FußballDie Krise als Chance: Der FCK könnte zum Profiteur werden

Fußball / Die Krise als Chance: Der FCK könnte zum Profiteur werden
Hilft die Corona-Krise dem FCK bei der Sanierung? Foto: imago images/Jan Huebner

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Der 1. FC Kaiserslautern könnte die Corona-Krise nutzen, um sich zu sanieren – falls der DFB und die Juristen mitspielen. Das könnte auch einen möglichen Einstieg von Flavio Becca als Investor beeinflussen.

Die Phrase von der „Krise als Chance“ ist zwar ziemlich abgegriffen, beim tief gefallenen 1. FC Kaiserslautern erscheint sie dieser Tage aber glaubwürdiger denn je. Der viermalige deutsche Fußballmeister und zweimalige Pokalsieger könnte die Wirren der Corona-Pandemie nutzen, um sein drohendes Aus im Sommer abzuwenden. Das Zauberwort beim Drittligisten heißt „Planinsolvenz“.

Die Gedankenspiele der Pfälzer, die 20 Millionen Euro Schulden angehäuft haben und denen 12 Millionen Euro an liquiden Mitteln für die Zulassung zur kommenden Saison fehlen, kreisen um die bevorstehende Entscheidung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hinsichtlich der Lizenzierung. Sollte der Verband wie erwartet dem Weg der Deutschen Fußball-Liga (DFL) folgen, könnte den Roten Teufeln die Höllenfahrt erspart bleiben.

Zugunsten der Klubs

Die DFL hatte am Dienstag mit Blick auf die Bundesliga und die 2. Liga beschlossen, das Lizenzierungsverfahren zugunsten der Klubs anzupassen. So soll bei der Eröffnung eines Insolvenzverfahrens auf den üblichen Abzug von bis zu neun Punkten verzichtet werden.

Eine ähnliche Entscheidung des DFB würde dem FCK, bei dem sich die Profis wie alle anderen Angestellten aufgrund der Saison-Unterbrechung derzeit in Kurzarbeit befinden, einen Weg aus der Schuldenfalle eröffnen. Ohne den Abzug von neun Punkten könnten der drohende Abstieg sowie das derzeit im Raum stehende „normale“ Insolvenzverfahren wohl vermieden werden. Der Klub könnte die sogenannte „Planinsolvenz“ einleiten, bei der das Ziel die Erhaltung des Unternehmens ist.

Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt würde in diesem Fall im Amt bleiben und bekäme einen Insolvenzverwalter zur Seite gestellt. Die laufenden Verträge der Profis wären weiter gültig, die Verbindlichkeiten könnten durch Verhandlungen mit den Gläubigern beseitigt werden. Der FCK könnte saniert einen Neustart wagen – in der 3. Liga und mit seinem jetzigen Kader.

Trickserei?

Der Schuldenschnitt könnte sogar den Gläubigern sinnvoll erscheinen, da sie bei einer regulären Insolvenz im Sommer wohl völlig leer ausgehen würden. Zudem hätten die Pfälzer wieder deutlich bessere Chancen bei ihrer Suche nach Investoren. Die standen zuletzt aufgrund des hohen Schuldenberges nicht gerade Schlange. Aufgrund der aktuellen unsicheren Lage in fast sämtlichen wirtschaftlichen Bereichen wurden die Verhandlungen mit potenziellen Investoren, wie dem Luxemburger Flavio Becca, auf Eis gelegt.

Im Hinblick auf mögliche FCK-Überlegungen in Richtung „Planinsolvenz“ gab Voigt zu Protokoll, dass die Verantwortlichen in der „hochbrisanten wirtschaftlichen Situation“ alle Optionen prüfen, um der „Verantwortung gegenüber dem Klub gerecht zu werden“.

Prüfen müssten das Insolvenz-Konstrukt in jedem Fall die Juristen. Vor allem Konkurrenten könnten das Ganze als unlautere Trickserei anprangern und anführen, dass der FCK auch ohne die Corona-Krise auf die Pleite zugesteuert wäre. Ob dieses rechtliche Schlupfloch tatsächlich geschlossen werden könnte, erscheint aber fraglich. Eine mögliche Argumentation der Pfälzer, wonach sie ohne die Krise neue Geldgeber gefunden hätten, wäre schwer zu widerlegen. (SID)