WM-QualifikationFLF-Damentrainer Dan Santos nach historischem 3:2-Sieg in Nordmazedonien: „Habe es noch nicht realisiert“

WM-Qualifikation / FLF-Damentrainer Dan Santos nach historischem 3:2-Sieg in Nordmazedonien: „Habe es noch nicht realisiert“
Julie Marques (r.) war mit zwei Toren und einer Vorlage die Spielerin des Spiels Archivbild: Le Quotidien/Mélanie Maps

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die Luxemburger Damen-Nationalmannschaft hat ein weiteres Kapitel in ihrer noch jungen Geschichte geschrieben: Die erst 17-jährige Julie Marques, die im Sommer zum Standard Liège wechselte, schoss die FLF-Auswahl in Nordmazedonien in Führung. Es war der allererste – unerwartete – Treffer dieser WM-Qualifikationskampagne. Die Offensivspielerin schnürte in Durchgang zwei noch einen Doppelpack und legte für den Kopfballtreffer von Kate Thill auf. Mit drei unverhofften Punkten kehren die Damen am Mittwoch erschöpft und stolz nach Luxemburg zurück.

Man merkte den FLF-Frauen bereits während der Nationalhymne ihren unbändigen Willen und die volle Fokussierung auf die Aufgabe in Nordmazedonien an. Nachdem vier Tage zuvor in Österreich bereits eine Leistungssteigerung ersichtlich gewesen war, legten die „Roten Löwinnen“ sogar noch eine Schippe drauf – in Sachen Aggressivität, Spielwitz und Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor.

Das zahlte sich dann auch schon sehr früh im engen Match gegen die erfahrenen Hausherrinnen aus. Ein Abwehrfehler von Innenverteidiger Nikolovska konnten die Luxemburgerinnen zwar noch nicht verwerten, allerdings lauerte die Jugendspielerin des Standard Liège, Julie Marques, in der 8. goldrichtig – und allein – auf Strafraumhöhe und versenkte die Flanke von Gabriela Lemos unten links im Netz. Ein historischer Moment, der gebührend gefeiert wurde. 

Die Reaktion der Nordmazedonierinnen, die zuvor bereits drei Punkte gegen Lettland eingefahren hatten, folgte sogleich. Ein Freistoß von Andonova knallte gegen die Latte (10.). Im weiteren Spielverlauf sollte sich dann allerdings die Anfälligkeit der FLF-Auswahl bei Standardsituationen zeigen. So verwandelte Rochi in der 21. nach einem weiteren Freistoß von links, die Torwartecke stand offen. Wenig beeindruckt von diesem Ausgleich machten die Gästinnen weiter Druck. Estevez (30., 41.) und Miller (40.) hatten weitere Gelegenheiten, ehe Dimitrovska in der Nachspielzeit für den letzten Torschuss vor der Pause sorgte. Es war eine ausgeglichene erste Hälfte, mit einem Torschussverhältnis von 4:3 zugunsten der FLF-Auswahl.

„War kein Fehler“

Nach dem Dreh kamen beide Mannschaften mit der gleichen Intensität aus den Kabinen. Nur fehlte Nordmazedonien fortan Spielmacherin Andonova, die sich eine Zerrung zugezogen hatte. Das Team von Dan Santos ging völlig ohne Angst an die zweiten 45 Minuten heran, musste aber zunächst ein paar bange Minuten überstehen. Torhüterin Schlimé musste in der 57. und 58. gleich zweimal eingreifen. 

Die Luxemburgerinnen reagierten mit einem Umschaltspiel. Ein langer Ball landete über rechts bei Dos Santos, die gleich zwei Flanken in die Mitte schlug. Die zweite landete hinter der gegnerischen Verteidigung bei der frei stehenden Marques, die mit ihren erst 17 Jahren einen Doppelpack landete. Dass es ihr großer Tag war, zeigte sich nur fünf Minuten später erneut, als sie Stürmerin Kate Thill eine mustergültige Flanke für das Kopfballtor zum 3:1 servierte (67.). 

In der Schlussphase ließen sich die Löwinnen etwas zu tief in die eigene Hälfte drücken – und kassierten in der 89. noch ein Gegentor, wodurch schließlich bis zur letzten Sekunde der vierminütigen Nachspielzeit gezittert werden musste. Auch das 2:3 war ein Freistoßtreffer: Aus 35 Metern versenkte Nikoloskova direkt. „Wir standen sehr tief. Das sind Anfängerfehler, wir sind noch grün hinter den Ohren“, scherzte Trainer Dan Santos, dem es sichtlich schwergefallen war, das Spiel überhaupt in Worte zu fassen: „Ich habe noch nicht realisiert, was gerade passiert ist. Wir haben nicht nur drei Tore geschossen, sondern zudem auch drei Punkte geholt – und das bei nicht gerade guten Bedingungen. Der Platz war in einem schlechten Zustand. Ich möchte mich auch bei meinen Trainerkollegen, den Ärzten, Physiotherapeuten und Betreuern bedanken, ohne die wir dazu nicht in der Lage gewesen wären.“

Das alles brachte den Coach trotzdem zu der Schlussfolgerung, dass die Teilnahme an der WM-Qualifikation nicht verfrüht gewesen ist. „Wir wären sicherlich alle mit einem Punkt zufrieden gewesen, jetzt sind es drei geworden. Wir sind auf dem richtigen Weg. Es war kein Fehler, uns hier anzumelden.“

Ein Foto für die Geschichtsbücher
Ein Foto für die Geschichtsbücher Foto: Facebook/FLF

„Bewiesen, dass wir unseren Platz haben“

Die Frage, ob diese WM-Qualifikationskampagne möglicherweise doch zu früh für die Luxemburgerinnen kam, haben die Frauen am Dienstag eindrucksvoll beantwortet. Auch Carine Nardecchia, Präsidentin der Damenkommission des Verbands, betitelte diesen allerersten Quali-Dreier als „unglaublich wichtig. Der Frauen-Fußball rückt in den Fokus. Einige meinten, es wäre noch zu früh. Aber jetzt steht fest, dass wir bereits in dieser ersten Kampagne unseren berechtigten Platz gefunden haben. Das wird den kompletten Damen-Fußball mit Sicherheit fördern.“ 

Statistik

Nordmazedonien: Lekovska – Boseska (81., Petrushevska), Mileska, Nikolovska, Zivikj (73. Saliihi) – Shemsovlkj, Mustafa – Dimitrovska (59. Markovska), N. Andonova (46. Kolarovska), Maksuti – Rochi
Luxemburg: Schlimé – Albert, Havé, Kremer, De Lemos (85. Raths) – Miller, Soares (46. Kocan) – Marques, Estevez (89. Mendes), Dos Santos – K. Thill (68. Lourenco)
Schiedsrichter: Gorinova – Kurochkina, Petrova (alle RUS)
Gelbe Karten: Kremer, Estevez
Torfolge: 0:1 Marques (8.), 1:1 Rochi (21.), 1:2 Marques (62.), 1:3 Thill (69.), 2:3 Nikolovska (89.)
Beste Spielerinnen: Nikolovska, Dimitrovska – Marques, Dos Santos, Miller