Bergkarabach-KonfliktErhöhte Sicherheit im Stade Josy Barthel

Bergkarabach-Konflikt / Erhöhte Sicherheit im Stade Josy Barthel
Die Flagge, die fast für einen Spielabbruch gesorgt hätte Foto: Editpress/Gerry Schmit

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Die Nations-League-Partie zwischen Luxemburg und Aserbaidschan hat eine gewisse politische Brisanz. Beim letzten Auftritt eines aserbaidschanischen Vereins in Luxemburg flog eine Drohne mit einer kleinen Flagge der Republik Arzach (Bergkarabach) über das Stade Josy Barthel und löste Chaos aus. Ein ähnliches Szenario soll am Dienstag durch verstärkte Sicherheitsmaßnahmen vermieden werden.

Es war die 29. Minute des Europa-League-Duells zwischen dem F91 Düdelingen und Qarabag Agdam. In der Nähe des Stade-Tennisplatzes steuerten zwei Armenier eine Drohne, die in Richtung Mittelkreis flog. Die Spieler und die Anhänger des aserbaidschanischen Serienmeisters rasteten daraufhin aus und die Partie wurde vom Schiedsrichter für rund eine halbe Stunde unterbrochen. 

Heute ist der Bergkarabach-Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan präsenter denn je. Nach wochenlangen Gefechten unterzeichneten die beiden Länder am 9. November ein Waffenstillstandsabkommen. Vor allem in Armenien wurde dies als Kapitulation angesehen und sorgte für Proteste. Die Republik Arzach liegt geografisch gesehen in Aserbaidschan, wird mehrheitlich von Armeniern bewohnt und wird von der internationalen Gemeinschaft nicht anerkannt. 

Rund um die Uhr bewacht

Damit ist es nicht zu einem weiteren Vorfall auf Luxemburger Boden kommt, wurde die Sicherheit um das und im Stadion verstärkt. Die aserbaidschanische Mannschaft wurde seit ihrer Ankunft gestern auf dem Findel rund um die Uhr begleitet. Vor dem Teamhotel ist immer eine Polizei-Patrouille präsent. Der nationale Fußballverband hat beim Transportministerium ein Drohnen-Verbot für diese Uhrzeit beantragt, was auch genehmigt wurde. Wie die Polizei gegen ein fliegendes Objekt vorgehen will, konnte die Pressestelle der Ordnungshüter gestern aus „taktischen Gründen“ nicht sagen, wies aber in einer Mitteilung darauf hin, dass man die „Situation im Umkreis des Stadions im Auge behalten wird“.

Um eine Drohne abzuwehren, gibt es mehrere Möglichkeiten. Beim Geofencing definieren geografische Informationssysteme, welcher Bereich überflogen werden darf. Wenn der „Pilot“ des Geräts trotzdem in diesen Bereich hineinsteuern will, wird die Drohne automatisch abgeblockt. Diese Methode funktioniert jedoch nicht bei allen Drohnen. Bei großer Gefahr oder bei militärischen Einsätzen können die Drohnen etwa mit speziell entwickelten Laserkanonen abgeschossen werden. Das ist am Dienstag im Stade Josy Barthel wohl eher nicht der Fall.

Dass es durchaus Grund zur Sorge gibt, zeigen einige Vorfälle auf sportlicher Bühne aus den vergangenen Monaten. Nurlan Ibrahimov, Pressechef von Qarabag Agdam, rief auf Twitter offen zum Genozid an Armeniern auf. „Man sollte ohne zu zögern alle Armenier töten. Frauen, Junge, Ältere. Ohne Reue. Ohne nachzudenken. Und ohne Mitgefühl.“ Ibrahimov entschuldigte sich zwar später, an der Tragweite seiner Aussage ändert dies jedoch nichts. Die Europäische Fußballunion UEFA schloss Ibrahimov daraufhin von allen „fußballerischen Aktivitäten aus“. Der armenische Verband verlangte den Ausschluss von Qarabag Agdam aus der Europa League.

Bereits seit 2008 verhindert eine Sonderklausel der UEFA direkte Aufeinandertreffen von Klubs und Nationalteams aus Armenien und Aserbaidschan. Diese wird nach aktuellem Stand der Dinge so bald nicht aufgehoben werden. Beide Nationalmannschaften mussten aufgrund des Konflikts ihre beiden letzten Nations-League-Heimspiele auf neutralem Boden austragen. Armenien trat gegen Georgien im polnischen Tychy an und die Partie Aserbaidschan – Zypern wurde in Elbesan (Albanien) ausgetragen.

Beide Länder werden bei ihren Auswärtsspielen meist von einer großen Diaspora unterstützt. Das wird am Dienstag im Stade Josy Barthel nicht der Fall sein. Die Restriktionen der luxemburgischen Regierung lassen nicht mehr als 100 Zuschauer zu. Unter den geladenen Gästen der FLF befinden sich ausschließlich Vertreter des aserbaidschanischen Verbandes und keine Fans.

Doch wie der 3. Oktober 2019 bereits gezeigt hat: Die Gefahr kommt von draußen.

Militärisches Drohnen-Abwehrsystem