Fußball / Jonathan Joubert: „Nicht gleich alles in Frage stellen“

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Die ersten Bälle auf sein Tor sind für einen Torwart extrem wichtig. Sie verleihen Selbstvertrauen, können aber, mit der ersten Unsicherheit, auch das Gegenteil bewirken. Am Samstag beim 0:4 gegen Lettland gelang es FLF-Keeper Jonathan Joubert nicht, Ruhe auf seine Vorderleute auszustrahlen, an einigen Gegentreffern trägt er Mitschuld. Christophe Junker

Die ersten Bälle auf sein Tor sind für einen Torwart extrem wichtig. Sie verleihen Selbstvertrauen, können aber, mit der ersten Unsicherheit, auch das Gegenteil bewirken. Am Samstag beim 0:4 gegen Lettland gelang es FLF-Keeper Jonathan Joubert nicht, Ruhe auf seine Vorderleute auszustrahlen, an einigen Gegentreffern trägt er Mitschuld.

Christophe Junker

Tageblatt: Wie bewertest du das Lettland-Spiel mit ein wenig Abstand?
Jonathan Joubert: „’Difficile à vivre? Oui et non.‘ Viele Bälle waren direkt aufs Tor gezogen, und mit ein wenig Abstand sage ich mir: Ich hätte mehr Präsenz zeigen müssen.“

„T“: Inwiefern?
J.J.: „In dem Sinn, dass ich vor allem bei den hohen Bällen hätte zeigen müssen: Hier bin ich. Das war nicht immer selbstverständlich. Das ging aus unserer Spielanalyse mit Claudy Dardenne (Torwarttrainer) hervor. Das war am Samstag nicht der Fall. Hoffentlich wird es im nächsten Spiel wieder besser sein.“

„T“: Bei hohen Bällen fiel schnell deine Unsicherheit auf.
J.J.: „Richtig, bei den hohen Bällen hätte ich meinen Mitspielern helfen müssen, dem war aber nicht so.“

„T“: Du sprichst deine Mitspieler an. In der Abwehr standen mit Jacques Plein und Mathias Jänisch zwei neue Leute. Wie hat das Zusammenspiel geklappt?
J.J.: „Alles verlief recht zufriedenstellend. Man muss sich nur verständigen …“

„T“: … was beim dritten Gegentor scheinbar nicht geklappt hat.
J.J.: „Im Nachhinein war es sicherlich falsch, drei, vier Meter zurückzubleiben, abzuwarten und zuzusehen, was passiert. Wenn ich hingehe, ist klar, ich muss die beiden mitnehmen. In dieser Aktion habe ich gezögert, mit dem Resultat, dass der dritte Gegentreffer fällt.“

„T“: Guy Hellers sprach davon, dass die vor dein Tor gezogenen Bälle der Letten, anders als in der BGL Ligue, praktisch so schnell wie Schüsse seien. Kannst du den Unterschied erklären?
J.J.: „In Luxemburg steht dir beim Herauslaufen vielleicht ein Spieler im Weg. In der BGL Ligue reicht es manchmal sogar, einfach nur zu brüllen, dann hast du freie Bahn. In einem Länderspiel ist das was ganz anderes; es gibt permanenten Kontakt.“

„T“: Noch mal zur Schnelligkeit der Bälle.
J.J.: „’Ses ballons-là sont extrêmement difficiles à négocier.‘ Da sagst du dir einfach nur: Entweder du gehst jetzt da hin oder nicht. Und wenn du hingehst, muss das mit 100 Sachen sein. Ist das nicht der Fall, kommt dir mit Sicherheit jemand zuvor … und es klingelt.“
„T“: Bis wenige Tage vor dem Spiel musstest du wegen einer Bänderüberdehnung im Knie pausieren.
J.J.: „Um es gleich vorwegzunehmen: Ich hatte absolut kein Problem mehr. Ich würde mich niemals hinter einer Blessur verstecken. ‚Je n’étais pas décisif. Il y a le premier et le deuxième but, bon. Ensuite, il y a le troisième, et sur le quatrième, le ballon tape ma jambe.‘ Mit etwas Glück springt der Ball raus.“

„T“: Im September 2006 standest du bereits in einem Testspiel Lettland gegenüber. Vor diesem Spiel hatte dich Guy Hellers damals zu seiner Nummer 1 erkoren. Siehst du dich selbst noch als unangefochtene Nummer 1 im Luxemburger Tor?
J.J.: „Es liegt nicht an mir, das zu beurteilen. Dafür sind Trainer da. Wenn mein Status als Nummer 1 angezweifelt wird, dann ist das eben so. Man sollte aber nicht gleich alles in Frage stellen wegen eines oder zwei schlechter Spiele.“

Umdenken 

Die Videoanalyse der ersten Hälfte des Spiels gegen Lettland scheint bei Nationaltrainer Guy Hellers ein Umdenken hervorgerufen zu haben. Jedenfalls den gestrigen Trainingseindrücken nach zu urteilen. Während am Morgen vor allem Angriffe über die beiden Außenbahnen mit Flankentraining geübt wurden, ließ die Einheit am Nachmittag vermuten, dass es für das Rückspiel morgen in Riga (17.30 Uhr in Luxemburg) zu taktischen und personellen Änderungen kommen wird. Auf der rechten Abwehrseite verdrängt der wiedergenesene Kim Kintziger seinen Stellvertreter Jacques Plein wieder auf die Bank. Hinten tauschten Mario Mutsch (in die Abwehr zurückbeordert) und Mathias Jänisch (Mittelfeld) die Positionen. Mathias Jänisch hat gute Chancen, im Mittelfeld aufzulaufen, da Claudio Lombardelli wegen Unwohlseins bei beiden Trainingseinheiten nicht dabei sein konnte. Eine Blutanalyse soll entscheiden, ob Lombardelli die Reise nach Riga überhaupt mit antreten kann. Im rechten Mittelfeld wechselten sich Fons Leweck und Lars Gerson ab, während Joël Kitenge womöglich für Stefano Bensi im Angriff von Beginn an auflaufen wird. CJ

Das Aufgebot

Tor: Jonathan Joubert (F91), Marc Oberweis (Grevenmacher); Abwehr: Eric Hoffmann (Etzella), Mathias Jänisch (Grevenmacher), Jacques Plein (Etzella), Jeff Strasser (Metz), Kim Kintziger (Déifferdeng 03); Mittelfeld: Gilles Bettmer (Freiburg), Carlos Ferreira (Etzella), Lars Gerson (Kongsvinger), Fons Leweck (Etzella), Claudio Lombardelli (Jeunesse), Mario Mutsch (Aarau), Ben Payal (F91), René Peters (Jeunesse); Angriff: Daniel Da Mota (F91), Stefano Bensi (Deinze), Joël Kitenge (Fola)