Endlich zurück auf die Via Roma

Endlich zurück auf die Via Roma
(Cschleimer)

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Beim 106. Mailand - San Remo wird am Sonntag am späten Nachmittag eine Sprintergala erwartet. Favorit der ersten großen "Classique" des Jahres ist der Norweger Alexander Kristoff, der nach seinem Vorjahreserfolg am Lungomare Italo Calvino auch auf der legendären Via Roma gewinnen will.

Die Via Roma in San Remo hat ihr schönstes Kleid angelegt, um endlich wieder die „Classicissima“, wie die Italiener für den Klassiker aller Klassiker sagen, zu empfangen. Nach sieben Jahren mit Ziel am Lungomare Italo Calvino, der Strandpromenade von San Remo, wird der Sieger von Mailand – San Remo erstmals seit 2007 wieder am klassischen Ankunftsort gekürt.

Die Distanz vom Fuße der Poggio-Abfahrt zum Zielstrich verringert sich dadurch von 3 auf 2 Kilometer. Mailand – San Remo endete von 1949 bis 1985 und von 1994 bis 2007 auf der Via Roma, bis 1948 und von 1986 bis 1993 auf dem Corso Cavalotti und von 2008 bis 2014 am Lungomare Italo Calvino.

Weil sich unterwegs an den Anstiegen nichts änderte (Turchino-Pass, Capo Mele, Capo Cervo, Capo Berta, Cipressa, Poggio) und die Steigung Pomeiana angeblich in Vergessenheit geriet, wartet ein Rennen auf die Fahrer, wie es klassischer für die „Primavera“ (zweiter Beiname von Mailand – San Remo) nicht sein könnte.

Der letzte Champion, der auf der Via Roma gewann, war der dreifache Weltmeister Oscar Freire. Er ist bisher auch der Einzige, der sowohl auf der Via Roma (2004, 2007) als auch am Lungomare Italo Calvino (2010) als Sieger über den Strich fuhr. Eddy Merckx feierte seine sieben Erfolge alle auf der Via Roma, der legendären Straße im Herzen der Stadt.

Kräfte sparen

Von den sieben Siegern am Lungomare sind deren am Sonntag fünf am Start: Fabian Cancellara (2008), Mark Cavendish (2009), Matthew Goss (2011), Gerald Ciolek (2013) und Vorjahresgewinner Alexander Kristoff. Zählt man Filippo Pozzato hinzu, der 2006 auf der Via Roma allen ein Schnippchen schlug, gehen sechs ehemalige Laureaten mit echten Chancen an den Start.

Am meisten Kredit hat natürlich Alexander Kristoff, der sich durch seinen Sieg vor 12 Monaten richtig ins Rampenlicht katapultierte. Vor Mailand – San Remo kannten ihn nur die Fachleute, danach fuhr er noch 17 Mal als Sieger über den Strich (Stand 21.3.15).

Bei einem langen Klassiker wie Mailand – San Remo kommt es vor allem auf die körperliche Verfassung an, die die Konkurrenten mit auf die Zielgerade bringen. Dreimal in den letzten Jahren musste Fabian Cancellara sich mit dem Ehrenplatz (2011, 2012, 2014) begnügen, 2013 wurde er Dritter. „Was nützt es, wenn du während 293 km alles richtig machst und im Sprint versagst?“, sagte Tom Boonen einmal nach einer seiner vielen Pleiten in San Remo. Der Belgier ist diesmal wegen einer Verletzung nicht dabei, genauso wie übrigens der Gewinner von 2012, Simon Gerrans.

Zu den Favoriten muss man natürlich den Slowaken Peter Sagan und den Tschechen Zdenek Stybar zählen. Sagan stieg nach neun erfolglosen Monaten und 15 zweiten Plätzen endlich auf der sechsten Etappe von Tirreno-Adriatico wieder ganz oben aufs Podium.

Und Stybar, der Cyclocross-Weltmeister von Hoogerheide 2014, holte sich anfangs der Saison die „Strade Bianche“, jenes Rennen, das die Italiener mit Paris-Roubaix vergleichen.

Kein Luxemburger Fahrer

Wer abergläubisch ist, darf auch den Tour-de-France-Sieger von 2014, Vincenzo Nibali, in die erweiterte Auswahl der Favoriten aufnehmen. Der Italiener fuhr 2012 aufs Podium (3. Rang) und trägt mit der Nr. 31 dieselbe Rückennummer wie bei seinem Girosieg 2013.

Ein letzter Faktor, der bei Mailand – San Remo oft eine Rolle spielt, ist das Wetter. Vor zwei Jahren musste das Rennen wegen eines Schneesturms zeitweise neutralisiert werden, letztes Jahr regnete es, und auch dieses Jahr kommen die Fahrer wohl kaum trocken nach San Remo.

Unter den 200 Konkurrenten aus 25 Mannschaften ist diesmal kein Luxemburger Fahrer.