Musiala, Laporte, ToloiEM-Einsatz unter „falscher“ Flagge

Musiala, Laporte, Toloi / EM-Einsatz unter „falscher“ Flagge
Aymeric Laporte (in Rot) ist dreifacher englischer Meister, 45 Millionen Euro wert und trotzdem nicht gut genug für den französischen Nationaltrainer Didier Deschamps. Jetzt tritt der Baske für Spanien an.  Foto: AFP/Javier Soriano

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Willi Orban spielte schon für Deutschland, Jamal Musiala für England, der Italiener Rafael Toloi für Brasilien und Laporte entschied sich für Spanien: Zahlreiche Akteure haben in der Vergangenheit schon andere Nationaltrikots getragen als bei der EM. Eine Übersicht.

JAMAL MUSIALA/DEUTSCHLAND (früher England)

Wie zerrissen Musiala in seiner Jugend war, zeigt der Oktober 2018: Erst spielte das in Stuttgart geborene und in England aufgewachsene Toptalent für die deutsche U16, kehrte jedoch noch im selben Monat in die englische U16 zurück. Bei den „Three Lions“ blieb er, bis Joachim Löw das Bayern-Juwel rechtzeitig zur EM für den DFB gewinnen konnte. Musiala debütierte im März beim 3:0 zum Auftakt der WM-Qualifikation gegen Island.

RAFAEL TOLOI/ITALIEN (Brasilien)

Toloi wurde mit der U20 der „Seleção“ 2009 WM-Zweiter und Südamerika-Meister. Seit Januar 2014 lebt und spielt Toloi aber in Italien, der Heimat seiner Urgroßeltern. Im Februar 2021 erhielt er die italienische Staatsbürgerschaft, einen Monat später lief er erstmals für die „Squadra Azzurra“ auf.

KAAN AYHAN/TÜRKEI (Deutschland)

Ayhan wurde in Gelsenkirchen geboren und wandelte lange zwischen den Fußball-Welten: Erst lief er für die türkische U17 auf, dann 28-mal für deutsche U-Teams, unter anderem bei der U17-WM 2011 in Mexiko. Seit 2013 trägt er wieder das türkische Trikot, weil er vom DFB nichts mehr hörte: „Ich habe lange gewartet und am Ende auch aus Frust gehandelt.“

AYMERIC LAPORTE/SPANIEN (Frankreich)

Laporte absolvierte 51 Junioren-Länderspiele für Frankreich, für einen Einsatz in der A-Nationalmannschaft reichte es trotz Nominierungen aber nie. Der Verteidiger, dessen Großeltern Basken sind, war als 16-Jähriger in den Nachwuchs von Athletic Bilbao gewechselt und besitzt seit Mai 2021 auch die spanische Staatsbürgerschaft.

ORKUN KÖKCÜ/TÜRKEI (Niederlande)

Kökcü führte die niederländische U19 sogar als Kapitän auf das Feld. Im August 2019 entschied er sich zum Trikottausch. „Ich folge meinen Gefühlen“, sagte das Talent von Feyenoord Rotterdam damals.

WILLI ORBAN/UNGARN (Deutschland)

Geboren in Kaiserslautern als Vilmos Tamas Orban, absolvierte er 2014 und 2015 zunächst zwei Spiele für die deutsche U21. Weil er später bei Joachim Löw chancenlos war, entschied er sich im Oktober 2018 aber für einen Wechsel zum Heimatland seines Vaters.

NACER CHADLI/BELGIEN (Marokko)

Im November 2010 bestritt der in Lüttich geborene Chadli ein Länderspiel für Marokko, die Heimat seines Vaters. Nur drei Monate später debütierte er für Belgien, im WM-Achtelfinale 2018 gegen Japan schoss er sogar den Siegtreffer zum 3:2.

MARIO FERNANDES/RUSSLAND (Brasilien)

Ein einziges Mal lief Mario Fernandes für die „Seleção“ auf, im Oktober 2014 war das. Da spielte er schon bei ZSKA Moskau – so wie heute noch. 2016 erhielt er die russische Staatsbürgerschaft.

DENZEL DUMFRIES/NIEDERLANDE (Aruba)

Der Vater des Verteidigers der PSV Eindhoven stammt aus Aruba, im März 2014 trug Dumfries daher zweimal das Trikot der Karibikinsel. Doch 2018 gab er gegen Deutschland sein Debüt in der Elftal.

ARIJAN ADEMI/NORDMAZEDONIEN (Kroatien)

Geboren in Kroatien als Sohn von Albaniern aus Nordmazedonien – Ademi hätte für drei Nationen antreten dürfen. Dreimal spielte er für Kroatiens A-Team, doch als Niko Kovac ihn nicht für die WM 2014 nominierte, wechselte er die Seiten.

DECLAN RICE/ENGLAND (Irland)

Wegen seiner Großeltern aus Cork lief Rice lange für Irland auf, A-Team inklusive. Als sich der gebürtige Londoner später für England entschied, erhielt er Morddrohungen. Rice ist der erste Spieler seit Jack Reynolds in den 1890er-Jahren, der für beide Teams auflief.

CHE ADAMS/SCHOTTLAND (England)

Spielte 2015 zweimal für die englische U20, doch ab 2017 klopften die „Bravehearts“ an – ein Großelternteil mütterlicherseits ist schottisch. Erst 2021 wechselte er die Seiten – und trifft nun bei der EM ausgerechnet auf England.