/ FUSSBALL / Fusion: Was steckt wirklich dahinter?

Bei der „Doyenne“ des Luxemburger Fußballs, Fola Esch, sowie beim F91 Düdelingen wird über eine Fusion nachgedacht. Fola nennt als Gründe für einen möglichen Zusammenschluss das marode Stadion auf dem Escher Galgenberg sowie nicht eingehaltene Versprechen der Escher Gemeindeverwaltung. In Düdelingen will man etwas gegen das Dahinsiechen des Luxemburger Vereinsfußballs unternehmen. / Christophe Junker
Initiatoren der Fusionspläne sollen Gerard Lopez und Flavio Becca sein. Der eine ist Präsident und Mäzen des Escher Traditionsvereins, der andere massiver Geldgeber des F91 Düdelingen.
Sie sollen am vergangenen Sonntag, als sie anlässlich des Pokal-Viertelfinals zwischen beiden Klubs zusammensaßen, über eine mögliche Fusion diskutiert haben. Was der Fola-Präsident allerdings dementierte, die Idee „ging von den beiden Vorständen aus, nicht von uns, ich habe mich mit Flavio Becca noch nicht darüber unterhalten“.
Gilbert Goergen, Vizepräsident der Escher Fola, über die Gedankenspiele auf Escher Seite: „Wir haben sehr oft bei der Escher Gemeinde interveniert. Es wurden uns viele Versprechen gemacht, aber keine eingehalten. Zuletzt sollte eine Million Euro in die Renovierung des Stade Emile Mayrisch gesteckt werden. Diese Summe wurde wieder verworfen, 100.000 Euro blieben übrig. Einig waren wir uns mit CA Fola (Leichtathletikverein aus Esch, d. Red.), dass mit diesem Geld nicht die Duschen, sondern das Spielfeld instand gesetzt werden sollte. Zwei Wochen ist das nun her, passiert ist aber immer noch nichts. Jetzt ist es Gerard Lopez auch egal. Mit Flavio Becca wollen sie einen Verein gründen.“
Gerard Lopez wollte die Angelegenheit an sich nicht kommentieren, keinen Hehl machte der Fola-Präsident allerdings aus einem gewissen Frust: „Es ist kein Geheimnis, dass wir nicht so zufrieden sind mit der Gemeinde Esch. Der älteste Escher und Luxemburger Fußballverein wird als zweitrangig angesehen; dass da Frust aufkommt, ist normal.“
Ob die von beiden Seiten vorgetragenen Argumente wirklich die einzigen Gründe für die Fusion sein sollen, darüber lässt sich spekulieren. Steckt nicht noch mehr dahinter? Was würde es Fola und dem F91 bringen, zu fusionieren? Wäre eine Fusion auf diesem Niveau sinnvoll? Wohl kaum.
Profiklub?
Vom Tageblatt auf eine zukünftige Profimannschaft angesprochen, wollte keine der beiden Parteien konkrete Antworten geben. Gilbert Goergen meinte hierzu: „Dazu kann ich nichts sagen. Das könnte man aber so sehen. Es wäre eine weitere Idee.“
„Professionalismus ist ein großes Wort“, gab Romain Schumacher zu verstehen. Das Vorstandsmitglied des F91 Düdelingen wollte solch ein Vorhaben ebenfalls nicht ganz verbergen. „In Fußball-Luxemburg passiert nichts. Wäre Camille Dimmer nicht gewesen, würde es heute noch keine Sendung auf RTL geben, mit der sich die FLF jetzt ins Licht stellt. Jetzt sind hier zwei seriöse Personen, die sich Gedanken machen. Überall in Europa boomt der Fußball. Im Lizenzierungsbereich wird mehr und mehr professionelle Arbeit verlangt. Wenn es in Zukunft so weitergeht, wird Luxemburg irgendwann vielleicht nur noch einen Platz in der Europa League haben. Uns geht es nicht darum, mit einem Fusionsverein den Meistertitel jedes Jahr zu gewinnen. Was bringt uns das? Was haben wir davon?“
Indirekt sprach Romain Schumacher demnach aus, was längerfristig geplant ist. Nämlich entweder eine Liga in Luxemburg mit professionellen Strukturen auf die Beine zu stellen oder mit einer Profimannschaft in einer ausländischen Meisterschaft anzutreten.
Solch oder solch ein ähnliches Projekt wurde bereits vor einigen Jahren versucht ins Leben zu rufen. „Club Lëtzebuerg“ nannte es sich. Dessen Vorstand schrieb in einem Brief datiert vom 2. Februar 2002 erstmals die FLF unter dem damaligen Präsidenten Henri Roemer an, worin vorgeschlagen wurde, eine Profimannschaft zu gründen, welche in einem ausländischen Championat antreten solle. Präsident damals war Camille Dimmer und im Vorstand saß Romain Schumacher …
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