Tom Siebenaler: Der Differdinger Verteidiger über zehn Jahre D03

Tom Siebenaler: Der Differdinger Verteidiger über zehn Jahre D03
Ein Foto aus dem Jahr 2015, welches das Verhältnis zwischen Publikumsliebling Tom „Siebi“ Siebenaler und dem Differdinger Verein mitsamt den Fans am besten widerspiegelt.

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Leitwolf, Identifikationsfigur und gern gesehener Gast in der „Buvette“: Eine zehnjährige Ära neigt sich in Differdingen dem Ende zu. Verteidiger Tom Siebenaler will in den letzten sechs Begegnungen vor seinem Wechsel nach Strassen ein letztes großes Ziel mit seiner „zweiten Familie“ erreichen.

Am letzten Montag wurde es offiziell: Innenverteidiger Tom Siebenaler wechselt im Sommer zur UNA Strassen. Eine neue Herausforderung für den 28-Jährigen, der in zehn Jahren über 250 Partien für den Differdinger Fusionsverein bestritt. „Strassen war schon seit einer ganzen Weile an einer Verpflichtung interessiert. Ich habe mir ihre Vorschläge diesmal ganz genau angehört und nach reiflicher Überlegung zugesagt, denn es scheint mir ein sehr interessantes Projekt zu sein.“ An den Aufgaben dürfte sich für den Innenverteidiger nicht allzu viel ändern, auch in Strassen wird seine langjährige Erfahrung gebraucht: „Ein alter Hase in einer jungen Mannschaft.“

„Siebi“, wie der 1,92 große Abwehrrecke genannt wird, musste sich am Sonntag einer ungewohnten Aufgabe stellen: Zum ersten Mal nach Bekanntgabe seines Transfers suchte er das Gespräch mit den D03-Fans: „Ich habe sehr viele nette Menschen hier kennengelernt. Es ist ja auch bekannt, dass ich keiner bin, der gleich nach dem Spiel nach Hause rennt“, erklärte er. „Es gab ein paar enttäuschte Gesichter. Aber die Leute wissen, dass ich immer hundert Prozent gegeben habe. Es waren zehn wunderbare Jahre. Déifferdeng 03 war wie eine zweite Familie.“

Die engsten Verbündeten aus der Mannschaft hatte er schon vor einer Weile in Kenntnis gesetzt: „Keiner meiner Mitspieler hat mir einen Vorwurf gemacht oder nimmt mir die Entscheidung übel. Einige wussten bereits vorher Bescheid, alle andern wurden in unserer WhatsApp-Gruppe informiert, bevor die Information öffentlich wurde. Sie haben mir viel Glück gewünscht.“

„Locker drauf“

Ohnehin ist die Stimmung nach dem dritten Sieg in Serie unter Trainer Paolo Amodio bei D03 so gut wie seit langem nicht mehr. Gegen Niederkorn, Rümelingen und zuletzt Ettelbrück kassierten Siebenaler und Co. nur einen Gegentreffer. „Jeder schaltet sich wieder in die Defensivarbeit ein“, sagte er. „Wir wollen diesen Elan unbedingt behalten.“
Siebenaler hatte bereits bei Amodios erster Trainerstation in Differdingen Gegentore verhindert. Geändert hat sich laut dem Innenverteidiger nicht viel an der Personalie: „Er ist noch immer so locker drauf wie damals“, lachte der 28-Jährige, meinte aber auch, dass der Coach an Erfahrung gewonnen habe: „Es scheint, als wäre er nicht mehr so nervös.“
Was der Trainerwechsel genau bewirkt hat, sei schwer zu erklären. „Mental läuft es besser.“ Solidarität ist das Wort, das Siebenaler mehrmals gebraucht. „Mannschaftsgeist ist ihm sehr wichtig. Er verkörpert diese Leidenschaft und gute Stimmung.“ Garanten dafür sind auch die Kollegen, zu denen „Siebi“ den besten Draht hat: „Patrick Worré, Gilles Bettmer, Geoffrey Franzoni oder Gauthier Caron sind Spieler, mit denen ich viel Zeit verbracht und erlebt habe. Zuletzt kam dann mit David Vandenbroeck ein super Mensch zum Verein.“ Vermissen wird er einen anderen Freund noch ein Stückchen mehr: Nationalspieler Mathias Jänisch. „Es wird komisch werden, wenn wir uns zum ersten Mal in unserer Karriere gegenüberstehen werden.“

Bis es so weit ist, haben sowohl sein aktueller als auch der neue Klub noch große Ziele vor Augen. Beide haben derzeit 33 Punkte – und nur einen Zähler weniger als Progrès Niederkorn auf Platz vier. Die neue Euphorie unter Amodio macht’s möglich: „Vor drei Wochen wurde sogar von Abstieg gesprochen … Es kann sehr schnell gehen.“ Eine ungewöhnliche Situation, mit welcher der Bankangestellte sehr sachlich und professionell umgeht: „Ich würde mir ja wünschen, dass beide sich qualifizieren würden … Momentan ist das Hauptziel aber, dies mit Déifferdeng 03 zu erreichen. Dieser Verein ist an die Europa League gewöhnt und will nach einem Jahr Abstinenz wieder europäisch werden.“

Dass er es ernst meint, unterstrich er am Wochenende mit seinem Treffer gegen Ettelbrück, einem echten Sonntagsschuss. „Ich stand am zweiten Pfosten. Der Ball sprang nach der Ecke noch einmal auf. Ich habe ihn mit links angenommen und er landete im Winkel. Es handelte sich in der Tat um eines meiner schönsten Tore.“ Insgesamt gab es in den zehn Jahren 13 davon, für den CS Grevenmacher hatte er einmal eingenetzt.

„Das ist falsch“

Der Innenverteidiger verheimlichte nicht, dass Déifferdeng 03 damit liebäugelt, bereits am Ostersamstag auf Platz vier zu stehen: Sollte der vierte Streich in Serie in Rosport gelingen, Niederkorn gegen Düdelingen verlieren und auch Strassen nicht gegen den Racing siegen, wäre das vor einem Monat noch undenkbare Szenario eingetroffen. „Der nächste Spieltag wird für uns unglaublich wichtig werden.“

Von großer persönlicher Bedeutung ist Siebenaler ebenfalls ein versöhnlicher Abschluss einer Achterbahnsaison: „Ich wäre traurig gewesen, den Verein auf einem der unteren Tabellenplätze zu verlassen. Es gab sogar Leute, die behauptet haben, ich würde weggehen, da es nicht gut laufen würde. Das ist falsch. Déifferdeng 03 verfügt nach wie vor über einen Top-Kader. Ich will meine Zeit hier unbedingt mit einem Happy End abschließen.“