Eine Busfahrt, die ist lustig – das weiß jedes Kind. Noch mehr Spaß macht sie, wenn man sich gemeinsam mit einer Gruppe von Freunden auf ein Abenteuer ins Ausland begibt. Die Jungs des M-Blocks werden die Nacht zum Sonntag noch im eigenen Bett verbringen, danach bricht die 80-köpfige Truppe mit dem Doppeldecker-Bus ins Fürstentum auf. „Wir haben das komplette Kontingent der Jugendherberge reserviert. Es blieben nur noch 70 Betten übrig. Heißt, dass nicht einmal mehr Platz für alle war.“ Bob Gebele, Anpeitscher der „M-Block Fanatics 95 Lëtzebuerg“, würde solche Trips für nichts in der Welt missen wollen.
Dafür sind die Anekdoten der vergangenen Auslandsreisen einfach zu gut – angefangen mit dem ersten Rendezvous in der Slowakei. „Ich hatte am Abend zuvor wegen höllischer Schmerzen an der Achillessehne die Notaufnahme aufsuchen müssen. Das dauerte letztlich länger als gedacht, sodass ich dann zu spät am Findel ankam … Die Kollegen waren natürlich schon in heller Aufruhr. Ich hatte zum Glück noch ein Ticket für einen späteren Flug nach Wien bekommen und bin dann eben alleine nach Bratislava geflogen.“
Das Steuer übernommen
Inzwischen kennt man ihn und den M-Block also auch in der Slowakei. Die Luxemburger Fans hatten fast alle Wohnungen in einer Straße gemietet: „Die Leute kamen auf uns zu, uns kannte danach jeder. Bei einer Sightseeing-Tour mit einem Oldtimer-Bus hat man einen von uns sogar ans Steuer gelassen. Über diese Momente lacht man auch Monate später noch.“ Am Spieltag stieß die Truppe eher durch Zufall auf weitere Gleichgesinnte – sodass eine Kneipe in Trnava fest in Luxemburger Hand war. „Es waren plötzlich fast 100 Leute in diesem Café, das war top von der Stimmung her.“
Ausgelassen war die Atmosphäre später auch in der Algarve, wo das Vorglühen bei herrlichem Sommerwetter dem einen oder anderen sichtlich leichter gefallen war. Der harte Kern des M-Blocks hatte Glück bei seiner Wohnungssuche und landete in einer schicken Villa. Doch selbst die Unterkunft tröstete zunächst nicht über das 0:9 hinweg: „Nach so einem Desaster ist man dann auch einen Tag richtig wütend – doch man kommt auch relativ schnell wieder auf den Teppich zurück und weiß, dass es gegen Portugal eben mal so laufen kann.“
Ich weiß eigentlich, wie es auf dem Rasen läuft, wenn ich die Reaktionen der Leute sehe
Die Tore hat er ohnehin nicht gesehen, denn als „Capo“ verbringt Gebele die Abende mit dem Rücken zum Rasen: Megafon in der Hand und teilweise auf wackligem Untergrund stimmt er die Lieder an. „Ich weiß eigentlich, wie es auf dem Rasen läuft, wenn ich die Reaktionen der Leute sehe. Ich kann mich ohnehin nicht sehr viel bewegen. Im Stade de Luxembourg balanciere ich auf einem Klappstuhl.“ Ein Podest, das selbst die FLF unterstützen würde, wurde bislang noch nicht von der VdL genehmigt. „Nachdem wir keine Antwort bekommen haben, schickte ich einen Brief an Lydie Polfer. Man hat uns daraufhin mitgeteilt, dass sich die zuständige Behörde darum kümmern würde, aber seit September warten wir jetzt auf Neuigkeiten. Dabei ist so ein Podest eigentlich gang und gäbe. Selbst auf den Färöern gab es eins …“
Mit Ausnahme dieses Details läuft es derzeit eigentlich äußerst gut für den M-Block. Die VdL hat nicht nur einen Materialraum zur Verfügung gestellt, sondern ebenfalls beim Auf- und Abbau der Choreografien für einen reibungslosen Ablauf gesorgt. „Wir sind in den vergangenen Monaten extrem gewachsen und haben sogar eine neue Jugendgruppe gegründet.“ Diese soll eine Anlaufstelle für Jugendliche werden, denen man „die Werte erst einmal vermitteln will“: „Wir müssen die Leute ja auch erst einmal kennenlernen. Und so können diejenigen, die noch nicht volljährig sind, in einem geschützten Rahmen an das Ganze herangeführt werden.“
„Beste Kampagne aller Zeiten“
Galt früher ein Block mit 80 heißblütigen Sängern als voll, so ist das inzwischen die Zahl an Anhängern, die für die Duelle im Ausland mobilisiert werden können. „Es kommt richtig Druck von der Stimmung her, selbst ich habe deswegen teils Gänsehaut. Es ist mittlerweile eine Konstanz vorhanden. Obschon der Block voller ist, sieht man immer die gleichen Gesichter“, erklärt Gebele. Auf den Rängen haben die Resultate der Mannschaft neue Impulse gegeben. „Durch die Ergebnisse sind die Leute natürlich auch viel motivierter. Ich erinnere sie aber immer daran, dass wir den Ball flach halten sollten. Wir erleben die beste Kampagne aller Zeiten. Ich sage immer, dass wir froh sein können mit dem, was wir haben. Vor zehn Jahren haben wir gejubelt, wenn wir eine Ecke bekommen haben, jetzt meckern wir, wenn der Ball nicht reingeht.“
Am Donnerstagabend setzte der M-Block ein klares Zeichen und skandierte den Namen des Nationaltrainers – dessen Vertrag noch nicht verlängert wurde. „Klar kommt von unserer Seite auch schon mal Kritik, wenn sie angebracht ist. Wir sind uns untereinander auch nicht immer einig. Als der Coach Thill und Rodrigues zurückholte, wurde viel diskutiert.“ Doch mit ihrer Aktion haben sie sich am Donnerstag klar hinter den Trainer gestellt. „Für mich sind die Jungs, die auf dem Platz stehen, wie eine Familie. Wir haben viel Kontakt mit den Spielern, vor allem mit Laurent Jans und Ralph Schon. Sie sind dankbar für die Unterstützung und sagen uns das auch.“
Für die Europameisterschaft würde ich sogar ‚congé sans solde‘ anfragen
Das vergangene Jahr hat auch dazu beigetragen, das Ansehen des M-Blocks wieder aufzupolieren. „Unser Ruf ist positiv, wir benehmen uns nicht daneben. Wenn uns Menschen ansprechen, dann um uns darauf hinzuweisen, dass sie es stark finden, was wir tun.“ Doch es gibt noch etwas, an dem sich Gebele mächtig stört: „Becherwürfe. Man bekommt das nur schwer in den Griff. Ich habe auf Facebook aufgerufen, das zu unterlassen, denn es ist gefährlich und der Verband kassiert horrende Geldstrafen. Es ist nervig. Auch wenn ich nicht jeden beobachten kann, haben wir schon Leute wegen Fehlverhalten aus dem Block geschmissen. Aber insgesamt gibt es keine negativen Schlagzeilen mehr.“
Die Mannschaft hat mit ihrer Leistung im Stade de Luxembourg alles für das große Abschlussfest in Vaduz vorbereitet. „Meine Urlaubspläne für nächstes Jahr stehen auch schon fest. Georgien ist machbar … Ich habe mir die ganze Woche freigenommen.“ Und sollte sich danach der ganz große Traum der Nation verwirklichen, dann werden vielleicht sogar andere Maßnahmen fällig: „Für die Europameisterschaft würde ich sogar ‚congé sans solde‘ anfragen …“ Da nimmt man doch gerne in Kauf, dass man sich die Spiele erst einen Tag später in der Wiederholung komplett ansehen kann.
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