Damien RathsEin Luxemburger an der Spitze des KFC Uerdingen 05

Damien Raths / Ein Luxemburger an der Spitze des KFC Uerdingen 05
So präsentierte sich am Dienstag der neue KFC-Vorstand um den Luxemburger Vorsitzenden Damien Raths (r.), der den Verein mit Christoph Lenz, Sven Hartmann und Andreas Scholten (v.l.) leiten wird Foto: KFC Uerdingen/Facebook

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Von Beggen nach Uerdingen. Mit Damien Raths hat am Montagabend ein Luxemburger die Vorstandsspitze beim Regionalligsten KFC Uerdingen 05 übernommen. Wie es dazu kam, was diese Aufgabe für den Erstdivisionär Avenir bedeutet – und wie es sich anfühlt, einen weiteren Traditionsverein zu leiten, erzählte der 35-Jährige im Tageblatt-Interview. 

Tageblatt: Wie landet man als Luxemburger Geschäftsmann und Präsident des Avenir Beggen plötzlich an der Spitze des KFC Uerdingen 05?

Damien Raths: Ich bin mit meiner Firma Raths Management schon länger im internationalen Sportbereich tätig. Zum Aufgabenfeld des Unternehmens gehören eben auch die Bereiche Investitionen und Übernahmen. Ich kenne mich also mit diesem Thema etwas aus. Da ich oft in der Gegend unterwegs bin, hat es mich gereizt, etwas Neues zu wagen. Das erste Treffen mit dem Verwaltungsrat war sehr interessant und vielversprechend. Wir haben uns schnell darauf geeinigt, dass ich den Verein mit drei Kollegen übernehmen sollte. Uns steht jetzt ein Knochenjob bevor, denn wir müssen den Klub nach der Insolvenz wieder auf die Beine bekommen. Es ist eine spektakuläre Aufgabe, aber durch meine Erfahrung bei der Zusammenarbeit mit Profivereinen in Deutschland oder in Belgien habe ich auch die nötigen Kontakte. Ansonsten hätte ich diesen Schritt nicht gemacht. 

Wie kann man den aktuellen Ist-Zustand des Vereins beschreiben?

Meine Vorgänger haben die Lizenz für die dritte Liga nicht erhalten, demnach lautete das Urteil vor einem Monat Zwangsabstieg in die Regionalliga West. Jetzt müssen wir den Klub neu aufstellen. Die Gmbh ist insolvent, die EV (Asbl) hat trotz Schulden überlebt. Wir brauchen komplett neue Strukturen, um das Ganze wieder ins Laufen zu bekommen. Es ist eigentlich wie mit Beggen vor ein paar Jahren … nur eine Nummer größer.

Laut Medienberichten wird beim Regionallisten eine Basis von 2,5 Millionen Euro gebraucht. Ist das die geforderte Summe?

Da kann man darüber diskutieren. Ich würde sagen, eher etwas weniger. Das hängt auch von vielen Faktoren ab. Der Verein muss komplett neu strukturiert werden. Wir müssen uns zuerst mit den Schuldnern, der Gemeinde und den verbliebenen Sponsoren zusammensetzen. Die Vorstellungsrunde heute (am Dienstag) verlief laut unserem Kommunikationsexperten hervorragend. Es haben sich bereits Interessenten gemeldet, die beim Wiederaufbau als Sponsoren oder auf freiwilliger Basis helfen wollen. Das erste Ziel ist, eine neue Dynamik rund um Krefeld zu entfachen. Das sieht bereits sehr positiv aus. Es ist ja immerhin ein deutscher Traditionsverein mit einem Stadion von 36.000 Plätzen. Die Stadt ist fußballverrückt, hat aber in den vergangenen Jahren etwas gelitten. Aber das Potenzial ist richtig, weshalb mich das Projekt auch interessiert hat. Man merkt einfach, wie wichtig den Menschen dieser Verein tatsächlich ist. 

Ihr Weg führt Sie also jetzt vielleicht noch etwas öfter ins Ausland. Was bedeutet das für die Beggener „Wiichtelcher“?

Da ändert sich rein gar nichts. Ich bleibe weiter Präsident und werde professionell an diese Aufgabe herangehen, wie bislang. 

Wie wird Ihr Alltag beim KFC Uerdingen aussehen?

Der Verein liegt am Boden. Ich werde also jetzt vermehrt vor Ort sein, um dabei zu helfen, die nötigen Strukturen aufzubauen – inklusive der nötigen Mitarbeiter, um das Ganze wieder ins Rollen zu bringen. Ziel ist es, dass der Klub in Zukunft wie eine Firma funktioniert und der Präsident nicht bei jeder Kleinigkeit einspringen muss. Die Gemeinde wird trotz des Abstiegs die geplanten 20 Millionen Euro in die Stadionrenovierung investieren. Die Spielstätte soll mindestens, Drittliganiveau, wenn nicht sogar das Niveau für die zweite Bundesliga haben. Es ist viel Enthusiasmus vorhanden. Aber es sollte klar sein – und das habe ich auch mehrfach deutlich gesagt –, dass eine enorm schwere Saison bevorsteht. 

Bleiben wir bei den sportlichen Zielen. Was ist nach so einem Neuanfang möglich?

Wir haben Ende Juni weder einen Trainer noch Spieler. Es kann also kein anderes Ziel geben als den Klassenerhalt. Normalerweise peilen Absteiger ja gleich wieder die Rückkehr in eine obere Liga an, aber in diesem Fall nicht. 

Und langfristig?

Irgendwann soll der Aufstieg in die dritte Liga wieder angepeilt werden. Dafür braucht man aber Strukturen, weshalb es im Moment noch keinen Zweck hat, darüber zu sprechen. 

Erste Baustelle ist die Zusammenstellung einer Mannschaft, von der nichts mehr übrig geblieben ist. Inwiefern sind Sie als Präsident in die Personalentscheidungen eingebunden?

Als Präsident und Geschäftsführer bin ich mit meinen drei Vorstandskollegen in jede Entscheidung eingebunden. Alles, was irgendwie im Verein passiert, wird von uns geregelt. Ich hätte den Job nicht angenommen, wenn es nur darum gegangen wäre, Visitenkärtchen zu verteilen. Das war auch Thema in den Verhandlungen. Ich will den Verein führen, ihn aufgrund meiner Kontakte wieder aufbauen und konkurrenzfähig machen, um in andere Ligen aufzusteigen. Der Sinn der Sache ist, dass ich alles mit meiner Mannschaft leite. 

Die Zeit drängt. Wonach wird jetzt gesucht?

Trainer, Spieler, Schulden und Sponsoren, das sind unsere vier Hauptthemen, die alle zusammenhängen. Es ist ein Teufelskreis, aber ein sehr interessanter. Hinter den Kulissen wird gemunkelt, dass sich Größen wie Friedhelm Funkel und andere Ex-Bundesliga-Spieler wieder an den Verein herantasten und beim Neuanfang mithelfen könnten. Stand heute haben wir keine Spieler. Es gab ein Treffen mit Jugendtrainern, aber ob da Kandidaten für den Kader dabei waren, ist noch nicht entschieden. In der Regionalliga West gibt es unheimlich interessante Spiele, die bis zu 15.000 Zuschauer anziehen. Der Verein ist schlecht geführt worden, aber alles, was man braucht, ist eigentlich schon vorhanden. Das habe ich damals auch in Beggen gesagt: Wir haben alles, wir müssen nur Gas geben. 

Franz Steeg
1. Juli 2021 - 16.18

Sehr sympathische Vorstellung! Herzlich willkommen beim KFC Uerdingen!!