Fußball / Spanien / Barça: vom Sofa auf den Fußball-Thron

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Meister auf dem Sofa: Vor dem Fernseher hat der FC Barcelona am Samstagabend den 19. Titel der Vereinsgeschichte gewonnen. Erzrivale Real Madrid räumte durch die 2:3-Niederlage in Villarreal bereits am drittletzten Spieltag den spanischen Fußball-Thron für die Katalanen, die den Königslichen auf acht Punkte enteilt waren.

Dabei hätte der neue Champion eigentlich einen glanzvolleren Moment der Entscheidung verdient. Barça lieferte eine nahezu perfekte Saison der Rekorde ab, die am 27. Mai in Rom mit dem Champions-League-Finalsieg gegen ManU und dem ersten Triple in der ruhmreichen Klub-Historie gekrönt werden soll.
„Der wichtigste Titel ist ohne Zweifel die Meisterschaft“, sagte Trainer Josep Guardiola, ohne in großen Jubel auszubrechen. Auch seine Spieler werden den Ausflug nach Mallorca, wo die Mannschaft gestern zum Auswärtsspiel gastierte, nicht zum kollektiven Abfeiern nutzen. Zu souverän fuhr der „granatblaue Tsunami“ die Meisterschaft ein, zu sehr schwirrten die Gedanken bereits um das Finale in der Königsklasse.

4 Tore bis zum Rekord

„Dieses Endspiel ist ein Traum. Erst wenn wir in Rom gewinnen, war es die beste Saison in der Vereinsgeschichte“, meinte Präsident Juan Laporta, der sich beim finanziellen Anreiz nicht lumpen lässt. Bereits durch das Doublé aus Meisterschaft und dem Pokaltriumph gegen Athletic Bilbao drei Tage zuvor haben die 25 Spieler und das Trainerteam 15 Millionen Euro Prämie sicher, beim Triumph in der Champions League würde diese Summe verdoppelt.
Neben der überragenden Offensive um Lionel Messi, Samuel Eto’o und Thierry Henry, die mit bislang 103 Treffern den Torrekord von Real Madrid mit 107 Treffern aus der Saison 1990/91 jagt, wird vor allem Trainer Guardiola als Vater des Erfolges gefeiert. Das Risiko, nach Jahren der Erfolglosigkeit und zahlreicher Demütigungen auf einen 37-Jährigen ohne große Trainererfahrung zu setzen, hat sich mehr als ausgezahlt.
Unter dem früheren Profi, der als Kapitän die goldene Ära unter Johann Cruyff mitmachte und als Spieler insgesamt sechs Meistertitel gewann, knüpfte Barça an alte Erfolge an und begeisterte die Fachwelt mit atemberaubenden Kurzpassspiel. „Natürlich ist es immer das Ziel, zu gewinnen“, sagte Guardiola jüngst: „Aber nur ein attraktives Angriffsspiel erfreut die Öffentlichkeit.“
Real Madrid hat die erfolgreiche Symbiose aus Schönheit und Abgeklärtheit hautnah erleben müssen. Das 0:2 im Hinspiel im Camp Nou konnte man noch mit den Nachwirkungen der Entlassung von Trainer Bernd Schuster vier Tage zuvor erklären, beim 2:6 im Rückspiel wurde Real vom Dauerrivalen aber der Lächerlichkeit preisgegeben.
„Unserer Erzrivale ist Meister und wir müssen ihm gratulieren“, sagte Real-Verteidiger Sergio Ramos. Madrids Trainer Juande Ramos meinte anerkennend: „Sie haben in der Saison sehr gut gespielt und den Titel verdient.“
Barças Meisterfeier, die Villarreal am vorigen Sonntag beim 3:3 in letzter Minute vertagt hatte, steigt am kommenden Samstag nach dem Heimspiel gegen Osasuna. Zehntausende Fans feierten jedoch schon in der Nacht zum Sonntag ausgelassen auf den berühmten Ramblas. Einige übertrieben es dabei und zettelten Randale an. Die Polizei nahm 63 Krawallmacher fest.