/ Formel 1 / Premiere: Mit 320 Sachen durch Valencia: Verrückte Stadt hofiert „crazy Racer“
Eine verrückte Stadt, Valencia. Wer hier, im Zentrum rund um die Kathedrale, mit einem Auto verzweifelt auf Parkplatzsuche war, kann sich kaum vorstellen, dass am Wochenende die Formel 1 gastiert. Aber Bernie Ecclestone, der gewiefte Direktor der Vollgas-Show, hält es durchaus für möglich.
Vor zwölf Monaten gab er bekannt, dass der „Große Preis von Europa“ als zweites Rennen auf spanischem Boden (neben Barcelona) in den nächsten sieben Jahren hier steigen wird. Obwohl vor der 850.000-Einwohner-Metropole eine repräsentative Rennstrecke liegt, zieht es die lärmende PS-Karawane in die Stadt.
Das Geld liegt in der City, „denn diese Rennen ziehen weit mehr Fans an“, weiß McLaren-Sportdirektor Martin Whitmarsh. 26 Millionen Euro stecken Stadt- und Provinzverwaltung in die Verwirklichung des Spektakels an der Levante-Küste. Eine Investition, die sich vergoldet.
70 Millionen sollen in die Kassen der Valencianer zurück fließen. Unermesslich aber ist der Gewinn zusätzlich durch die perfekte PR. Die Bedeutung des ganz großen Sports hatten die Stadträte schon früher erkannt, als sie für 2007 das Segelevent America’s Cup „an Land“ zogen.
Nun werden die kreischenden Formel-1-Boliden mitten durch dieses gigantische Freilichtmuseum zwischen katalanischer Klassik und hochmoderner spanischer Architektur schießen. Vorbei an den prächtigen Bauwerken des Valencianers Santiago Calatrava – dem Opernhaus Palau de les Arts Reina Sofía, dem riesigen 3-D-Kino L’Hemisferic, dem Hightech-Aquarium L’Oceanogràfic …
Der Hafen, vor ein paar Jahren eine hässliche Industriekloake, wurde für den Showdown der Milliardärs-Yachten im America’s Cup komplett umgebaut, auf Hochglanz poliert. Nun dient er, nochmals modernisiert, für die Formel 1 als Blickpunkt. Über eine Brücke rasen Massa & Co. gewissermaßen auf dem Wasser. Boxengasse und Start/Ziel liegen direkt am Meer, in dem – wie in Monaco – schneeweiße Jetset-Boote sanft schaukeln.
Die über 100.000 Tickets für das Spektakel waren in wenigen Wochen verkauft. Klagen der seit Wochen von Straßensperren und Lärm genervten Anrainer, die sich im Verein „Formula Verde“ (Formel Grün) organisiert haben, verhallen im Getöse der Bagger.
Herausforderung
Auch für die Ingenieure der Rennställe ist Valencia eine Herausforderung. Am Computer simulieren sie Ideallinien, aerodynamische Varianten, Getriebeübersetzungen für die unbekannte Piste. Infos über Asphaltgrip und Reifenverschleiß können sie erst vor Ort sammeln.
320 Sachen sind auf der Gerade Richtung Marina möglich, das Durchschnittstempo auf der 5,5-km-Strecke wird mit 220 km/h errechnet. Im Gegensatz zum langsamen Monte Carlo bieten sich hier Überholmöglichkeiten.
Etwas mehr Marschgepäck als sonst wird hergeschleppt, weil die Betonwände auf den vermutlich wenig Griff bietenden, staubigen Straßen Ausrutscher nicht verzeihen.
Als Gewinnerin darf sich schon jetzt Bürgermeisterin Rita Barberá Nolla feiern. Sie sieht „ihr“ Valencia – ein Jahr nach der Mega-Segel-Party – einem noch breiteren Publikum via TV-Bildern präsentiert.
Auf Fernando Alonso hoffen die Fans. Der Renault-Pilot drehte 2007 in Valencia, damals noch als Weltmeister und im McLaren-Mercedes, Demonstrationsrunden vor 150.000 Begeisterten. Spanier vergöttern Motorsport.
Und wo Benzin-Adrenalin tobt, dort schickt Ecclestone seinen PS-Zirkus hin. Die nächsten Städte-Debüts stehen schon im Formel-1-Kalender: Am 28. September geht es durch die Hochhausschluchten von Singapur, nächstes Jahr wieder an eines dieser prächtigen Hafenbecken – in Abu Dhabi. Hier ist die Kundschaft gerne bereit, viel Eintrittsgeld hinzulegen.
Die etwa 80.000 Studenten der Universitätsstadt Valencia werden sich für „ihr“ Rennen zwar kaum Tickets leisten können. Aber, untermalt vom Originalsound der Boliden, wollen sie in den hübschen kleinen Bars der Altstadt bei Farton (warmes Hefegebäck) und Orxata de Xufes (Erfrischungsgetränk aus Milch und Erdmandeln) das Rennen an Fernsehern anschauen.
Auch nicht schlecht.
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