European ChampionshipsFür Leichtathlet Charel Grethen verläuft der Vorlauf über 1.500 nicht nach Plan – Patrizia van der Weken im Halbfinale

European Championships / Für Leichtathlet Charel Grethen verläuft der Vorlauf über 1.500 nicht nach Plan – Patrizia van der Weken im Halbfinale
Noch lag Charel Grethen an zweiter Position gut im Rennen, dann brachte ihn ein Tritt in die Ferse kurz aus dem Rhythmus Foto: AFP/Ina Fassbender

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Es war ein Tag mit gemischten Gefühlen, den die FLA-Athleten am Montag (15.8.) im Olympiastadion in München erlebten. Während Patrizia van der Weken den Einzug ins Halbfinale schaffte, gab es für die Olympioniken Bob Bertemes und Charel Grethen eine Enttäuschung, sie verpassten das Finale.

Auch wenn sein Vorlauf über 1.500 Meter absolut nicht nach seinen Erwartungen verlief und die Enttäuschung über das verpasste Finale groß war, stellte sich Charel Grethen in seiner gewohnt lockeren und sympathischen Art den Fragen. „Es lief nicht nach Plan. Ich hatte einfach gehofft, dass mein Rennen schnell gewesen wäre, denn ich laufe normalerweise in einem schnellen Rennen gut und kann dann auch noch was nachlegen.“ Dem war jedoch nicht so, der Brite Jake Heyward setzte sich an die Spitze, verschleppte jedoch ein wenig das Tempo. Grethen lief an zweiter Position in die letzte Runde, hier kam er dann jedoch fast zu Fall, da er im Positionskampf auch noch einen Tritt hinten in den Schuh abbekam. „Das hat mich dann total aus dem Rhythmus gebracht.“

Doch am meisten bedauerte der 30-Jährige, dass er auf den letzten 300 Metern, etwas zu früh, das Tempo angezogen hat. „Hätte ich das erst auf den letzten 200 Metern gemacht, wäre ich vielleicht nicht so weit zurückgefallen. Doch das Niveau ist einfach so eng beieinander, wenn man einen Fehler macht, dann geht es ganz schnell.“ Den kleinen Zwischenfall während des Rennens will Grethen dabei nicht als Ausrede gelten lassen. „Ich hätte einfach auf den letzten hundert Metern mehr draufhaben müssen.“

Am meisten ärgerte den Olympiafinalisten von Tokio an dem frühen Ausscheiden in München, dass er seiner Meinung nach eigentlich in der Form seines Lebens ist: „Ich bin besser drauf als im letzten Jahr bei Olympia. Es ist schade, da ein schnelles Rennen einfach anders ist als so ein taktisches Rennen.“ Dass er am Montagabend dann auch noch im ersten Vorlauf antreten musste, machte es nicht einfacher, schließlich kannte man vor dem zweiten Vorlauf die Zeiten des ersten Rennens, von den vier Zeitschnellsten, die noch ins Finale vorstießen, waren somit auch drei aus dem späteren Lauf. Am Ende bleibt Charel Grethen ein 16. Platz bei einem der großen Saisonhighlights. 

Zeit, zu genießen

Im Gegensatz zum Sportler des Jahres hatte es Patrizia van der Weken am Vormittag wieder geschafft und kam direkt nach ihrem Rennen aus dem Strahlen nicht mehr heraus. Nachdem sie bereits bei der Hallen-WM in Belgrad im März den Halbfinaleinzug perfekt machen konnte, zog sie auch bei den European Championships in München in die nächste Runde ein und kann ihrem bisher erfolgreichen Jahr 2022 ein weiteres Kapitel hinzufügen.

Dabei hatte die Sprinterin vor ihrem Rennen nicht die beste Nacht erlebt und war somit auch etwas unsicher, wie es laufen würde: „Es war ein wenig kompliziert, denn ich konnte gar nicht gut schlafen und das ist bei mir normalerweise nicht der Fall. Ich war tatsächlich nervöser als sonst. Vielleicht, weil ich es hier einfach wirklich gut machen wollte.“ Doch am Ende ist alles gut gegangen und Van der Weken musste nach ihrem Rennen – sie trat im ersten von insgesamt drei Vorläufen an – gar nicht erst zittern und hoffen, sich doch noch über die Zeit zu qualifizieren. Denn mit 11,46 Sekunden sprintete die FLA-Athletin auf den vierten Rang und qualifizierte sich so direkt fürs Halbfinale, in das die vier Ersten jedes Vorlaufes direkt einzogen. Wie knapp es in ihrem Lauf zuging, zeigt allein der Blick in die Ergebnisliste, denn die zweitplatzierte Polin lief eine 11,44, die drittplatzierte Schweizerin 11,45 und die fünftplatzierte Belgierin erzielte 11,47 Sekunden.

Von Rang zwei bis fünf war somit alles möglich. „Mein Rennen war wirklich korrekt, nicht super, aber auch nich schlecht. Ich glaube, dass ich hierauf aufbauen kann“, meinte die 22-Jährige, die in diesem Jahr ihren Landesrekord von 11,50 bis auf 11,29 verbessert hatte. Dabei ist sie sich einer Schwäche durchaus bewusst, die gerade in so knappen Rennen mitentscheidend sein kann: „Irgendwie habe ich die Tendenz, mich vor dem Ziel zu früh nach vorne zu werfen. Ich muss im Video analysieren, wie es dieses Mal war.“ 

Geklappt hat es jedenfalls und nun kann sich die Sprinterin ganz auf das Halbfinale am Dienstag konzentrieren: „Ich hoffe, dass ich mich etwas erholen und mich dann auch im Ranking noch ein wenig verbessern kann.“ Auf das Finale angesprochen, muss Van der Weken dann doch etwas grinsen: „Ich werde es versuchen, aber das ist dann vielleicht doch noch etwas zu schwer.“ Vergessen darf man nämlich nicht, dass die EM in München die erste von Patrizia van der Weken bei den Seniors ist: „Das ist schon etwas ganz anderes im Vergleich zu der U20- oder U23-EM.“ Erst in der letzten Woche hatte die 22-Jährige sogar noch ihre Bachelor-Arbeit abgegeben: „Mit der WM und all den Rennen war es zum Schluss dann doch etwas stressig“, erklärt sie mit einem Lachen und hat sich vorgenommen, die EM und die Atmosphäre in München abseits des Lernstresses, der sie in ihrer Karriere bisher immer begleitete, zu genießen. Das dürfte sie auf jeden Fall am Dienstag um 20.35 Uhr, wenn sie ihr Halbfinale bestreiten wird und sich auch dort auf die vielen luxemburgischen Fahnen freuen dürfte, die bereits am Montag im Stadion zu sehen waren.

Bertemes scheidet aus

Weniger gut lief es derweil für Kugelstoßer Bob Bertemes, der den Sprung ins Finale nicht schaffte. Dabei hätte eine Weite von 19,91 Metern bereits zum Einzug unter die besten zwölf gereicht. Doch in dieser Saison läuft es beim 29-Jährigen einfach nicht rund, etwas, das sich auch durch seinen Wettkampf in München zog. Nach einem ersten Versuch von 19,10 Metern war der zweite ungültig und somit stand Bertems bei seinem dritten und letzten Versuch der Qualifikation gehörig unter Druck. Mit 19,77 Metern war dieser zwar weiter, doch noch immer weit von dem entfernt, was der Luxemburger kann. Nur zur Erinnerung: Bei den nationalen Meisterschaften in Schifflingen Ende Juni stieß er trotz einer schwierigen Saison noch immer 20,94 Meter. Diese Weite hätte am Montagmorgen locker zum Finaleinzug gereicht.

Im Überblick

100 Meter, Frauen:
Patrizia van der Weken:

Vorlauf: 11,46 Sekunden (9. Gesamtrang, Platz 4 in ihrem Vorlauf)
Halbfinale: Am Dienstag um 20.35 Uhr

1.500 Meter, Herren:
Charel Grethen:

Vorlauf: 3:40,33 Minuten (16. Gesamtrang, Platz 7 in seinem Vorlauf)

Kugelstoßen, Herren:
Bob Bertemes
Qualifikation:
19,77 Meter (14. Gesamtrang)