Frankfurt: Daum weg, Bruchhagen bleibt

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Wie erwartet trennen sich Eintracht Frankfurt und Trainer Christoph Daum. Statt mit den Hessen in die 2. Liga geht der 57-Jährige künftig eigene Wege.

Dagegen erhielt Vorstandschef Bruchhagen das Vertrauen des Aufsichtsrates und bleibt im Amt.

Nach seiner gescheiterten Rettungsmission am Main hat Christoph Daum beim Bundesliga-Absteiger Eintracht Frankfurt das Handtuch geworfen und den Weg für einen Neuanfang freigemacht. Während Daum am Montag seinen Abschied verkündete, wurde Vorstandschef Heribert Bruchhagen am späten Abend vom Aufsichtsrat im Amt bestätigt. Der 62-Jährige erhielt einen für die 2. Liga gültigen Vertrag bis zum 30. Juni 2012.

Unternehmen „Aufstieg“ mit neuem Trainer

„Ich freue mich, dass ich weiter das Vertrauen besitze, weil ich mich in hohem Maße für die Entwicklung der Mannschaft verantwortlich fühle“, sagte Bruchhagen. Am Nachmittag hatte er sich in einem langen Gespräch mit Daum auf die Trennung von dem 57 Jahre alten Fußball-Lehrer verständigt. „Ich kann mitteilen, dass wir zu der Entscheidung gekommen sind, dass Eintracht Frankfurt mit einem neuen Trainer den Aufstieg in Angriff nimmt“, sagte Daum.

Ein letztes Mal genoss der gescheiterte Coach, der in sieben Spielen sieglos blieb und den vierten Frankfurter Abstieg nach 1996, 2001 und 2004 nicht verhindern konnte, seinen Auftritt im Blitzlichtgewitter der Fotografen. „Ich bin in der Zeit etwas gescheiter geworden, aber nicht gescheitert“, sagte Daum über sein Wirken in Frankfurt. Immerhin räumte er ein: „Die schlechte Punktausbeute ist auf keinen Fall wegzudiskutieren.“

Daum war am 22. März als Nachfolger des entlassenen Michael Skibbe zunächst bis zum Saisonende verpflichtet worden. Die Trennung hatte sich bereits in den vergangenen Wochen abgezeichnet, als die sportlichen Erfolge ausgeblieben waren. Nach eigener Aussage liegen Daum bereits Anfragen ausländischer Vereine, unter anderen aus Belgien, vor.

Nachfolger gesucht

Wer seine Nachfolge in Frankfurt antritt, ist noch unklar. Die Eintracht sucht mit Hochdruck einen erfahrenen Trainer, der den Traditionsverein auf Anhieb zurück in die Bundesliga führen kann. „Der Sportdirektor und der Trainer werden Personen meines Vertrauens sein“, kündigte Bruchhagen an.

Am Montagabend stellte der Vorstandschef dem Aufsichtsrat sein Zweitligakonzept vor. Weil die Saisonvorbereitung bereits in drei Wochen beginnt, muss der 62-Jährige schnellstmöglich einen Sportdirektor installieren, einen neuen Trainer verpflichten und eine fähige Zweitliga-Mannschaft zusammenstellen.

Handlungsbedarf

Obwohl 18 Profis einen Vertrag für die 2. Liga besitzen, besteht akuter Handlungsbedarf. Denn die Eintracht muss fürchten, nach Kapitän Patrick Ochs (VfL Wolfsburg/3 Millionen Euro) weitere Leistungsträger und hoffnungsvolle Talente zu verlieren. Maik Franz, der wie Chris, Halil Altintop und Torwart Ralf Fährmann keinen Zweitligavertrag besitzt, soll beim Aufsteiger Hertha BSC hoch im Kurs stehen. Der VfB Stuttgart buhlt um die Dienste von Sebastian Jung und Sebastian Rode. Und Torjäger Theofanis Gekas besitzt eine Ausstiegsklausel.

„Einige Spieler haben doch erhebliche individuelle Schwächen. Es ist nicht meine Aufgabe, einzelne Spieler in der Öffentlichkeit zu kritisieren, aber wir haben doch ein starkes Leistungsgefälle in der Mannschaft gehabt“, sagte Bruchhagen.

Daum wollte bei seinem Abschied zwar nicht nachkarten, ließ sich dann aber doch einige kritische Töne entlocken. „Intern habe ich einige Dinge klipp und klar gesagt. Die Eintracht hat jetzt die Chance, auf ihr Personal korrigierend Einfluss zu nehmen“, sagte er und hob zum Abschied mahnend den Zeigefinger: „Ich bin vom Aufstieg überzeugt, aber es wird kein Selbstläufer.“