Fußball / Jeff Strasser: „Das 89. Länderspiel wird speziell sein“

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Jeff Strasser bestreitet heute Abend gegen Belgien sein 88. Länderspiel (sechs Tore). Der 34-jährige Musterprofi zieht demnach mit Carlo Weis gleich und avanciert neben dem heutigen Petinger Trainer zum Co-Rekordnationalspieler Luxemburgs. Christophe Junker

Jeff Strasser  bestreitet heute Abend gegen Belgien sein 88. Länderspiel (sechs Tore). Der 34-jährige Musterprofi zieht demnach mit Carlo Weis gleich und avanciert neben dem heutigen Petinger Trainer zum Co-Rekordnationalspieler Luxemburgs.

Christophe Junker

Tageblatt: Wird das Spiel gegen Belgien ein Spiel wie jedes andere?
Jeff Strasser: „Es ist ein Spiel wie jedes andere. Schließlich egalisiere ich Carlo Weis nur, ich ziehe noch nicht an ihm vorbei.“

„T“: Nur?
J.S.: „Nein im Ernst, es ist schon ein besonderes Spiel. Auch weil es das Galaspiel des Verbandes ist, der seinen 100. Geburtstag feiert. Ich bin froh, dass es jetzt so weit ist mit dem 88. Spiel. Das spricht für eine gewisse Kontinuität. Es war aber nie eine Obsession, dieses Ziel eines Tages zu erreichen. Spezieller wird wohl der Tag sein, an dem ich vielleicht mein 100. Länderspiel feiern darf. Das 89. Länderspiel, wenn ich denn alleiniger Rekordspieler sein werde, wird der erste spezielle Moment sein.“

„T“: Stolz?
J.S.: „Natürlich bin ich stolz. Wir müssen versuchen, das Konzept, das in letzter Zeit gut auf dem Platz funktioniert hat, weiterzuführen. Gelingt uns das, wird das ein oder andere Spiel sicherlich automatisch hinzukommen. Irgendwann werde ich derjenige sein, der die meisten Spiele bestritten hat. Aber auch dann wird ein Fußballspiel immer noch 90 Minuten dauern.“

„T“: Erinnerst du dich an dein erstes Länderspiel?
J.S.: „Natürlich, Paul Philipp hatte mich beobachtet und berief mich gleich zum Lehrgang. Auf einmal war ich dabei und im ersten Spiel lief ich von Beginn an auf. An der Seite von Carlo Weis in der Innenverteidigung und neben Guy Hellers.“

„T“: Hast du bereits mit Carlo Weis gesprochen?
J.S.: „Ja, zufälligerweise erst kürzlich nach einem Länderspiel. Ihm macht es nichts aus, auch ich werde mich nicht großartig ändern. Ich habe großen Respekt vor dem, was Carlo Weis geleistet hat. Er hat mir damals sehr gute Ratschläge mit auf den Weg gegeben. Er ging einerseits hart mit den jungen Spielern um, andererseits war das eine gute Sache.“

„T“: Das Nationalteam war demnach eine gute Schule?
J.S.: „Als ich zum Nationalteam stieß (siehe Infobox), standen bereits viele ältere und gestandene Spieler in der Mannschaft. Obwohl ich damals bereits im Profibereich tätig war, hatte ich enormen Respekt vor diesen Spielern.“

„T“: Werden deine Ratschläge heute angenommen?
J.S.: „Ich denke schon, von dem einen mehr, von dem anderen weniger. ‚Ech sinn awer net hei, fir de Chef ze spillen.’“

„T“: Du bist jetzt seit 15 Jahren im Nationalteam. Man hat dich während dieser Zeit auch öfters mal griesgrämig gesehen. In wieweit hast du dich seitdem verändert?
J.S.: „Jeder kennt meinen Charakter, ich bin auf dem Spielfeld recht impulsiv. Als ich noch jünger war, konnte ich nach Spielen nicht abschalten. Wenn man sich mit wenig zufrieden gibt, stagniert man, daher kam ich öfters so rüber. Diejenigen aber, die mich wirklich kennen, wissen, dass ich ein sehr zugänglicher Typ bin, jemand, der fast immer und für jeden Zeit aufbringt. Ich sollte aber nur an meinen fußballerischen Qualitäten gemessen werden.“
„T“: Die da wären?
J.S.: „In Luxemburg wurde ich oft kritisiert. Ich kann dazu nur sagen, dass es bis zum heutigen Tag noch niemand geschafft hat, die Nationalmannschaft alleine zu tragen und zu lenken.“

„T“: Bist du der Prototyp des Fußballers, der vor allem mit Zweikampfstärke und Einsatzbereitschaft das Maximum erreicht hat?
J.S.: „Es gibt Leute, die meinen, meine fußballerischen Mittel einschätzen zu können. Ich habe unter all meinen Trainern bestimmt 95 Prozent aller Spiele gemacht. Ich kann stolz auf das sein, was ich bisher erreicht habe. Ich habe mit meinen Vereinen im oberen Tabellenbereich gespielt, habe ein Europapokal-Halbfinale erreicht und so viele Länderspiele bestritten. All das spricht für meine Qualitäten. Ich habe den Fußball immer mit Leidenschaft bestritten, nur dann kann man etwas erreichen.“

„T“: Was ist gegen Belgien möglich?
J.S.: „Betrachtet man nur die Resultate bei Olympia oder zuletzt das Spiel in der WM-Quali gegen Spanien, stellt man fest, dass Belgien wesentlich stärker ist als noch vor zwei Jahren. Wir müssen sehr vorsichtig sein. ‚Wa mir mat der nämlechter Astellung optriede wéi an de leschte Mätcher, da kënnt alles vun alleng.“

JEFF STRASSER

o Geboren am 5. Oktober 1974 in Luxemburg-Stadt
o Position: Innenverteidiger
o Vereine: Union Luxemburg (1981-88), FC Metz/F (1988-91), 1. FC Kaiserslautern/D (1999-2002), Borussia Mönchengladbach/D (2002-2006), Racing Straßburg/F (2006-07), FC Metz/F (2006-Vertrag endet im Sommer 2009)
o Länderspiele:
1. Länderspiel, 12.10.1993:
Luxemburg – Gr’land 1:3 (WM)
10. Länderspiel, 6.9.1995:
Luxemburg – Malta 1:0 (EM)
20. Länderspiel, 10.10.1998:
Polen – Warschau 3:0 (EM)
30. Länderspiel, 7.6.2000:
Luxemburg – Spanien 0:1 (FS)
40. Länderspiel, 1.9.2001:
Färöer – Luxemburg 1:0 (WM)
50. Länderspiel, 2.4.2003:
Luxbg. – Norwegen 0:2 (EM)
60. Länderspiel, 4.9.2004: Estland – Luxemburg 4:0 (WM)
70. Länderspiel, 3.6.2006:
Luxemburg – Portugal 0:3 (FS)
80. Länderspiel, 8.9.2007:
Slowenien – Luxbg. 3:0 (EM)
o Länderspieltore:
7.10.2000:
Luxemburg – Slowenien 1:2
17.4.2002:
Luxemburg – Liechtenstein 3:3
30.4.2003:
Ungarn – Luxemburg 5:1
19.8.2003:
Luxemburg – Malta 1:1
18.8.2004:
Slowakei – Luxemburg 3:1
10.9.2008:
Schweiz – Luxemburg 1:2
o Nationaltrainer: 3;
Paul Philipp (1993-2002),
Allan Simonsen (2002-2004),
Guy Hellers (seit Ende 2004)