„Ich bin schon viel weiter als du“, antwortet Jeff Bauer auf die Frage, wie es zum Saisonanfang so läuft. „Nach einem Trainingscamp in Innsbruck bin ich letzte Woche in Lillehammer bereits die ersten Rennen gefahren.“ Trotz geplatzter Olympischer Spiele hat der Skeletonpilot seine Kufen noch nicht an den Nagel gehängt und wurde bei den zwei Rennen des Intercontinentalcups 17. von 20. Der 49-jährige COSL-Elitesportler verbessert sich weiterhin, doch bremst ihn sein Start ein: In seinem schnellsten Lauf lag er in 55:42 Sekunden nur 1:32 hinter den Weltbesten – wovon er allein eine halbe Sekunde in der insgesamt fünfsekündigen Startphase verlor. Dennoch will er unter die Top 60 der Welt fahren und sich für die Weltmeisterschaft, sowie als 50-Jähriger für die folgende Weltcupsaison qualifizieren.
Auf Kufen sind ebenfalls Ysaline Hibon und Peter Murphy unterwegs. Auch die 17-Jährige hat mit dem Junioren-Grand-Prix im polnischen Gdansk/Danzig ihren ersten Wettkampf bestritten. Vor einem guten Monat wurde sie 35. von 48 Eiskunstläuferinnen, blieb mit 95,02 Wertungspunkten aber noch etwas hinter ihrer Bestleistung von 109,45 Punkten zurück. Diese hatte sie im letzten Jahr beim Olympischen Festival der europäischen Jugend erreicht, das sie als 23. beendete. Nach diesem ersten Karrierehöhepunkt und der Aufnahme in den COSL-Promotionskader will sie sich mit noch besseren Punkten für die großen internationalen Meisterschaften und vielleicht sogar die Olympischen Spiele qualifizieren.
Schneemangel im Skizirkus
Auf die Frage, ob das fast immer schneefreie Luxemburg etwas bei Winterspielen verloren habe, antwortete der scheidende langjährige Sportdirektor Heinz Thews in Peking: „Solange wir Athleten haben, die ihren Sport mit vollem Herzen betreiben und alles dafür tun, um in die entsprechenden Leistungskategorien vorzudringen, sage ich ganz klar: Ja. Dazu gehört für alpine Sportler aber auch, das Land in Richtung schneereicherer Regionen zu verlassen, in Trainingszentren zu sein oder in speziellen Gruppen zu trainieren.“ Mit dem ersten luxemburgischen Gold bei den EYOF von Erzurum 2017 zeigte Shorttracker Peter Murphy sein Potenzial bereits, aber musste fast die ganze Saison 2022 verletzungsbedingt passen. Bei Olympischen Spielen will er dabei nicht nur mitlaufen, sondern um Medaillen kämpfen. Weshalb er zum Studium in die Hochburg des Eisschnelllaufs, die Niederlande, umgezogen ist und bereits Mitte September in seiner Universitätsstadt Heerenveen ein Rennen der Division C gewann.
Schwieriger ist es zu Zeiten des Klimawandels für die Skifraktion. Deren erfahrenster Vertreter, Kari Peters, erklärt: „Wie bereits die letzten Jahre wird das Wetter immer extremer. Selbst das norwegische Nationalteam fährt nach Nordfinnland, um sich da drei Kilometer Schnee mit weiteren 500 Läufern zu teilen.“ Der seit Jahren in Oberstdorf beheimatete Langläufer wird heute 37 und meint abgeklärt: „Bei diesen warmen Temperaturen vernachlässige ich das Schneetraining. Stattdessen arbeite ich an der Basis und sobald die Bedingungen stimmen, schaue ich spontan, wohin es geht.“ Zwar fiel er letztes Jahr wegen weniger und wenig guter Ergebnisse aus dem COSL-Elitekader raus, doch der dienstälteste Sportsoldat (seit Mai 2008) hängt noch ein Jahr dran. Auch weil er mit starken Ergebnissen auf Rollerski direkt für die WM über die 15 Kilometer qualifiziert ist.
Die immer stärker werdende alpine Delegation weicht dagegen in die Höhe und auf Gletscher aus. Während aktuell Weltcuprennen abgesagt werden, hat der 17-jährige Shootingstar Gwyneth ten Raa bereits drei Wettbewerbe im August bestritten. Während eines einmonatigen Trainingslagers in Neuseeland fuhr sie mit 45 Punkten im Riesenslalom den besten Wert ihrer noch jungen Karriere ein und blickt zuversichtlich auf ihre zweite Saison bei den Senioren: „Alles klappt, der Körper ist fit und ich bin froh. Es war megaschön in Neuseeland und der Lehrgang lief gut. Ich habe schon viel mehr Training als letztes Jahr und im Team machen wir richtig Druck im Training, um wirklich bereit zu sein, wenn die Wettbewerbe losgehen.“
Ziel Europacup
Für die Siebte ihres Jahrgangs im Slalom und 298. weltweit dürfte es weiter nach vorne gehen. Bisher verbesserte sie ihre Punktzahl fast von Rennen zu Rennen und visiert nach ersten FIS-Rennen im italienischen Sulden vom 21. bis 24. November bereits die zweite Liga an: „Ich werde Ende des Monats in Mayrhofen beim Europacup starten und schauen, wie es da geht.“ Im Training kann sie mit den Teamkolleginnen aus dem Europacup mithalten und hofft: „Wenn ich alles richtig mache, sollte ich das Niveau haben.“ Die Familie steht dabei voll hinter ihrem sportlichen Projekt: Bei den wichtigeren Rennen macht Vater Roger den Servicemann. Für die nicht billige Karriere hat er extra eine Asbl gegründet und man wird Weihnachten in den Alpen feiern, um ihr weiteren Reisestress zu ersparen.
Wobei die zwei Jahre ältere Schwester Joyce eh dort sein dürfte. Auch sie fährt erfolgreich Rennen. Mit Matthieu Osch und dem neu in den Promotionskader aufgenommenen Joachim Keghian waren sie vor wenigen Wochen zusammen in einem FLS-Lehrgang auf dem Stubaigletscher und man versucht sich für einige gemeinsamen Rennen zu koordinieren. Spätestens zur WM Mitte Februar will die FLS mit einem Team von Fahrern vertreten sein. Bei solch großen Wettkämpfen trumpfte der Sportsoldat Matthieu Osch mit Plätzen um die 30 zuletzt groß auf und findet: „Ich starte eventuell auch bei der Universiade in den USA, aber großes Highlight wird die WM in Chourchevel.“ Solange er bei den FIS-Punkten nicht unter 30 liege, habe es bei der Leistungsdichte der Männer keinen Sinn, im Europacup zu starten. Bei den anders gewerteten Speeddisziplinen ist das Ziel von Nikolaj Lindfors hingegen, die 80 Punkte zu knacken. Letzte Saison hat er sich mit seinem Bruder William in wenigen Abfahrtsrennen schnell gesteigert und es fehlt nur eine Verbesserung um 20 Punkte, damit auch er in Chourchevel starten kann.
De Maart
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