/ Eine Art Jäger

(Christophe Junker)
Wer allerdings vom Virus infiziert ist, ist auch eine Art Jäger. Auf der Jagd nach dieser einzigartigen Atmosphäre. So, wie es u.a. auch Jempy Drucker senior ist.
Regelmäßig geben sie sich Rendezvous. Sie, das waren gestern Morgen u.a. neben dem Vater von BMC-Profi Jempy Drucker jun. noch Kim Kayser und Jean-Claude Strasser.
Wie sollte es auch anders sein, als dass nach den ersten gefahrenen Metern bereits die ersten Anekdoten samt Souvenir-Fotos ausgepackt wurden. So erinnerte sich Drucker sen., kürzlich nahe Gerona (Spanien) mit Neil Martin (Vater von Daniel Martin, d. Red.) einen ehemaligen Flèche-du-Sud-Gewinner bei einer Radtour getroffen zu haben. „Ich dachte noch, dass er mich nicht mehr erkennen würde, als ich ihn rief, doch er hatte mich gleich wiedererkannt. ‚Ey Jempy!‘ Einmal war er mir etwas böse, als ich ihn in Luxemburg im Sprint bei einem Rennen im Frühjahr geschlagen habe“, kramte Jempy sen. in der Geschichtskiste. Er, der einst einer der allerbesten Luxemburger Cyclocross-Spezialisten war, der sein Talent aber bestens einzuschätzen wusste: „Fir e grousse Coureur ze ginn, war ech net gutt genuch. Mee sou Coursse wéi Paris-Roubaix hätte mech och scho gereizt.“
„D’Course geet lo réischt un“
Genug geplaudert. Bei Pavé-Secteur 19 angekommen, wo man mit Eric Leyder (Organisator der Cyclocross-WM 2017 in Belval, d. Red.) samt Gattin einen Treffpunkt vereinbart hatte, wurde die Satellitenantenne auf dem Autodach platziert, am Fernseher angeschlossen und die ersten Minuten des letzten Flandernklassikers des Jahres verfolgt. Nach der obligatorischen kulinarischen Stärkung – es wurde wirklich an nichts gespart – gleich wieder der gespannte Blick gen Fernseher. „Do ass en. D’Beenercher dréine gutt.“ Die ersten Pavé-Kilometer können kommen.
Diese verlaufen in diesem von etlichen Stürzen gespickten Rennen allerdings nicht ganz nach Maß. Rätselraten unterwegs, die Suche nach Informationen läuft. Handy, Funk, alles läuft – umsonst. Der Optimismus bleibt; es bleiben noch rund 70 Kilometer zu fahren: „D’Course geet lo réischt un.“ Das Szenario aber bleibt das gleiche. Es war, ist und soll definitiv nicht ein Paris-Roubaix nach Geschmack der BMC-Fans werden.
Auf der letzten, langen Geraden vor dem Vélodrome in Roubaix das Warten auf Jempy jun. Und der nüchterne Versuch einer Analyse: „Wer weiß, vielleicht war er in einer entscheidenden Phase von einem Sturz behindert oder hatte einen Defekt. Oder er hatte nicht seinen besten Tag. Natürlich ist man ein klein wenig enttäuscht und hatte sich ein besseres Rennen erhofft. Bei Paris-Roubaix kann man nichts vorhersagen. Letztlich freue ich mich für Mathew Hayman, der sich bei Het Nieuwsblad (am 28. Februar, d. Red.), als er über Jempy stürzte, den Ellbogen brach. Da sieht man, wie es gehen kann.“
Jempy sen. und seine Weggefährten werden bei der nächstbesten Gelegenheit wieder mit am Start sein. Wetten?
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