Flèche du Sud Ein lachendes und ein weinendes Auge: Die 2. Etappe an Bord von Leopard Pro Cycling 

Flèche du Sud  / Ein lachendes und ein weinendes Auge: Die 2. Etappe an Bord von Leopard Pro Cycling 
Der Belgier Elias Maris (ganz rechts) sorgte für Tempoverschärfungen im Peloton Fotos: Fern Konnen/Tageblatt

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Das Tageblatt hat die luxemburgische Radsport-Mannschaft Leopard Pro Cycling am Donnerstag auf der 2. Etappe der Flèche du Sud begleitet. Für den Sportlichen Leiter des Teams, Markus Zingen, endete der Tag mit einer enttäuschenden Note – und das, obwohl sein Team vorher einiges richtig gut gemacht hatte. 

Gelöst war die Stimmung am Donnerstagmorgen gegen halb 12 in Rümelingen am Leopard-Quartier. Während sich Arthur Kluckers, Cédric Pries und Co. für das Rennen bereit machten, sorgte der deutsche Radsportler Tim Torn Teutenberg für die passende Atmosphäre – mithilfe von amerikanischem Hip Hop oder deutschem Rap. „Wir haben schon im Team besprochen, ob wir seine Playlist nicht mit unseren Liedern aktualisieren sollen“, lacht Kluckers. „Es sind nicht alle zufrieden, aber er macht das schon.“ 

Kluckers und die anderen Leoparden sind während der fünf Tage in einem Hotel in Petingen untergebracht. Weil die Etappe am Mittwochabend recht spät endete, war ein erholsamer Schlaf bis etwa acht Uhr am Donnerstagmorgen wichtig. Dreieinhalb Stunden vor dem Start gab es das Frühstück, gefolgt vom Briefing mit dem Sportlichen Leiter Markus Zingen. „Es ist wichtig, dass man nicht zu viel redet“, sagt Zingen. „Ich versuche, meine Ansprachen gerade bei so einem jungen Team auf 20 Minuten zu begrenzen. Mir ist aber auch wichtig, dass jeder etwas sagen darf und kann.“ 

Für den Donnerstag hatte Zingen den Westwind angesprochen – 18 bis 30 km/h kann dieser stark werden. Mit dem Team ging er die Passagen durch, an denen eine erfolgreiche Flucht unrealistisch erscheint – aber auch jene Stellen, die sich für eine Flucht eignen. „Es muss kurvig sein, die Straßen schmal und windgeschützt. Wir müssen aber nicht unbedingt in die Fluchtgruppe. Die Flèche du Sud ist für uns nicht wie die Tour de Luxembourg, wo wir uns zeigen müssen und wollen. Hier sind wir auf Erfolge aus“, sagt Zingen.  

Gelungene Ansprache

Der 42-Jährige geht mit seinem Team ambitioniert in das fünftägige Etappenrennen. „Es ist kein Geheimnis, dass wir eine Etappe gewinnen wollen. Aber auch was unsere Gesamtambitionen angeht, wollen wir im Klassement mitspielen. Auch wenn es schwierig wird, ist es durchaus möglich, dass Arthur bei seinem Heimspiel aufs Podest fährt. Das müssen wir anstreben.“ Doch auch die anderen Fahrer sollen ihre Chancen erhalten. „Wir möchten jedem Fahrer die Möglichkeiten geben, sich zu präsentieren. Als Fahrer, der nicht besonders endschnell ist, kann man die Chance über eine Gruppe suchen. Entweder über den langen Weg oder im Vorfeld des Finals.“ 

Als es um 13.00 Uhr losgeht, ist das Leopard-Team längst fokussiert. Zingen hatte sich zusammen mit Mechaniker Sven Bosseler ins Leopard-Auto gesetzt, das an diesem Tag in der Kolonne als Viertes fuhr. Das liegt daran, dass Tim Torn Teutenberg als bester Fahrer des Teams im Gesamtklassement auf Platz vier liegt. Die Reihenfolge der Autos geht also nach der besten Platzierung des Fahrers im Gesamtklassement. Vor der 1. Etappe wurde die Reihenfolge ausgelost. 

Das Begleitfahrzeug von Leopard Pro Cycling
Das Begleitfahrzeug von Leopard Pro Cycling

Zingens Ansprache trägt bereits früh im Rennen erste Früchte. Ein Fahrer des Teams 
VolkerWessels, das das Leadertrikot in seinen Reihen trägt, setzt sich in eine Fluchtgruppe ab. „Ich hatte mit den Jungs besprochen, dass dies eine Taktik des niederländischen Teams sein kann“, sagt Zingen. „Andere wundern sich nun, was das Team macht. Aber sie machen das, damit sie im Peloton nicht fahren müssen.“ Doch die Gruppe wird relativ schnell wieder eingeholt. Besser macht es Cédric Pries, der es dann in eine Dreiergruppe schafft. „Eine gute Stelle, um wegzufahren“, analysiert Zingen. 

Kluckers verliert Zeit 

Als schwierig erweist sich allerdings der Weg für Zingen durchs Peloton, um nach vorne zu Pries zu gelangen. Mit Hilfe seiner Hupe versucht er auf sich aufmerksam zu machen, doch ein Vorbeikommen ist erst mal nicht von Erfolg gekrönt. „Die wollen nicht immer hören“, lächelt er. „Ich glaube, das können wir hier vergessen. Wenn es langsam im Rennen ist, ist es schwierig, am Feld vorbeizufahren. Aber umso besser für Cédric.“ 

Das Peloton lässt das Trio ziehen – und plötzlich hat Leopard unerwartete Möglichkeiten. „Du kannst auf das Bergtrikot fahren“, so die Ansage von Zingen aus dem Auto an Pries. „Wie viele Punkte brauch ich?“, erwidert der Fahrer. 23 Punkte hatte Antoine Devanna am Mittwoch eingefahren – sechs Bergwertungen waren am Donnerstag angesagt, für die es jeweils 5, 3 und 1 Punkt gab. Nach kurzer Rechnerei sagt Zingen: „Fünf Bergsprints müsstest du gewinnen.“ 

Cédric Pries durfte sich über das Trikot für den „Coureur le plus combatif“ freuen
Cédric Pries durfte sich über das Trikot für den „Coureur le plus combatif“ freuen

Pries sammelt zwar 15 Punkte, wird dann aber vor den weiteren Bergwertungen vom Peloton gestellt. Als es dann in die Endphase des Rennens geht, steigt die Anspannung im Leopard-Wagen. Zingen fährt an mehreren kleinen Gruppen vorbei, in denen auch Pries oder Jarno Morbach zu sehen waren. Am Ende herrscht Unklarheit. „Die müssten doch lange im Ziel sein“, sagt Zingen, der keine Durchsage von Radio Tour erhielt. Als dann die ersten inoffiziellen Resultate ins Lager reinkommen, herrscht Enttäuschung: Kluckers fuhr nicht mit der ersten Gruppe ins Ziel. „Der Tag endet mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Viele Sachen waren echt gut, aber einiges lief leider nicht wie gewünscht“, sagt Zingen, der um kurz vor 20 Uhr immer noch auf die offiziellen Resultate wartet. „Laut unserem Personal hat Arthur 20 bis 25 Sekunden verloren. Noch ist nicht alles vorbei, aber das ist für morgen suboptimal.“