Frühes „WM-Finale“

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Sticheleien von Luis Suárez, Dauer-Debatte um Wayne Rooney: Die Nerven von England sind vor dem Gruppenduell mit Uruguay reichlich strapaziert. Co-Kapitän Frank Lampard fordert deshalb ein Ende der Nebengeräusche – um das historische Aus abzuwenden.

Angeheizt durch Psychospielchen von Luis Suárez steigt Englands Panik vor dem historischen K.o. im „Do-or-die“-Duell mit Uruguay. Die „Three Lions“ wollen um jeden Preis das erste Vorrunden-Aus seit 56 Jahren verhindern – und schieben dafür auch die „frustrierende“ Debatte um den glücklosen Wayne Rooney beiseite. „Wir müssen uns vorbereiten als wäre es ein WM-Finale“, forderte Vize-Kapitän Frank Lampard für das zweite Gruppenspiel am Donnerstag (19.06.14) in São Paulo. „Alles ausblenden, fokussieren. Wir kennen das Nachspiel, wenn wir verlieren.“

Sorge macht den Engländern vor allem die Ankündigung von Uru-Superstar Suárez, der sich einen Monat nach seiner Knie-Operation wieder bei „100 Prozent“ wähnt und schon reichlich stichelte. „Ich kenne alle Spieler im englischen Team. Sie haben defensive Schwächen und wir können davon profitieren“, kündigte der 27-Jährige vom FC Liverpool an. Beim überraschenden 1:3 gegen Außenseiter Costa Rica hatte er noch kein „Risiko“ gehen wollen und ausgesetzt.

Rooney & Co. starteten am Mittwoch Vormittag (Ortszeit) ihre Reise nach São Paulo, wo ein Temperatursturz zum Spieltag auf unter 20 Grad bevorsteht. Nach dem 1:2 in der Hitzeschlacht gegen Italien durch das Siegtor von Mario Balotelli fürchten die Engländer den nächsten Niedergang gegen einen Top-Stürmer. Nur zu gut sind die Stärken des Torschützenkönigs der heimischen Premier League bekannt. „Es gibt keine Lösung für Luis Suárez“, bekundete Lampard deshalb. „Es gibt keinen fantastischen Weg, um ihn ruhig zu halten.“ Beide Ex-Weltmeister müssten bei einer zweiten Pleite auf eine Minimalchance durch Hilfe der anderen Teams hoffen.

Reizthema Rooney

Wie eine unsichtbare Bedrohung schwebte der Name Luis Suárez die vergangenen Tage deshalb durch das malerisch am Fuße des Zuckerhuts gelegene WM-Trainingsquartier der Engländer. Zunehmend gereizt reagierten die Spieler von Trainer Roy Hodgson deshalb auf die immer wiederkehrenden Frage. „Ich würde ihn lieber nicht auf dem Feld sehen“, gab Liverpool-Teamkollege Raheem Sterling erstaunlich offen zu. Schnell erinnerte sich der aufstrebende Jungstar an die Team-Parole: „Wir dürfen nicht zu viel über ihn reden.“

Auch das Reizthema Rooney sorgte bei den Spielern auf der Militärbasis in Urca für immer größeren Unmut. Nach einer freiwilligen Extra-Einheit mit den Reservisten hatten englische Zeitungen schon mit dessen Degradierung spekuliert, was den 28-Jährigen zu einem Gegenschlag verleitete: „Manchmal wundere ich mich, was die Presse eigentlich will“, schrieb Rooney bei Facebook. „Leider haben wir eine Fixierung auf einen Spieler während jeder WM, an der ich teilgenommen habe“, sagte Lampard. „Es ist etwas frustrierend für ein Team, wenn das passiert.“

Nachdem sich Rooney zum Auftakt noch in der ungewohnten Position auf dem linken Flügel bemüht hatte, deuten die letzten Trainingseindrücke darauf hin, dass Hodgson seinen Offensivfixpunkt wieder als Nummer 10 einsetzen will.

Rooney’s Ex-Teamkollege Paul Scholes rechnete damit, dass dieser die Schwächen von Uruguays Verteidiger Diego Lugano nutzt: „Wayne Rooney kann Lugano zerstören, wenn Wayne auf seiner besten Position spielt.“ Dies wird aber nicht zutreffen, da der Kapitän von Uruguay wegen Knie-Beschwerden nicht auflaufen kann.

„Ich denke, es wird sich wie ein Do-or-die-Spiel anfühlen“, erklärte Rooney mit Blick auf das dritte WM-Aufeinandertreffen mit Uruguay. „Wir wissen, dass wir mehr oder weniger draußen sind, wenn wir verlieren. Deshalb müssen wir positiv bleiben.“