BasketballEttelbrück ist in der neuen Ära angekommen

Basketball / Ettelbrück ist in der neuen Ära angekommen
Philippe Gutenkauf und Ettelbrück möchten auch künftig an die Leistung gegen Esch anknüpfen Archivbild: Jerry Gerard

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Es geht eng zu an der Tabellenspitze in der Luxembourg Basketball League der Herren: Seit dem Wochenende ist kein Team mehr ungeschlagen, zuletzt erwischte es den Basket Esch am Sonntag in Ettelbrück. Ein Sieg, der der Moral von Philippe Gutenkauf und der Etzella richtig guttut.

Vergessen ist sie im Norden des Landes noch nicht, die 1:2-Niederlage in der Halbfinalserie 2020/21 gegen den Basket Esch, mit welcher der souveräne Tabellenführer der Qualifikation, die Etzella Ettelbrück, alle Titelträume begraben musste. „Natürlich denkt man noch daran, deshalb wollten wir am Sonntag unbedingt ganz anders auftreten“, erklärt Aufbauspieler Philippe Gutenkauf und betont, dass man die Woche über hart für diesen Sieg gearbeitet hat. Fest steht, dass die Etzella eine erste Halbzeit gegen den in dieser Saison bis zu diesem Zeitpunkt noch ungeschlagenen Vizemeister hinlegte, wie man sie beim Nordklub gerne noch häufiger sehen möchte. Dabei lag das Team von Trainer Kresimir Basic kurz vor der Pause schon mit 22 Zählern in Führung. Trotz einiger nicht unwesentlicher Veränderungen kommt der Motor bei der Etzella langsam, aber sicher ans Laufen, der Erfolg gegen Esch schmeckt dabei natürlich doppelt süß, wie der jüngere Gutenkauf-Bruder bestätigt: „Für die Moral ist gerade dieser Sieg ungemein wichtig.“ 

Ein bedeutender Faktor im Ettelbrücker Team ist für den Point Guard der neue Profi-Spieler Lamar Mallory, der erst kurz vor dem ersten Spieltag zum Team hinzustieß. Der 30-Jährige, der zuvor bereits in der Saison 2018/19 in Luxemburg bei der Arantia Fels unter Vertrag stand, wurde kurzfristig für den verletzten Daniel Dingle engagiert und beim Meister des Jahres 2019 will man den erfahrenen Spieler gar nicht mehr missen. „Es war Glück im Unglück“, scherzt Gutenkauf. „Er bringt einiges an Erfahrung mit und ist ein Leader auf dem Feld, wie wir ihn absolut brauchten.“ Vor allem nach dem Karriereende von Jairo Delgado besitzt der US-Amerikaner die Routine, die man bei der Etzella suchte. „Er sagt auch schon mal: Gib mir den Ball, ich finde schon den freien Mann.“ Dabei war es eher Zufall, dass Trainer Basic den US-Spieler nach Ettelbrück lotsen konnte, denn eigentlich sollte Mallory in der deutschen Pro B für Elchlingen auflaufen. „Er hatte dort einen Vertrag, doch der Hauptsponsor zog sich zurück, sodass das Team seine Spieler nicht mehr bezahlen konnte.“ Des einen Pech ist bekanntlich des anderen Glück. Nachdem er zu Saisonbeginn als Scorer überzeugte, bestach Mallory gegen Esch mit einer anderen, fast noch wichtigeren Qualität: seiner Defensivarbeit. „Clancy Rugg muss man erst einmal auf 14 Punkte halten. Das war erstklassige Arbeit, die er da verrichtet hat“, zeigt sich „Sticky“ begeistert. „Jetzt muss er nur noch seine Freiwürfe treffen“, bemerkt der Aufbauspieler mit einem Lachen. „Doch gegen Esch hat er ja zwei wichtige getroffen.“

Ohne Delgado

Auch der zweite neue Profi-Spieler Charles Williams zeigte am fünften Spieltag erstmals wirklich, welches Potenzial in ihm steckt. Für Philippe Gutenkauf ist es allerdings verständlich, dass der junge US-Spieler etwas Zeit benötigt: „Er kommt frisch vom College und wusste einfach noch nicht, wie es in Europa läuft. Schritt für Schritt findet er sich aber immer besser zurecht.“ Der 26-jährige Nationalspieler ist jedenfalls überzeugt, dass man in Ettelbrück die beiden richtigen Profi-Spieler gefunden hat.  

Bekannt war, dass sich der Double-Gewinner des Jahres 2019 in dieser Saison auf einige Veränderungen einstellen musste. Mit Jairo und Ivan Delgado stehen dem Klub zwei wichtige Stützen nicht mehr zur Verfügung. An eine Saison ohne einen Delgado im Etzella-Team kann sich auch der 26-Jährige nicht erinnern. „Am Anfang war es schon sehr komisch.“ Dabei sind es vor allem die defensiven Qualitäten der beiden, die man in Ettelbrück schmerzlich vermisst. „Ich bin aber froh, dass Ivan den Schritt ins Profilager gewagt hat, er macht schon seinen Weg.“ Doch das Team überzeugt auch weiterhin als Kollektiv, in dem jeder für die Entscheidung sorgen kann. Gilles Polfer steuerte so gegen Esch wichtige Drei-Punkte-Würfe bei und Yann Wolff befindet sich laut Gutenkauf in der Form seines Lebens: „17 Punkte und 17 Rebounds gegen Esch, das muss man erst mal bringen.“ Der Center spielt aktuell auf einem sehr hohen Niveau, gibt laut Gutenkauf auch im Training stets Vollgas: „Es ist schon krass, wie gut er zurzeit ist.“ 

Für die Moral ist gerade dieser Erfolg ungemein wichtig

Philippe Gutenkauf, über den Sieg gegen Esch

Da kann man auch die Begegung des zweiten Spieltags gegen die Sparta – eine deutliche 66:90-Niederlage – einfach einmal vergessen: „Für uns war das ein typisches Spiel unter der Woche, eine desaströse Leistung. Zum Glück haben wir direkt am darauffolgenden Sonntag die passende Reaktion gezeigt.“ Denn gleich danach siegten Gutenkauf und Co. mit 93:81 gegen den Racing. Am Freitag gegen die Musel Pikes möchte man nun unbedingt an die Leistung gegen Esch anknüpfen: „Freitagsspiele an der Mosel sind aber nie geschenkt. Zum Glück bleibt uns das in der nächsten Pokalrunde erspart“, scherzt der Aufbauspieler, der auf die schlechte Bilanz gegen die Musel Pikes in den vergangenen Jahren hinweist. 

Für Philippe Gutenkauf ist Ettelbrück in der Post-Delgado-Ära nun auf dem richtigen Weg angekommen: „Ich würde uns noch nicht als Titelfavoriten bezeichnen, doch mit zwei Siegen am Freitag und Sonntag würden wir bereits einen wichtigen Schritt Richtung Titel-Play-off machen.“ In einer Liga, die so ausgeglichen wie lange nicht mehr ist – zurzeit stehen gleich fünf Mannschaften punktgleich an der Tabellenspitze – möchte man im Norden bereits so früh wie möglich die Weichen hierfür stellen: „Ich denke, es wird noch einige Überraschungen geben.“ Philippe Gutenkauf selbst, der zurzeit als stärkster luxemburgischer Point Guard gilt, muss dabei ebenfalls mehr Verantwortung übernehmen, wie er sich auch bewusst ist: „Der Coach gibt sie mir auch. Ich versuche, den Ball viel zu haben, nach Meinung von Kreso vielleicht etwas zu häufig. Doch alleine schon als Point Guard muss man eine gewisse Leaderrolle einnehmen.“ In Ettelbrück kann es jedenfalls gerne so wie am Sonntag weitergehen.