BGL LigueMehdi Kirch, der (falsch) Positive: Über Kapitänsrolle, Corona und Kollegen

BGL Ligue / Mehdi Kirch, der (falsch) Positive: Über Kapitänsrolle, Corona und Kollegen
F91-Kapitän Mehdi Kirch (oben) wurde zwar von Corona ausgebremst – strotzt jetzt aber wieder vor Selbstvertrauen Foto: Luis Mangorrinha/Le Quotidien

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Mehdi Kirch gehörte zu den Menschen, die sich am Donnerstag gleich bei den Ex-Teamkollegen der Fola gemeldet haben. Vor dem Spitzenspiel gegen den ehemaligen Klub kam der Düdelinger Kapitän aber nicht nur auf Emotionen und den besonderen Bezug zum Gegner zu sprechen, sondern auch auf eine sehr verrückte Woche nach einen positiven Corona-Test.

„Das war richtiger Unsinn …“ Mehdi Kirch hat keine Probleme, über seinen positiven Corona-Test zu sprechen – besonders, da er nicht nur asymptomatisch war, sondern auch mehrere zusätzliche Argumente gegen eine Virusinfektion sprachen. „Nach fünf regelmäßigen Tests im Verein hatte sich die Panik eigentlich gelegt. Als man mir dann das positive Ergebnis mitteilte, war das ein großer Schock.“ Dabei hatte sich der 30-Jährige an alle Vorgaben gehalten und sogar Kontakte mit der Familie vermieden.

Die Skepsis überwog, sodass Kirch auf eigene Faust in Frankreich einen Bluttest durchführen ließ. „Es stellte sich heraus, dass keine Antikörper vorhanden waren. Auch die anschließenden Tests in Luxemburg waren wieder alle negativ. Ich bin kein Arzt, aber ich würde schon sagen, dass etwas nicht stimmte.“ Das Gesundheitsministerium blieb allerdings bei seiner Entscheidung – und Kirch alleine in seinem Zimmer in Quarantäne. Über eine Woche. Die Terrasse oder ein abgeschiedener Waldweg waren die einzigen Freiheiten, die er eine Stunde am Tag nutzte, um auf dem Hometrainer zu radeln oder in die Laufschuhe zu schlüpfen. 

„Es stellte sich heraus, dass keine Antikörper vorhanden waren. Auch die anschließenden Tests in Luxemburg waren wieder alle negativ.

Mehdi Kirch, F91-Kapitän

„Der Verein hat bei den zuständigen Behörden angerufen und alles versucht, um meine Isolation einen Tag früher zu beenden.“ Doch es blieb dabei. Kirch durfte als Einziger erst montags wieder zum Training und verpasste den Auftakt des F91 gegen UT Petingen (3:0). „Ausgerechnet nach dieser komplizierten Saison, in der es für mich überhaupt nicht lief, hätte ich alles dafür gegeben, beim Neuanfang dabei zu sein“, sagt der Linksverteidiger. Gesetzt unter Ex-Trainer Emilio Ferrera, wurde er nach dessen Abgang von Bertrand Crasson aussortiert. In der BGL Ligue kam er 2019/20 auf 180 Minuten Einsatzzeit. „In der vergangenen Saison war Fußball für mich keine Freude mehr, sondern nur noch eine Arbeit. Ich habe mir im Lockdown sehr viele Fragen gestellt. Aber mit dem neuen Coach kehrten die Leidenschaft und die Lust zurück.“

Nicht abheben

Nicht nur Carlos Fangueiro steckte viele Hoffnungen in den ehemaligen Fola-Verteidiger. In der Kabine wählten ihn die Mannschaftskollegen zum Kapitän und übertrugen ihm zusätzliche Verantwortung. „Wir sind eine Einheit, ein Team. Das wiederholt der Trainer jeden Tag. Auch wenn wir Messi oder Ronaldo im Kader hätten, wer nicht über den richtigen Teamspirit verfügt, hat keinen Platz bei uns.“ Das Rezept ging auf und der Erfolg gab Düdelingen recht. Auch im zweiten Saisonduell reichte es (diesmal mit Kirch) gegen Titelkandidat Niederkorn (2:1) zum zweiten Dreier in Serie. Nach der Fola am Sonntag wartet am Mittwoch mit Swift Hesperingen der nächste Brocken auf die Mannschaft aus der „Forge du Sud“. Abgerechnet wird trotzdem erst am Schluss: „Das Projekt hat sich bekanntlich geändert. Es wird eine schwere Saison, in der jeder gegen jeden gewinnen kann. Wir dürfen jetzt nicht abheben …“

Nichtsdestotrotz strotzen die F91-Spieler vor Selbstvertrauen. Anders als der Gegner. Die ehemaligen Teamkollegen des Verteidigers kassierten am Donnerstag in Jerewan die möglicherweise bitterste Niederlage ihrer Karriere. Nach sieben Vereinsjahren – „sie sind wie meine Familie“ – hat der Ausgang der Partie auch bei Kirch einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. „Ich hatte Julien Klein vor der Partie aufgezogen und ihm gesagt, dass ich mir wünschen würde, dass sie genau wie wir 2019 (gegen Ararat-Armenia) ebenfalls ins Elfmeterschießen gehen sollten, damit sie schwere Beine gegen uns hätten. Hätte ich gewusst, dass es tatsächlich so kommen würde … So aber wird es schwer werden, mit diesem Thema abzuschließen. Trotzdem bleibt ihnen noch eine ganze Saison, um zu beweisen, dass sie sich einen Platz im europäischen Wettbewerb verdient haben. Aber damit fangen wir dann wohl erst nach diesem Wochenende an“, sagt er augenzwinkernd zum Abschluss.