Gordon Braun
„Färoer … Da war doch was!? Eigentlich habe ich jede Erinnerung an diese zwei Begegnungen aus dem Jahre 2001 gelöscht! War das ein Alptraum! Diese Qualifikation 2000/2001 war nicht sehr ruhmreich für Luxemburg.
Es war auch die letzte von Paul Philipp als Trainer der Nationalmannschaft … Ich kann mich noch sehr genau an das letzte Spiel in Jugoslawien erinnern, wo Gerüchte die Runde machten und wo Philipp praktisch machtlos gegen die Entscheidungen des FLF-Zentralvorstands dahinvegetierte. Das war nicht sehr angenehm für uns Spieler. Philipp war (und ist) für viele (Ex-)Spieler stets die Bezugsperson schlechthin im Luxemburger Fußball. Im Nachhinein muss man dann doch erkennen, dass die Zeit gekommen war, eine neue Ära einzuläuten. Das Nationalteam brauchte einen Facelift …
Warum ich aber die Qualifikation 2000/2001 anspreche: Da waren doch zwei Spiele gegen die Färöer Inseln. Sehr zuversichtlich gingen wir in beide Partien. Vom Sieg mochte keiner reden, aber es war schon klar, dass man sich für diese Spiele was ausgerechnet hatte. Das Team war auch sehr fokussiert auf diese zwei Partien, nicht nur weil man den Druck der Presse förmlich spüren konnte, sondern vielmehr weil jeder Spieler da was reißen wollte. Es war „die“ Möglichkeit. Und was kam raus? Zwei Niederlagen (0:2 und 0:1)!
Land unter
Beide Male waren die Färöer-Inseln nicht viel besser als wir, doch gewonnen haben sie doch. Beide Male, aber hauptsächlich auf den Schafsinseln, hatte sich das Wetter gegen uns entschieden. Peitschender Regen und ein vom Wasser beflutetes Spielfeld waren sicherlich nicht zu unserem Vorteil. Auf den Färöer-Inseln wollten wir vieles gutmachen. Ein Sieg hätte für Ruhe gesorgt. Sehr zuversichtlich reiste man auf die Insel, wo neben Gras, Meer, Schafen und Fischzüchtereien nicht viel zu sehen ist. Mit dem Bus und mit der Fähre fuhren wir zum Abschlusstraining hoch hinaus ins Stadion auf einem Hügel. Das Wetter war okay, nichts deutete auf einen Wetterumsturz hin. Doch dann wachten wir morgens auf – strömender Regen, heftige Windböen … sogar die Schafe hatten sich verzogen!
Die Reise zum Spiel wurde zu einem regelrechten Himmelfahrtskommando. Die Fähre konnte nicht fahren – zu starker Wind –, und so installierten wir uns im Bus, um zweieinhalb Stunden von einer Seite der Insel auf die andere zu tuckern. Mit der Fähre hätte die Reise 45 Minuten gedauert.
Und es wurde nicht besser. Im Stadion angekommen, wurde uns dann allen klar: Heute erwartet uns hier die Hölle! Regen, Wind, zwei bis drei Zentimeter Wasser auf dem Spielfeld und ein Schiedsrichter, der keine Lust hatte, eine Minute länger auf dieser Insel zu bleiben und somit das Spiel, gegen alle Regeln, rechtzeitig anpfiff. War das ein Spiel! Wir verloren 0:1 durch einen Elfmeter in der Schlussphase. Zum Spiel gab es außer Merkwürdigkeiten nicht viel zu berichten. So hatte unser Torwart, Stéphane Gillet, es fertiggebracht, einen Abschlag in eine Ecke für den Gegner umzuwandeln – so stark war der Wind zeitweise. In der Halbzeitpause standen fast alle Spieler, samt Uniform und Schuhen, in der Dusche, um sich aufzuwärmen. Zur zweiten Hälfte trauten sich viele nicht ohne Trainingsanzug und K-Way unter der Uniform aufs Spielfeld. Das muss man einmal erlebt haben …
Die Enttäuschung war natürlich sehr groß, zumal am Tag danach, bei der Abreise, wieder tolles Wetter war. Man fühlte sich irgendwie betrogen. Es war aber nicht das gleiche Gefühl wie z.B. bei der Niederlage gegen Liechtenstein. Nach der Klatsche gegen das Fürstentum waren Scham und tiefe persönliche Enttäuschung an der Tagesordnung. Wir hatten versagt, ohne wenn und aber! In den Spielen gegen die Färöer Inseln war keine Mannschaft besser, ein Team konnte halt besser mit den Wetterbedingungen umgehen.
Nun geht es für die Nationalmannschaft gegen die Färöer-Inseln wieder um …. sehr viel. Dieses Spiel kann die letzten erfreulichen Resultate auf einen Schlag vergessen machen. Die Ansetzung zeigt aber auch, dass die Resultate der letzten Qualifikation Nationaltrainer Guy Hellers sehr optimistisch gestimmt haben und dass man sich heute einem Gegner wie den Färöer-Inseln mit breiter Brust gegenüberstellt. Das Risiko des Scheiterns sollte man nicht in Erwägung ziehen. Der Zeitpunkt ist gekommen, sich mit Gleichem zu messen.
Nur zur Erinnerung: Paul Philipps Schicksalsspiele waren die Färöer-Inseln, Allan Simonsens Schicksalsspiel war Liechtenstein. So weit wird es sicherlich nach diesem Spiel in Hesperingen nicht kommen, doch Schäden könnten sehr wohl entstehen, zumal im Verhältnis Trainer und Verbandsspitze nicht gerade „Friede, Freude, Eierkuchen“ herrscht.
De Maart
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