Formel 1: Massas Siegtraum platzt kurz vor dem Ziel

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Drama um Felipe Massa, Glück im Unglück für Lewis Hamilton und viel umjubelte Premieren für Heikki Kovalainen und Timo Glock: Der Große Preis von Ungarn hat für große Emotionen gesorgt.

Drama um Felipe Massa, Glück im Unglück für Lewis Hamilton und viel umjubelte Premieren für Heikki Kovalainen und Timo Glock: Der Große Preis von Ungarn hat für große Emotionen gesorgt.

Während Ferrari-Pilot Massa drei Runden vor Schluss nach einer beeindruckenden Vorstellung wegen eines Motorschadens den sicheren Sieg und die WM-Führung verlor, feierte McLaren-Mercedes-Pilot Kovalainen seinen ersten Sieg in der Königsklasse; Glock kletterte als Zweiter erstmals auf das Siegerpodest. Und Kovalainens Silberpfeil-Kollege Hamilton behielt trotz des entgangenen Sieg-Hattricks seine Führung im Gesamtklassement.
Mit 62 Punkten liegt Hamilton, dessen Chance auf den dritten Erfolg in Folge nach Silverstone und Hockenheim mit seinem linken Vorderreifen in Runde 41 geplatzt war, jetzt fünf Zähler vor Titelverteidiger Kimi Räikkönen (57), der in dem turbulenten Rennen am Ende noch Dritter wurde. Pechvogel Massa (54) liegt jetzt acht Zähler zurück.
„Rookie“ Glock bestätigte mit einer beherzten Fahrt seinen am Samstag erkämpften fünften Startplatz und holte erstmals WM-Punkte außerhalb von Montreal. In Kanada hatte er 2004 Rang sieben und in dieser Saison Platz vier belegt. „Es ist einfach unglaublich, zur Halbzeit meiner ersten Saison auf dem Podium zu stehen. Es war für mich ein perfektes Wochenende“, meinte der überglückliche Deutsche.
Auch Kovalainen war überwältigt. „Ich hoffe, das ist der erste von vielen Siegen. Ich habe dafür so hart gearbeitet“, meinte der Finne, der erst am Donnerstag als Stammpilot auch für 2009 bestätigt worden war. „Es tut mir leid für Felipe, ich kenne dieses Gefühl selbst gut genug“, meinte der 26-Jährige. „Willkommen in der Welt der Sieger“, hatte McLaren-Chef Ron Dennis Kovalainen in dessen zweitem F1-Jahr (vergangene Saison bei Renault) unmittelbar nach der Zieldurchfahrt über Funk gesagt. „Sorry für Felipe und Ferrari, Lewis hatte Pech mit dem Reifenschaden, Felipe mit dem Motor. Sensationell – der erste Sieg von Heikki“, meinte Mercedes-Sportchef Norbert Haug.
Für die vier übrigen deutschen Piloten gab es im Gegensatz zu Glock nach ihren schlechten Startpositionen erwartungsgemäß nichts zu holen. BMW-Sauber-Pilot Nick Heidfeld, der in der Qualifikation durch Sébastien Bourdais (Frankreich) um eine bessere Platzierung als Rang 15 gebracht worden war (der Franzose wurde fünf Ränge nach hinten versetzt) wurde 10. und konnte den schwarzen Tag der Weiß-Blauen nicht verhindern. Da der Pole Robert Kubica trotz Startposition vier am Ende nur wegen Massas Ausfall noch Achter wurde, holte BMW erstmals seit dem US-Grand-Prix 2007 und 20 Rennen lediglich einen Punkt. „Dieses Rennen ist komplett an uns vorbeigelaufen, die Ursache dafür müssen wir klären“, sagte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen.

Der Rennverlauf

Beim Start hatte Massa direkt Kovalainen ausbeschleunigt und mit einem beherzten Manöver und qualmenden Reifen auch Hamilton in der ersten Kurve außen überholt. Auch Glock erwischte von Position fünf einen guten Start und schob sich gleich an Kubica vorbei auf den vierten Rang. Danach setzte er sich kontinuierlich vom Polen ab, während an der Spitze Massa bis zu seinem ersten Stopp in Runde 18 zunächst nicht entscheidend von Hamilton wegkam.
Weil Hamiltons Boxencrew aber eine Runde später relativ lange tankte, kam der Brite wieder hinter Massa und zudem auch hinter Fernando Alonso und Kimi Räikkönen zurück auf die Strecke. Glock kam in Runde 20 zum ersten Stopp, der offenbar wegen eines Problems mit der Tankanlage relativ lang dauerte. Er behielt aber dennoch seine Position hinter Kovalainen und vergrößerte sogar den Vorsprung zu seinen Verfolgern.
An der Spitze fiel in Runde 41 die Vorentscheidung. Beim zweitplatzierten Hamilton kollabierte der linke Vorderreifen. Durch die langsame Fahrt an die Box und den Reifenwechsel rutschte er bis auf Position 10 ab. Damit war für Massa, der drei Runden später seinen planmäßigen zweiten Stopp absolvierte, der Weg frei. Glock rückte auf Rang drei vor, den er nach seinem zweiten Stopp in Runde 47 nur kurz an Alonso und später Räikkönen „auslieh“, bis diese beiden kurz darauf ebenfalls noch einmal stoppen mussten.
Massas Traum vom WM-Thron indes platzte in der 68. Runde, als er mit rauchendem Motor ausrollte und seinen roten Renner abstellen musste. Damit war auch die Aufholjagd von Titelverteidiger Räikkönen beendet. Der Champion hatte nach langem Kampf Renault-Pilot Fernando Alonso hinter sich gelassen und näherte sich auch dem verzweifelt kämpfenden Glock bedrohlich. Doch nach Massas Aus bremste die Ferrari-Teamleitung auch Räikkönen ein und mahnte den Finnen in den finalen Umläufen zur schonenden Fahrweise.

Ungarn bis 2016

Unterdessen wird die Königsklasse mindestens bis 2016 in Budapest Station machen. Vor dem Rennen machten Formel-1-Boss Bernie Ecclestone und Ungarns Sportminister Istvan Gyenesei die vorzeitige Verlängerung des eigentlich noch bis 2011 laufenden Vertrages um fünf weitere Jahre perfekt.
Der Formel-1-Zirkus fährt bereits seit 1986 auf dem welligen und winkligen Berg-und-Tal-Kurs vor den Toren der ungarischen Hauptstadt Budapest, Rekordsieger auf dem Hungaroring ist Michael Schumacher mit vier Erfolgen. Ecclestone hatte damals den Schritt hinter den „Eisernen Vorhang“ gemacht und erstmals in einem Land des damaligen Ostblocks ein Rennen ausgetragen.