„Sehen, wo wir stehen“ – Jeunesse-Trainer Marc Thomé über das Auswärtsspiel in Düdelingen

„Sehen, wo wir stehen“ – Jeunesse-Trainer Marc Thomé über das Auswärtsspiel in Düdelingen

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Die Escher Jeunesse hat einen sehr schweren Parcours vor sich. Mit dem Auswärtsspiel in Düdelingen beginnt für die „Bianconeri“ der Monat der Wahrheit. Im Interview geht Trainer Marc Thomé neben dieser Partie auch auf die Stärken seiner Mannschaft ein und wird in Bezug auf den ersten möglichen Winterneuzugang konkret.

Von Patrick Diederich

Wie hat die Mannschaft die erste Meisterschaftsniederlage gegen Petingen verkraftet? Gab es im Pokal die erhoffte Reaktion gegen Käerjeng?

Marc Thomé: Wir waren uns bewusst, dass die erste Saisonniederlage irgendwann kommen würde. Allerdings kam diese dann etwas unglücklich zustande – wenn man schon nach einer halben Stunde mit 0:3 zurückliegt. Wir wussten allerdings auch, dass wir uns im Pokal keinen Ausrutscher leisten dürfen. Vor allem die Art und Weise, wie wir diese Begegnung angegangen sind, hat mich zufrieden gestimmt. Trotz des deutlichen 5:0-Sieges haben wir noch zahlreiche Großchancen liegen lassen, was eigentlich der einzige Minuspunkt vom Wochenende ist.

Wenn man mit einem Spiel weniger Tabellenführer ist, hat man in der Regel vieles richtig gemacht. Was sind die Stärken der aktuellen Jeunesse Esch?

Unsere allergrößte Stärke ist, dass wir eine echte Mannschaft, eine Einheit, sind. Trotz des 0:3-Rückstandes in Petingen haben wir nicht aufgegeben und wären fast noch zum Ausgleich gekommen. Wenn wir keine Einheit wären, dann hätte es in Petingen auch ein Debakel geben können. Unsere Abwehr ist immer die gleiche, es gab bisher auch keinen Grund, etwas an der Defensivabteilung zu ändern. Deshalb sind unsere Abwehrleute gut eingespielt. Im Offensivbereich sind wir diese Saison sehr gut besetzt. Vor allem unsere Einwechselspieler sind immer für ein Tor gut.

Die Jeunesse hat in dieser Saison acht verschiedene Torschützen und ist somit variabler im Angriff. 19 Spieler kamen in der Meisterschaft zum Einsatz. Welche Nachwuchsspieler haben überzeugt und konnten somit Punkte sammeln?

Unser Stürmer Almir Klica hat uns zum Beispiel mit seinem Doppelpack am 2. Spieltag zu Hause gegen Rümelingen zum Sieg geschossen. Auch im Pokal kam er über die gesamte Dauer zum Einsatz. Des Weiteren war Luca Duriatti während vier Spielen zum Stammspieler avanciert. Unsere zwei Kapitäne Milos Todorovic und David Soares gehören mit ihren 23 Jahren auch noch zu den jüngeren Spielern. In der Abwehr haben wir mit Brandon Soares (20 Jahre) und David Mendes (19 Jahre) auch noch sehr gute und talentierte Spieler. Allerdings haben diese mit Johannes Steinbach und Ricardo Delgado zwei Spieler vor sich, an denen sie zurzeit nicht vorbeikommen. Jedoch werden diese Nachwuchsspieler ihren Weg machen, da bin ich mir absolut sicher.

Mit sechs Gegentoren kann man eigentlich von einer guten Defensivleistung sprechen, obwohl es personaltechnisch sehr eng ist.

Meiner Meinung nach muss eine Verteidigerkette eingespielt sein. Das ist bei uns der Fall, weil immer das gleiche Personal spielt. Zum anderen haben wir Spieler wie zum Beispiel Hakim Menaï, der diese Saison schon auf fünf verschieden Positionen eingesetzt wurde (zum Beispiel hinten rechts oder auf der 6er-Position). Dank solchen vielseitig einsetzbaren Spielern braucht man dann auch weniger Personal.

Ein eventuelles Comeback von Adrien Portier käme trotzdem gelegen …

Ich habe schon mit Adrien Portier (in Australien) telefoniert. Weil wir in der Defensive zurzeit gut eingespielt sind, habe ich ihm auch erklärt, dass er sich zuerst hinten anstellen muss. Er hat diesen Standpunkt akzeptiert und ist auch gewillt, zur Jeunesse zurückzukommen. Allerdings wäre er dann auch unser fünfter transferierter Spieler, was eine zusätzliche Hürde darstellt. Aber wenn so ein verdienter Spieler wie Adrien zurück zur Jeunesse will, dann werden wir ihn auch zurückholen.

Wie sieht es mit der Personalie Arsène Menessou aus, ist er intern gesperrt worden?

Arsène Menessou hat anderthalb Wochen nicht mit uns trainiert, weil ein Familienmitglied krank war. Wenn ein Spieler so lange weg von der Mannschaft ist, ist es schwer, zurückzukommen. Auch er musste sich dann erst mal hinten anstellen. Allerdings kann ich versichern, dass er gegen Düdelingen zurück im Kader ist.

Mit welchen Chancen geht Jeunesse Esch in diese Partie gegen den F91 Düdelingen?

Wenn man nur die Tabelle betrachtet, dann wären wir ja der eigentliche Favorit als Tabellenführer. Aber Spaß beiseite: Wenn die Düdelinger ihr komplettes Leistungsvermögen abrufen, verlieren sie in Luxemburg keine Begegnung. Demnach ist der F91 der Favorit, auch wenn er nur auf Tabellenplatz vier steht.

Handelt es sich bei diesem Gegner um den ersten richtigen Gradmesser der Saison?

Das würde ich so nicht sagen. Wir haben bereits gegen Fola gespielt. Allerdings ist es eine Begegnung, in der wir sehen werden, wo wir wirklich stehen. Auch hatte der Gegner die Möglichkeit, im Pokal etwas zu rotieren und somit verschiedene Spieler zu schonen.

Mit Racing, Differdingen und Progrès Niederkorn stehen dann im Laufe des November noch andere Hochkaräter auf dem Programm der Jeunesse. Kann man erst nach diesen Begegnungen ein Zwischenfazit ziehen?

Nach acht oder neun Begegnungen kann man schon ein Zwischenfazit ziehen. Allerdings kann man nach den Partien gegen diese Mannschaften besser sehen, wo es in dieser Saison mit der Jeunesse hingeht.

Fast in Bestbesetzung

Marc Thomé kann für das heutige Spitzenspiel auf seinen gesamten Kader zurückgreifen. „Ich habe bereits vor der Saison klar gesagt, dass wir nur Spieler verpflichten, die alle 26 Meisterschaftsspiele bestreiten dürfen“, meinte er im Hinblick auf mögliche Vertragsklauseln der ausgeliehenen Spieler.

Nachdem der F91 im Pokal etwas durchrotiert hatte, geht der Coach davon aus, „gegen das stärkstmögliche Team“ antreten zu müssen. Heißt, dass man sich knapp eine Woche nach dem Europa-League-Heimspiel gegen Olympiakos Piräus einer ähnlichen F91-Formation stellen müsste. Kevin Malget laboriert weiterhin an seiner Syndesmoseband-Verletzung, Jordan Yéyé fehlt wegen eines Schlags auf den Fuß.

Der 54-Jährige Thomé, der das Amt bei den Eschern im März 2017 übernommen hatte, stand schon 20 Mal (als Trainer in Rümelingen, Grevenmacher, Differdingen und Esch) gegen Düdelingen an der Seitenlinie. Dabei gab es vier Siege und sechs Unentschieden. chd