FLF-NationalmannschaftLuxemburg – Österreich: Der Balanceakt vor dem wahren Endspiel-Modus

FLF-Nationalmannschaft / Luxemburg – Österreich: Der Balanceakt vor dem wahren Endspiel-Modus
FLF-Torwart Ralph Schon muss sich warm anziehen: Die Österreicher werden dem Schlussmann alles abverlangen Archivbild: Gerry Schmit

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Es ist kein Geheimnis: Der Fokus der FLF-Nationalmannschaft liegt auf der Nations League. Das heutige Testspiel gegen Österreich dient als reiner Formcheck, aber nicht in Bestbesetzung, wie Trainer Luc Holtz gestern erneut bestätigte. Vor der letzten Hürde des europäischen Wettbewerbs muss der 51-Jährige die Balance zwischen Spielpraxis, Automatismen und Frische finden. 

Die Österreicher haben ihre ganz eigene Bezeichnung für leichte Beute. Doch in den lokalen Medien wurden die ÖFB-Anhänger gewarnt: Luxemburg ist, trotz Underdog-Status, „kein Jausengegner mehr“. Für beide Mannschaften hat diese Partie den identischen Charakter: Es handelt sich um die Generalprobe. Was nämlich bereits vor diesem internationalen Vergleich in den Hinterköpfen spukt, ist sowohl für die Alpenrepublik als auch die FLF-Auswahl der erste Platz in der Nations League, den beide Nationen in den nächsten sechs Tagen verteidigen wollen. Das Testspiel dient also beiderseits als Aufwärmprogramm mit exklusivem Charakter. 

Ohne Zuschauer

Die Anhänger der „Roten Löwen“ müssen sich gedulden: Aufgrund der sanitären Krise sind in diesem Monat bei beiden Heimspielen keine Zuschauer im Stade Josy Barthel zugelassen. Ob es die letzten Termine an der Arloner Straße gewesen sind, bleibt abzuwarten. Da bekanntlich nicht feststeht, wann das neue Stadion auf Kockelscheuer aufgrund der Corona-bedingten Verzögerungen tatsächlich bezugsfähig sein wird, könnte die altehrwürdige Spielstätte vielleicht 2021 noch einen würdigen Abschied von ihren hartgesottenen Fans bekommen …

Die „Roten Löwen“ haben vor einem Monat in Montenegro die Tabellenspitze der Liga C (Gruppe 1) erobert, Österreich und Norwegen liegen derweil punktgleich in der Liga B (Gruppe 1) obenauf. Dabei hätte es für den heutigen Abend auch ganz andere Generalproben-Anwärter gegeben als den Weltranglisten-25. FLF-Nationaltrainer Luc Holtz hatte es bereits bei der Pressekonferenz vor einer Woche angedeutet: Portugal oder Italien standen als Gegner zur Auswahl, doch zusätzliche Reisestrapazen wollte der Coach zu diesem entscheidenden Zeitpunkt des Wettbewerbs vermeiden. Umso erleichterter war der Trainer, dass sein komplettes Team nach den ersten Corona-Tests negative Ergebnisse vorliegen hatte. Entspannt war Holtz gestern aber noch nicht: „Vor Covid-Resultaten muss man sich mittlerweile ja mehr fürchten als vor Verletzungen. Heute Morgen (gestern, die Red.) sind wir vom UEFA-beauftragten Labor Synlab getestet worden. Da liest und hört man inzwischen viele Geschichten, wonach man bei dem einen oder anderen Labor positiv ist und bei einem anderen nicht. Ich hoffe, dass wir keine schlechte Erfahrung machen werden.“

Corona-Wirbel

Im österreichischen Lager hatte Covid-19 schon vor den UEFA-Tests für mächtig Wirbel gesorgt. Die Salzburger Profis Ulmer, Stankovic und Vallci mussten ausgerechnet vor dem Nations-League-Endspurt aus dem ÖFB-Kader gestrichen werden und sind nicht mit nach Luxemburg aufgebrochen. Auch Ullmann wurde isoliert, da ausgerechnet Rapid Wien am Samstag in der Meisterschaft gegen die Salzburger angetreten ist. Eine Rumpftruppe von 13 Spielern stand Coach Franco Foda am Montag beim Auftakt des Lehrgangs zur Verfügung (siehe auch Seite 30).  

Die personellen Sorgen werden aber nichts daran ändern, dass die Bundesliga-Profis Alaba, Sabitzer, Schlager, Baumgartner und Lainer im Stade Josy Barthel geschont werden. Auch Holtz wird, wie vor vier Wochen beim Testspiel gegen Liechtenstein, eine zweite Garde auf den Rasen schicken – und die Routiniers vor dem Doppeltermin am Samstag und Dienstag schonen. Fehlen werden auf FLF-Seite weiterhin verletzungsbedingt Christopher Martins und Verteidiger Maxime Chanot, der New York nicht verlassen durfte. Ohnehin nicht zur Verfügung hätte in der Nations League der gesperrte Olivier Thill gestanden. Personelle Rückschläge, an die sich der Weltranglisten-95. im Laufe der Zeit gewöhnt hat. Wie Holtz verriet, gibt es „ein, zwei“ Profis, die er gegen Österreich unbedingt schonen will. Damit dürfte eigentlich Gerson Rodrigues gemeint sein, der in den letzten Wochen Champions-League-Duft geschnuppert hat.

„Wir werden sicherlich nicht in Bestbesetzung antreten“, schickte FLF-Nationaltrainer Luc Holtz gestern bei der Pressekonferenz voraus – so, wie er es bereits vor einem Monat gegen Liechtenstein angekündigt hatte. „Ich werde einigen morgen (heute) etwas mehr Spielpraxis schenken. Anderen am Samstag. Ich muss ein Gleichgewicht finden, damit wir bei allen Begegnungen wettbewerbsfähig sind.“

Die wahren Stolpersteine

Allerdings liegen zwischen dem Fußballzwerg und dem Aufstiegsanwärter in die Liga A Welten. „Ich rechne damit, dass der österreichische Coach, wie vor einem Monat gegen Griechenland, seinen Kader ebenfalls drehen lässt. Das macht es noch schwerer, trotz Videomaterial, eine präzise Analyse vorzunehmen. Man weiß nicht, in welcher Organisation, Animation und mit welchen Spielern sie antreten. Wir müssen uns deshalb auf unsere eigenen Stärken konzentrieren. Auch wenn beim Gegner die Profis aus der Bundesliga fehlen, bleibt ihnen noch immer ein riesiger Kader mit vielen Qualitäten, der uns vor Probleme stellen wird.“

Es ist also keine Überraschung: Die „Roten Löwen“ erwartet ein komplizierter Abend, bei dem das Resultat nicht prioritär ist. „Es kann sehr schwer werden, gleichzeitig muss auch jedes Spiel zuerst gespielt werden. Dann kommt es, wie es kommt … Ich versuche für diese 90 Minuten eine wettbewerbsfähige Elf auf den Platz zu stellen.“ Diese Auserwählten haben als Aufgabe, die gewohnten FLF-Tugenden zu zeigen: „Es wird für uns über Mentalität, Aggressivität und Willen gehen. Ich weiß, dass uns erfahrene Spieler gegenüberstehen, die athletisch sehr stark sind. Darauf wollen wir uns einstellen und verteidigen“, sagte Holtz. 

Nach der österreichischen Hürde geht es ab morgen früh ohnehin ans Eingemachte: Zypern (am Samstag) und Aserbaidschan (am Dienstag) heißen die wahren Stolpersteine der Luxemburger. „Taktisch haben wir die Nations League noch nicht angesprochen. Allerdings habe ich die Spieler an unsere Prinzipien erinnert, sei es in Ballbesitz oder gegen den Ball.“ Worum es heute Abend also tatsächlich geht, dürfte damit jedem einleuchten.