DFB-PokalSaarbrücker Sensationskicker hoffen auf „Wiedergeburt“

DFB-Pokal / Saarbrücker Sensationskicker hoffen auf „Wiedergeburt“
Der 1. FC Saarbrücken hat seit über drei Monaten kein Pflichtspiel mehr bestritten Foto: dpa/Thomas Frey

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Der 1. FC Saarbrücken hat gestern sein Quarantäne-Hotel bezogen. Vor dem Pokal-Halbfinale gegen Bayer Leverkusen sprechen alle Vorzeichen gegen die Saarländer.

Das Motto des 1. FC Saarbrücken thront bereits seit Wochen gut lesbar über dem Trainingsplatz: „Lieber widerlich, als wieder nich‘ – im 4. Anlauf ins Finale“. Auch wenn die Umstände nicht ungünstiger sein könnten, wollen die saarländischen Sensationskicker ihr modernes Fußball-Märchen fortschreiben. Die Lust auf das DFB-Pokal-Halbfinale gegen Bayer Leverkusen ist trotz späterem Trainingsstart, fehlender Spielpraxis und ausgeschlossener Fans riesig.

„Die Vorfreude ist die ganze Zeit schon da. So langsam wächst aber auch die Anspannung“, sagte Trainer Lukas Kwasniok dem Sport-Informations-Dienst (SID) vor dem Einzug ins Quarantäne-Hotel. Mittelfeldspieler Tobias Jänicke fügte hinzu: „Alle fiebern dem Spiel entgegen. Das wirft hier seine Schatten schon lange voraus. Für uns gibt es seit Wochen nur noch dieses eine Highlight.“

Auf dem Weg zu diesem Höhepunkt haben die Saarländer längst Geschichte geschrieben, als erster Viertligist gelang über die Stationen Jahn Regensburg, 1. FC Köln, Karlsruher SC und Fortuna Düsseldorf der Einzug ins Halbfinale. „Das ist immer noch unglaublich. Man guckt es sich immer wieder an und reibt sich die Augen“, sagte Jänicke: „Davon zehrt man ein Leben lang, davon zehren meine Kinder. Dieses Gefühl und diese Erinnerungen kommen immer wieder hoch.“

Und vor allem machen sie Lust auf mehr. „Man ist so weit gekommen, jetzt will man auch den ganz großen Wurf“, sagte der Torschütze aus dem Viertelfinale entschlossen. Auch der Trainer hat die nächste Überraschung längst fest im Visier. „Leverkusen ist mit Sicherheit nochmal ein anderes Kaliber als unsere bisherigen Pokalgegner. Aber es ist nicht so, dass Leverkusen unser größter Gegner ist, sondern die Furcht. Wenn wir die ablegen können, bin ich guten Mutes, dass uns die nächste Sensation gelingen kann“, sagte Kwasniok.

Dorfplatzatmosphäre in Völklingen

Den Weg dahin erschweren allerdings zahlreiche Wettbewerbsnachteile. Nach dem Abbruch der Regionalliga Südwest und dem Drittliga-Aufstieg am grünen Tisch fehlt den Saarbrückern anders als Bayer jegliche Spielpraxis, das letzte Pflichtspiel wird am kommenden Dienstag (20.45 Uhr) bereits 94 Tage her sein. „Wir werden uns in den ersten 15 Minuten an das Gefühl gewöhnen müssen, überhaupt wieder ein Spiel zu haben. Insofern hoffen wir, dass wir die ersten 15, 20 Minuten schadenfrei überstehen und uns dann nach und nach in dieses Spiel reinbeißen“, sagte Kwasniok.

Zusätzlich zur fehlenden Wettkampfpraxis durfte der FCS als Amateurklub auch erst vier Wochen nach seinem Widersacher ins kontaktlose Kleingruppentraining zurückkehren, der Start ins Mannschaftstraining erfolgte mit zweiwöchiger Verspätung erst Mitte Mai. Auch die treuen Fans, die einen großen Anteil am historischen Siegeszug hatten, müssen nun zuschauen. Als letztes Faustpfand bleibt nur noch die Dorfplatzatmosphäre am Ausweichspielort in Völklingen.

„Wenn man ehrlich ist, haben wir keine Chance“, sagte Jänicke angesichts der ganzen Nachteile: „Doch auch wenn die Chance verschwindend gering ist, wollen wir sie doch nutzen.“ Für Kwasniok wäre ein erneuter Erfolg in Anspielung auf Vizepräsident Dieter Ferner, der den Sieg im Viertelfinale gegen Düsseldorf als „größte Sensation seit Christi Geburt“ bezeichnet hatte, sogar mit der „Wiedergeburt Jesu Christi“ gleichzusetzen. (SID)