FußballLaurent Jans über die Corona-Infektion von Luca Kilian: „Es war ein Schock für uns“ 

Fußball / Laurent Jans über die Corona-Infektion von Luca Kilian: „Es war ein Schock für uns“ 
Laurent Jans und der SC Paderborn sollen schon am 4. April den Spielbetrieb wieder aufnehmen. Möglich, dass die DFL die Corona-Zwangspause aber noch verlängert.  Archivbild: Friso Gentsch/dpa

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Der Fußball-Bundesligist SC Paderborn hat turbulente Tage hinter sich. Während sich die Mannschaft um den Kapitän der luxemburgischen Nationalmannschaft, Laurent Jans, schon zur Vorbereitung auf das Spiel gegen die Fortuna in Düsseldorf befand, sagte die DFL den gesamten Spieltag ab. Kurze Zeit später erklärte der Verein, ein positives Corona-Testergebnis in der Mannschaft zu haben – der erste Fall im deutschen Fußball-Oberhaus. 

Laut Laurent Jans sei der 13. März 2020 ein „sehr chaotischer Tag“ gewesen. Die Mannschaft des SC Paderborn befand sich an jenem Freitag in einem Hotel in Düsseldorf, um sich auf das Geisterspiel gegen die Fortuna vorzubereiten, das noch am selben Abend stattfinden sollte. Bereits vormittags machte sich Hektik im Hotel breit, als SCP-Trainer Steffen Baumgart über grippeähnliche Symptome klagte. Am Nachmittag gab es dann Entwarnung: Der Coronavirus-Schnelltest fiel negativ aus. 

Um 16.15 Uhr folgte dann eine überfällige Nachricht: Die DFL (Deutsche Fußball Liga) hatte den gesamten 26. Spieltag der 1. und 2. Bundesliga abgesetzt. „Nach der Nachricht der DFL haben wir uns dann in den Bus gesetzt und sind zurück nach Paderborn gefahren“, erinnert sich Laurent Jans. „Als wir am Trainingsgelände ankamen, wurden wir in die Kabine gebeten.“ Mit dem Vorwissen, dass ihr Mannschaftskollege Luca Kilian auf das Coronavirus getestet wurde, verbrachte die Mannschaft viel Zeit voller Ungewissheit im engsten Kreis. „Irgendwann kam dann der Vorstand rein und hat uns mitgeteilt, dass Luca positiv sei“, sagt Jans. „Das war ein Schock für uns.“ Den Profis wurde verordnet, sich auf direktem Wege nach Hause zu begeben, um sich am folgenden Tag auf dem Trainingsgelände einem Corona-Test unterziehen zu lassen. Insgesamt wurden 45 Mitarbeiter des SC Paderborn gegen zehn Uhr morgens getestet.

Eine halbe Stunde später wurden Staff und Team dann in Quarantäne geschickt. „Einige hatten engeren Kontakt zu Luca“, sagt der luxemburgische Nationalspieler. Er selbst habe keinen intensiveren Kontakt mit dem infizierten Profi gehabt. „Es war Glück, wenn man das so sagen kann, dass Kilian verletzt war.“ Der deutsche U21-Nationalspieler kurierte noch einen Sehnenriss am Oberschenkel aus, konnte deswegen nur Teile des Mannschaftstrainings absolvieren. Bis das Ergebnis für den restlichen Teil des Vereins angekommen war, sei Jans, wie vorgeschrieben, nicht vor die Tür gegangen. Drei bis vier Tage habe es gedauert, bis der Fußball-Bundesligist Gewissheit gehabt habe, keinen weiteren Corona-Fall verzeichnen zu müssen. In der Zwischenzeit sorgte der Verein dafür, dass einigen Spielern die Einkäufe vor die Haustür gebracht wurden. „Ich habe mich schon gefragt, was ich in der Zwischenzeit mit der Zeit anfangen soll“, sagt Jans. „Es war wichtig, sich auch zu Hause fit zu halten. Der Verein hat uns diesbezüglich sehr gut unterstützt.“

Kaum Training mit dem Ball

Jeder einzelne Profi habe ein Spinning-Rad vom Verein geliefert bekommen, dazu diverse Fitnessgeräte wie Kurzhanteln und verschiedene Gewichte – doch auch einen Ball habe jeder SCP-Spieler bekommen. „In meiner Wohnung mit dem Ball zu trainieren, ist schwierig“, sagt Jans. „Unter mir ist eine Arztpraxis. Ich warte deswegen immer, bis sie geschlossen ist. Dann jongliere ich ein wenig oder spiele ein paar Pässe. Außerdem möchte ich nichts kaputt machen“, fügt der Kapitän der luxemburgischen Nationalmannschaft schmunzelnd hinzu. Den Rest des Tages verbringe der 27-Jährige mit Lesen, Netflix oder der Aufrechterhaltung seiner sozialen Kontakte. „Ich merke schon, wie sehr mir der soziale Kontakt fehlt. Mit Freunden spiele ich online Poker, rede mit ihnen über Videochat oder spiele eine Partie FIFA auf der PlayStation.“ Ein begabter E-Sportler sei er hingegen nicht. „Meine Freunde sagen immer zu mir, dass ein Fußball-Profi auch FIFA spielen können müsste, aber das sehe ich anders.“

Auch mit der Mannschaft, mit der er sonst beinahe täglich Kontakt hat, blieb er über soziale Netzwerke in Verbindung – auch um sich über den Gesundheitszustand von Kilian zu informieren. „Ich habe ein paar Tage gewartet, um ihm Ruhe zu geben“, erklärt Jans. „Er sagte dann zu mir, dass er in den ersten Tagen Symptome wie Schüttelfrost und hohes Fieber hatte.“ Der 20-jährige Kilian habe laut eigener Aussage schwere Tage aufgrund des Coronavirus hinter sich. „Ich bin Sportler und fit, hatte aber sehr schwer mit dem Virus zu kämpfen. Für Menschen mit Vorerkrankungen kann das deshalb lebensbedrohlich sein“, sagte der genesene Kilian am Sonntag dem Westfalen-Blatt

Wie es in der Bundesliga nun weitergeht, ist noch offen. Die DFL plant, den 28. Spieltag (3.4.-5.4.) der Bundesliga ohne Zuschauer stattfinden zu lassen. Sollte die Corona-Zwangspause nicht verlängert werden, müsste der SC Paderborn samstags beim FC Augsburg antreten. „Es gibt momentan deutlich Wichtigeres“, sagt der Luxemburger. „Aber uns muss bewusst sein, dass die Liga weitergehen wird. In welcher Form auch immer – darauf müssen wir vorbereitet sein.“ Noch verbieten die Bundesländer in Deutschland den Fußballvereinen das Mannschaftstraining – in acht Tagen will die DFL die Bundesliga aber fortsetzen. „Wir sollen diese Woche noch individuell zu Hause trainieren, am Wochenende könnte es neue Informationen geben.“ Momentan trennen die Paderborner sechs Punkte vom Relegationsplatz. Ob die Bundesliga aber tatsächlich in acht Tagen fortgesetzt werden kann, scheint fraglich.