„Eine Art Mutti“

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Ni Xia Lian wird in diesem Jahr 50 Jahre jung. Zum Titel-Jubiläum– vor 30 Jahren feierte sie mit China den Team- und Mixed-Weltmeistertitel – wird sie bei den JPEE der jungen Garde den Vortritt in den Einzelwettkämpfen lassen und die Damen im Team und Doppel unterstützen.

Tageblatt: Was bedeuten die JPEE für dich und was sind deine Ziele?

Ni Xia Lian: „Die JPEE sind ein wichtiges Turnier. Ich glaube, das Hauptziel der ganzen luxemburgischen Delegation ist es, insgesamt den ersten Platz im Medaillenspiegel zu belegen. Die Chancen stehen meiner Meinung nach vor heimischem Publikum auch ziemlich gut. Im Tischtennis hatten wir bislang immer gute Resultate, und ich hoffe, dass das auch so bleibt. Die Mädchen befinden sich in einer guten Form, dies haben sie bei den Weltmeisterschaften gezeigt, auch wenn Malta dieses Jahr ein sehr gutes Team hat. Ich bin so eine Art Mutti für das Team, wenn es mich braucht, werde ich da sein. Natürlich ist man in Luxemburg ganz besonders motiviert, auch wenn der Druck natürlich größer ist.“

Du spielst nur Team und Doppel. Warum?

„Wir wissen nicht, wie lange ich noch spielen kann. Sarah und Tessy sind meiner Meinung nach erwachsen und vor allem auch gut genug, um Verantwortung zu übernehmen. Davor waren sie noch zu jung. Ich habe schon viele Titel gesammelt. Dieses Jahr haben die Mädchen gute Chancen auf Medaillen, und ein eventueller Titel kann sicherlich gut für ihr Selbstbewusstsein sein. Ich bin froh, wenn alle anderen zufrieden sind.“

Siehst du dir auch andere Wettbewerbe an?

„Ich werde mir vor allem den Tischtennis-Wettbewerb ansehen, aber wenn sich mir die Möglichkeit bietet, werde ich mir Tennis, Schwimmen, Basket- und Volleyball anschauen. Zum Glück finden viele Sportarten in der Coque statt, so dass man nahe an den anderen Sportarten ist. Die Kommunikation mit den anderen Sportlern verbessert sich dann auch, das habe ich auch bei Olympia gemerkt, wo ich auch bei anderen Sportarten war.“

Wann und warum hast du mit dem Tischtennis angefangen?

„Ich habe mit sieben Jahren angefangen. Ich habe in Schanghai im Schulteam gespielt, wo ich sehr gute Trainer hatte, die mir eine gute Technik vermittelt haben und mir so eine gute Grundlage für das Profidasein geschaffen haben. Ich hatte das Glück, in einem guten Team zu sein, in dem ich schnell die beste Spielerin wurde, und musste dadurch schon früh lernen, Verantwortung zu übernehmen. Das war demnach schon mein ganzes Leben lang so.“

Wie bist du nach Luxemburg gekommen?

„1983 hat Heinz Thews mich in Tokio bei den Weltmeisterschaften gesehen, aber wir hatten noch keinen persönlichen Kontakt miteinander. 1989 war ich dann in Deutschland, und über gemeinsame Freunde haben wir uns dann kennengelernt. Romain Sahr und Pierre Kraus sind zu mir nach Deutschland gekommen, um mich zu engagieren. Die beiden waren mir auf Anhieb sympathisch. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt überhaupt keine Vorstellung von Luxemburg, habe den Job aber angenommen, und so bin ich dann vor 23 Jahren nach Luxemburg gekommen.“

Wie hat sich dein Trainingsverhalten geändert?

„Aufgrund meines Alters hat sich natürlich auch mein Trainingsverhalten geändert. In China habe ich sehr viel trainiert. Jetzt ist es anders geworden, und das mentale Training hat vor allem zugenommen. Außerdem muss ich jetzt mehr an der Fitness arbeiten. Profisport hat Vor- und Nachteile. Natürlich gibt es viel Positives, aber eine dunkle Seite ist vor allem die Belastung. Ich habe neben einem Tennisarm auch Rücken- und Knieprobleme.“

Wie siehst du die Entwicklung des Tischtennis in Luxemburg?

„Das ist eine schwierige Frage. Meiner Meinung nach gab es Höhen und Tiefen. Peggy Regenwetter und ich haben sehr gute Resultate gemacht. Insgesamt war dies eine gute Generation. Danach hat das Niveau etwas abgenommen, weil es an Nachwuchs gefehlt hat. Mittlerweile sind wir aber wieder oben angekommen. Mit Tessy Gonderinger und Sarah de Nutte haben wir zwei motivierte Spielerinnen, die sehr viel Talent haben.“

China und Europa

Was muss Europa tun, um wieder wettkampffähig gegen China zu werden?

„In China steckt man sehr viel Geld in den Tischtennissport. Es gibt viel mehr Spieler und dadurch auch mehr Teams. Die Chinesen brauchen sich nicht um ihre Zukunft zu kümmern. Wenn die nicht mehr Profi sind, bekommen sie einen Job vom Verband. In Europa hingegen ist es wichtig, einen ordentlichen Beruf zu erlernen. Ich sehe aber, dass man Bemühungen macht, so finde ich beispielsweise das ‚Sportlycée‘ und die Sport-Elite-Sektion bei der Armee vom System her sehr gut.“

Wie sehen deine Zukunftspläne aus?

„Das Wichtigste für mich ist, dass es meiner Familie und auch mir gesundheitlich gutgeht. Wenn das Team mich braucht, werde ich versuchen, zur Verfügung zu stehen, so lange ich es körperlich schaffe. Ob ich 2016 noch einmal angreifen werde, diese Frage steht noch offen. Das hängt natürlich von meiner Verfassung ab. Wir werden jetzt Schritt für Schritt vorgehen.“