FUSSBALL: Demontage in 15 Minuten

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Der Auftakt der EM-Qualifikation gegen Bosnien ist der Luxemburger Nationalmannschaft alles andere als gelungen. Zwar ist das 0:3 vom Ergebnis her noch irgendwie zu vertreten, aber es ist auch der Tatsache zu verdanken, dass Bosnien nach einer Viertelstunde und eben den drei Toren dasTempo rausnahm.

Vom Länderspiel berichten Philip Michel, Kim Hermes, Marc Biwer, Fernand Schott, Laurent Wilmes

Dabei waren die Vorgaben klar. Kein frühes Tor kassieren, keine Standardsituationen aus gefährlicher Distanz verursachen und dem Gegner keine Räume bieten.
Ganze sechs Minuten hatte es gedauert, bis aus den guten Vorsätzen der Luxemburger das geworden war, was eben in der Regel aus guten Vorsätzen wird. Sie halten nicht lange vor. Mit gepflegtem bis raffiniertem Kurzpassspiel hatten die Bosnier Luxemburgs Verteidigung verwirrt. Der Ball kam an die Grundlinie zu Pjanic, der mit einem gefühlvollen Heber den Kopf von Ibricic fand.
Luxemburg fand kaum aus der eigenen Hälfte heraus und in der 11′ war auch der zweite gute Vorsatz – keine Standards aus gefährlicher Position – hinfällig. Hoffmann hatte Dzeko auflaufen lassen. Den Freistoß aus 25 Metern besorgte Miralem Pjanic höchstpersönlich und traf über die scheinbar am Boden festgewachsene Mauer hinweg ins untere rechte Eck. 2:0, Pjanic hatte Luxemburg mitten ins Herz getroffen. Das FLF-Team war völlig verunsichert und wirkte im weiten Rund des „Stade Josy Barthel“ verloren und verängstigt. Die Bosnier griffen ihrerseits zur nächsten Nummer im Offensiv-Repertoire: den gefühlvollen Pass aus der Tiefe (Misimovic) in die Spitze (Dzeko) – 3:0 nach 16 Minuten. Am Ausgang des Spiels bestand kein Zweifel mehr. Und die Angst vor einem Debakel hatte sich längst breitgemacht.
Bosnien machte, was es wollte, die Gastgeber waren völlig von der Rolle. Selbst einfachste Pässe wollten manchmal nicht gelingen. Lichtblicke: Fehlanzeige.
Das FLF-Team fand erst mal keine andere Lösung, als sich dem Spiel zu verweigern und Ruhe und Ordnung irgendwie wiederzufinden, um Bosniens Elan zu bremsen. Der Erfolg war bescheiden, vor allem, wenn die Bosnier das Spiel breit machten und über die Flügel kamen. Aber die Gäste erklärten das Spiel für entschieden und schalteten gleich ein paar Gänge zurück, was Luxemburg kurze Stippvisiten jenseits der Mittellinie erlaubte. Das, was vom Spiel noch übrig war, plätscherte bis zur Halbzeit jedoch vor sich hin.

Gelassener Auftritt

Bosnien begann die zweite Hälfte ähnlich gelassen wie es die erste beendet hatte. Bei Luxemburg mühte sich jetzt Kitenge für Bensi in der Spitze ab, wenn er denn mal die Gelegenheit bzw. den Ball bekam. Ein erstes Raunen ging in der 53′ bei einer Bettmer-Flanke durch das Stadion. Ansonsten spielte sich das Geschehen weiter vorwiegend in der Luxemburger Hälfte ab, wobei Bosnien sich jetzt eher auf weite Bälle in die Spitze verlegt hatte, ohne allerdings gefährlich zu werden.
Ihr wahres Können ließen die Gäste in homöopathischen Dosen aufblitzen. Und diese technische Überlegenheit reichte allemal, um Luxemburg hinreichend zu beschäftigen. Ab der 60′ machte Bosnien wieder mehr Druck und die Luxemburger Abwehr bekam wieder das Flattern. Aber diesmal hielt sie stand. Und Luxemburg kam in der 74′ sogar zu einer Torchance, als Collette bei einem Eckball am höchsten stieg, aber das Tor verfehlte.
Doch irgendwie hatte man das Gefühl, die Gäste könnten jederzeit nachlegen. Etwa als der Pfosten das 0:4 verhinderte, oder als Dzekos Kopfball in der 78′ vorbei ging oder Medunjanins Schuss in der 79′ abgefälscht wurde. Luxemburg durfte in der Schlussphase zwar vermehrt nach vorne kommen, aber aus den wenigen Gelegenheiten, die sich boten, ergab sich nichts mehr.
Es blieb beim verdienten 3:0 für Pjanic und Co. Für Luxemburg eine misslungener Auftakt der EM-Qualifikation, vor allem weil die ersten 15 Minuten kein Maßstab sein dürfen und der Rest des Spiels dazu irgendwie nicht taugt. Aber für das Albanien-Spiel am Dienstag zeichneten sich gestern nur wenig Lichtblicke ab.
khe 

STATISTIK 
o Luxemburg: Joubert – Kintziger, Hoffmann, Schnell, Jänisch – Mutsch, Gerson, Peters, Bettmer (86’ Laterza), Collette (76’ Dan Da Mota) – Bensi (46’ Kitenge)
o Bosnien: Hasagic – Mujdza, Nadarevic, Spahic, Lulic – Pjanic (78’ Zec), Rahimic (67’ Jahic), Misimovic, Ibricic (72’ Medunjanin) – Ibisevic, Dzeko
o Schiedsrichter: Banari – Anatoli Bodean, Andrei Bodean
o Gelbe Karten: Hoffmann, Bensi
o Torfolge: 0:1 Ibricic (6’), 0:2 Pjanic (12’), 0:3 Dzeko (16’)
o Beste Spieler: Gerson – Pjanic
o Zuschauer: 7.323 zahlende