Fußball: Rekord-Pokalsieger trifft Rekord-Meister

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Der Südklassiker war, ist und bleibt ein Evergreen auf Luxemburgs Fußballbühne. Einst strömten die Anhänger beider Blocks regelrecht in Scharen zum Differdinger „Thillebierg“ oder Richtung Escher „Grenz“, um meist rassigen und öfters denkwürdigen Duellen beizuwohnen. Lex Bruch

Der Südklassiker war, ist und bleibt ein Evergreen auf Luxemburgs Fußballbühne. Einst strömten die Anhänger beider Blocks regelrecht in Scharen zum Differdinger „Thillebierg“ oder Richtung Escher „Grenz“, um meist rassigen und öfters denkwürdigen Duellen beizuwohnen.

Lex Bruch

Am Sonntag stehen sich Differdinger und Escher Kicker im Kampf um Platz zwei hinter dem unangefochtenen Leader und haushohen Meisterschaftsfavorit F91 Düdelingen gegenüber. Es geht für beide Teams darum, den Abstand auf den nicht-europäischen Platz vier auszubauen oder zumindest konstant zu halten.
Einst ein wahrhaftiger Publikumsmagnet und Kassenschlager, leidet aber auch diese höchst brisante Auseinandersetzung zusehends unter der sinkenden Zuschauerresonanz im Luxemburger Fußball. Trotzdem ist am Sonntag für Festtagsstimmung gesorgt. Und das

MYTHOS THILLEBERG UND GRENZ
morgen im Tageblatt
 

s der „Thillebierg“ nach wie vor ein heißes Pflaster für Jeunesse ist, belegen die Ergebnisse aus den beiden Vorjahren, wo die Escher mit 1:4 und 0:3 untergingen.

Goldene Ära zwischen den Kriegen

Die wohl glorreichsten Seiten in der über 100-jährigen Differdinger Fußballhistorie wurden zwischen beiden Weltkriegen geschrieben. Die Red Boys sahnten jede Menge Titel ab. Im gleichen Jahr, als Jeunesse erstmals zu Meisterehren kam, wurde die ASD aus der Taufe gehoben. Die „Fousbanner“ mit dem roten Stern auf dem Vereinswimpel standen fast immer im Schatten des „übermächtigen“ Lokalrivalen und schafften nach dem Zweiten Weltkrieg nie mehr den Sprung zur Elite. Trotz eines bescheidenen Palmarès bestach man bei der ASD lange Zeit durch eine mustergültige Jugendarbeit. Im ASD-Talentschuppen bedienten sich nicht zuletzt u.a. die Red Boys oder der Progrès, wie auch die Escher Jeunesse.
Paolo Amodio und Jean Wagner gehörten beispielsweise jahrelang zu den Leistungsträgern der Schwarz-Weißen, ehe es beide wieder in die Heimat zurück nach Differdingen zog. Red Boys brachte zahlreiche spätere Nationalspieler hervor. 1997/98 war die letzte Saison für Red Boys in der Nationaldivision. ASD und Red Boys spielten 2001/02 zum letzten Mal in der gleichen Division, in der Ehrenpromotion. Nach einigen gescheiterten Versuchen sahen die Verantwortlichen beider Vereine – aufgrund des drohenden Versinkens in der sportlichen Anonymität – endlich die Zeit reif, um sich zwecks einer Fusion zusammenzuraufen. Im dritten Anlauf glückte der Aufstieg ins Oberhaus, und Déifferdeng 03 belegte auf Anhieb Rang drei, gleichbedeutend mit der Teilnahme am UI-Cup.

PokalschlagerRed Boys – Jeunesse

Red Boys – Jeunesse lautete insgesamt dreimal die Paarung im Pokalfinale. 1926/27 behielten die Rotjacken mit 3:2 die Oberhand, indes die Bianconeri 1934/35 den Spieß durch ein 4:2 umdrehten. Am 8. Juni 1985 hatten die Differdinger dann wieder die Nase vorn, dies durch das goldene Tor von Gilbert Hotton. Mit von dieser Partie waren übrigens beim Verlierer Daniel Ferrassini – heute Co-Trainer bei Jeunesse – und William Bianchini beim Pokalsieger. Dessen Wechsel Richtung „Grenz“ vergraulte zunächst nicht wenige Escher Supporter. Drei Jahre später wurde er an gleicher Stätte nach dem Doublé-Gewinn mit Jeunesse frenetisch gefeiert. Mit dem Progrès und Red Boys hatte die Stadt Differdingen in den 70er bis anfangs der 80er Jahre gleich zwei heiße Eisen im Feuer. Beide Vereine lieferten sich in der Titelvergabe – ob Pokal oder Punkterunde – des Öfteren packende Kopf-an-Kopf-Rennen mit Jeunesse.
1979 schlug die größte Stunde in der Red-Boys-Ära. In der Meisterschaft verwies man Erzrivale Progrès – dank der besseren Tordifferenz – auf Platz zwei. Und durch ein 4:1 über Aris wurde das dritte Doublé der Vereinschronik gefeiert. Während die Jeunesse-Sternstunden im Europapokal bestens in Erinnerung geblieben sind, entsinnt man sich im D03-Lager v.a. einer heroischen Partie auf europäischer Ebene. Am 18. September 1984 erreichte Red Boys im Oberkorner Stadion ein 0:0 gegen die Topelf von Ajax Amsterdam. 1979 hatte es gar einen 2:1-Sieg gegen Omonia Nikosia gegeben.