Gegenpressing – die EM-KolumneFootball is coming home

Gegenpressing – die EM-Kolumne / Football is coming home
In England ist die EM-Euphorie endgültig ausgebrochen Foto: Justin Tallis/AFP

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Noch während die englischen Fans ihre Helden feierten und „Sweet Caroline“ und „Football is coming home“ in Wembley anstimmten, stellte Gary Lineker am Dienstagabend fest, dass sein legendärer Spruch „Fußball ist ein einfaches Spiel: 22 Männer jagen 90 Minuten lang einem Ball nach und am Ende gewinnen immer die Deutschen“ nicht mehr aktuell ist. Der ehemalige Leicester-City-Profi twitterte, nachdem England die deutsche Mannschaft im Achtelfinale der Europameisterschaft mit 2:0 nach Hause geschickt hatte: „Ich denke, es ist an der Zeit, den Spruch ‘Am Ende gewinnen die Deutschen‘ zu beerdigen. Ruhe in Frieden.“

In England ist die EM-Euphorie nun endgültig ausgebrochen. Kritisierte man noch vor wenigen Tagen Trainer Gareth Southgate für Aufstellung und Taktik, kommt man nun aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Der Sieg gegen Deutschland hat der englischen Mannschaft und deren Fans neues Selbstvertrauen verliehen – immerhin hat man gerade etwas Historisches geschafft und erstmals seit 1966 gegen den so gefürchteten Gegner in einem K.o.-Spiel gewonnen.

Dabei waren einige deutsche Experten doch sehr sicher, dass man auch diesmal gegen England als Sieger vom Platz gehen würde. Hochmut kommt aber bekanntlich vor dem Fall. „Damals (1996) haben wir das Ding im Elfmeterschießen gewonnen und irgendwas sagt mir, dass es auch dieses Mal so kommen wird“, schrieb Markus Babbel bei Sport1.

„Ich glaube und hoffe, dass wir sie wieder im Elfmeterschießen besiegen werden. Das wäre das Allerschönste und um Längen besser als ein lockerer 3:0-Sieg“, schrieb auch der ehemalige deutsche Nationalspieler Lothar Matthäus in seiner EM-Kolumne bei Sky: „Die Engländer würden so viel mehr leiden und hätten spätestens dann ein Deutschland-und-Elfmeter-Trauma auf Lebzeiten. Das wünsche ich unserem Lieblingsgegner.“ 

Nach einer unspektakulären und trostlosen Partie jubelten aber am Ende die Engländer, gelitten hat am Dienstag nur das Team aus Deutschland um Coach Jogi Löw, dessen Ära als Nationaltrainer nun glanzlos endete – der Abschiedstitel sollte nicht gelingen. Mats Hummels schrieb bei Instagram: „Ich fand, wir hatten, was es braucht, um dieses Turnier zu gewinnen.“ Davon hatte man anscheinend nicht genug.

Die Three Lions dürfen indes weiter auf den EM-Erfolg zu Hause in Wembley hoffen. Wie bei jedem großen Turnier träumen sie vom lang ersehnten großen Coup. Den Sieg im Klassiker gegen Deutschland deuten die Briten bereits jetzt als gutes Omen – die Konzentration darf aber durch dieses Erfolgserlebnis nicht verloren gehen. Sonst könnten die Euphorie und die „Football is coming home“-Gesänge schnell wieder erlöschen.