Tageblatt: Fleur Maxwell, Verfolgen Sie noch immer die Olympischen Spiele und insbesondere den Eiskunstlauf?
Fleur Maxwell: Ja, ich verfolge einige Veranstaltungen. Es ist immer besonders zu sehen, wie der Sport und natürlich Eiskunstlaufen sich seit den letzten Spielen entwickelte.
Was fasziniert Sie am Eiskunstlaufen?
Eiskunstlauf ist ein sehr komplexer Sport. Er ist wunderschön anzuschauen, aber was viele nicht sehen und verstehen, ist, dass hinter all dem Glitzer und Glamour Jahre und Jahrzehnte von strengem und schmerzhaftem Training stecken. Wo sich die Schlittschuhläufer täglich bis an ihr physisches und mentales Limit pushen. Eiskunstlauf kombiniert die athletische und artistische Leistung. Es ist ein Sport mit sehr viel Technik, den wir mühelos und anmutig aussehen lassen.
Was benötigt man als guter Eiskunstläufer?
Man benötigt so viel für Erfolg im Eiskunstlauf. Talent reicht nicht. Man braucht das ganze Paket. Natürliches Talent fürs Gleiten und die Athletik ist wichtig. Hinzu kommt aber Leidenschaft für hartes Arbeiten, extreme mentale Stärke, sowie Grazie und Musikalität für die artistische Komponente. Man braucht auch den richtigen Körper, der Eiskunstlauf ermöglicht. Dann ist es auch noch wichtig, von klein auf in einer beständigen Umgebung zu trainieren, um eine starke Basis zu schaffen und auch Fortschritte zu ermöglichen, indem man von besseren Läufern umgeben ist. Es gibt nicht viele freie Tage beim Eiskunstlaufen, da so viel davon muskuläres Erinnerungsvermögen ist. Es ist ein sehr herausfordernder Sport, und ich hoffe, das Publikum versteht, dass es so viel mehr als die vier Minuten ist, die sie auf dem Bildschirm sehen.
Was war denn für Sie die größte Herausforderung?
Ich fand die mentale Aufgabe beim Wettkampf sehr herausfordernd. Alle Enden unter dem Wettkampfstress in einem Programm zusammenzubekommen, war schwierig für mich. Ich mochte die Drehungen und war für manche davon auf der Welt bekannt. Mit dem dreifachen Lutz kämpfte ich. Ich liebte das artistische und kreative Ventil, das mir das Eiskunstlaufen gab, und ich glaube, das vermisse ich am meisten an meinem Sport.
Wen werden Sie sich in Peking denn näher anschauen?
Ich habe in den letzten paar Jahren nicht so viel Eiskunstlauf geschaut, aber ich bin immer wieder beeindruckt, wie die jungen russischen Läufer die Latte immer noch ein Stück höher legen und mehr und mehr Drei- oder sogar Vierfachsprünge hinzufügen. Was ich an manchen russischen Eiskunstläufern bewundere, ist, dass sie neben unglaublichen technischen Fähigkeiten auch wunderschön Schlittschuh laufen. Ich finde, es ist einfach schön, Kamila Walijeva zuzuschauen, und sie hat alle Voraussetzungen für einen Star. Der Dopingskandal ist eine Schande, aber das Publikum sollte daran denken, dass sie möglicherweise nicht einmal davon wusste.
Und wie finden Sie die Entwicklung vom Eiskunstlauf?
In den letzten Jahren ist die nur noch verrückt. Ich sehe all diese jungen Mädchen, die ihr Programm mit Drei- und Vierfachsprüngen sowie technisch schwierigen Drehungen füllen. Die für ihre Gesundheit nach dem Sport sehr schlecht sind. Der Tribut, der dieser Sport von unseren Körpern verlangt, ist enorm. Ich bin 33 und habe eine künstliche Hüfte, die andere Seite kommt vielleicht auch noch dran. Und ich hab keine Vierfachsprünge gemacht. Die Menge an Verletzungen, die wir Athleten mit uns weiter schleppen werden, ist wichtig. Hätte ich gewusst, welche Schmerzen ich heute haben würde, wäre ich weniger lange gelaufen. Was ich und auch andere Athleten vergessen, ist, dass es ein Leben nach dem Sport gibt und wir dann noch ohne Schmerzen gehen oder unser Leben leben können müssen. Deshalb ist es für den Zuschauer mehr als wundervoll, dass all diese jungen Mädchen ihre Programme mit den Schwierigkeiten füllen. Aber vielleicht nicht für ihr eigenes Wohlbefinden.
De Maart


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