Dänen, der später Luxemburger wurde, war der Fußball von Anfang an das beste Mittel, sich in seiner neuen Heimat zu integrieren. „Ich habe die Europaschule besucht. Dort gab es keine Luxemburgisch-Kurse. Die Sprache habe ich in meinem ersten Verein Mamer und danach in der Fußballschule in Monnerich gelernt“, sagt Olesen, dessen Talent zunächst vom Racing Luxemburg und danach von Eintracht Trier entdeckt wurde. 2019 folgte der Wechsel zum 1. FC Köln, wo der 20-Jährige mittlerweile mit der U23-Mannschaft in der Regionalliga antritt.

Nachdem er sich in dieser Saison bei der zweiten Mannschaft der Domstädter etabliert hatte, ging es vor rund drei Wochen auf einmal ganz schnell. Olesen war gerade von der luxemburgischen U21 nach Köln zurückgekehrt und sollte die Partie gegen RW Ahlen eigentlich auf der Bank verbringen. Dann fiel ein Spieler aus, der Mittelfeldspieler durfte ran und erzielte drei Tore beim 6:2-Erfolg. „Beim letzten Tor habe ich selber gelacht. Ich weiß nicht, ob ich überhaupt schon einmal drei Tore in einer Partie geschossen haben. Allerhöchstens als ganz kleiner Junge in Mamer, aber auch daran kann ich mich nicht mehr erinnern.“

Diese Treffsicherheit reichte, um eine Einladung zum Training mit den Profis zu bekommen. Kölns Bundesliga-Trainer Steffen Baumgart holte Olesen während einer englischen Woche zur Mannschaft. „Ich glaube, ich habe einen guten Eindruck hinterlassen. Die Zeit mit den Profis war richtig geil. Besonders beeindruckt war ich von Jonas Hector. Der macht fast keine Fehler. Das ist ein ganz anderes Niveau“, sagt Olesen über seine Zeit bei den Profis. Ob diese anhalten wird, weiß er derzeit noch nicht. „Es wird sehr schwer, in den Bundesliga-Kader zu kommen, aber ich versuche mein Bestes und vielleicht springen dabei ein paar Minuten raus. Trainer Steffen Baumgart interessiert sich auf jeden Fall sehr für den Nachwuchs des Vereins und ist sehr oft bei Spielen der Regionalliga-Mannschaft dabei. Ich denke, dass Köln noch mehr Jugendspieler in die Profimannschaft einbauen will.“

Nach Baumgart will Holtz sich in dieser Woche einen Eindruck vom aktuellen Leistungszustand des 19-Jährigen verschaffen. Der FLF-Auswahltrainer sagte vergangene Woche bei der offiziellen Pressekonferenz, dass er Olesen in Zukunft wohl eher als Innenverteidiger einsetzen wird. Der Spieler selbst hat damit kein Problem. „In Köln wurde ich als Innenverteidiger, Sechser oder Achter eingesetzt. Alle Positionen liegen mir und machen mir Spaß. Es ist eh zu früh, sich auf eine Position festzulegen“, sagt Olesen, der in den kommenden Tagen vor allem „neue Erfahrungen“ mit der Nationalmannschaft sammeln will und auf sein Debüt hofft.

Im Gegensatz zu seinem Jugendfreund Ryan Johansson (FC Sevilla), der sich für die schwedische Nationalmannschaft entschied, stellte sich für den Kölner die Frage des Verbandswechsels nie. „Ich habe mit Ryan über dieses Thema gesprochen, weil wir noch heute sehr eng miteinander befreundet sind. Aber für mich hat sich diese Frage nie gestellt. Ich bin in Luxemburg aufgewachsen und wurde hier ausgebildet. Nun ist es an der Zeit, meinem Land etwas zurückzugeben.“ Und vielleicht kann er dies bereits gegen Aserbaidschan (Donnerstag in Baku) oder Irland (Sonntag im Stade de Luxembourg) in die Tat umsetzen.

Auf nach Baku

Die luxemburgische Nationalmannschaft ist am Dienstagmittag in Richtung Baku geflogen, wo am Donnerstag um 18.00 Uhr (MEZ) das WM-Qualifikationsspiel gegen Aserbaidschan stattfinden wird. Der Flug dauert rund fünf Stunden und die „Roten Löwen“ hatten bei der Ankunft mit einem Zeitunterschied von drei Stunden zu kämpfen. Alle Mann waren an Bord und es gab keinen weiteren Ausfall mehr zu beklagen. Torwart Anthony Moris (Covid-erkrankt) war am Sonntag bekanntlich kurzfristig durch Ralph Schon ersetzt worden. Letztgenannter wird bald Vater und hofft darauf, dass das Kind – wie geplant – erst nach dem Länderspiel gegen Irland (Sonntag) zur Welt kommen wird. (del)