Doping / Schock: Fahnenträger Stacchiotti (16) positiv getestet

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Luxemburgs Sport kommt nicht zur Ruhe: Nur einen Tag nach der Anhörung von Frank Schleck bei der nationalen Antidoping-Behörde ALAD platzte die nächste Bombe: Olympia-Schwimmer Raphaël Stacchiotti ist Anfang Juli bei der Junioren-WM positiv auf das Asthmamittel Glucocorticoid getestet worden./Philip Michel, Kommentar

Luxemburgs Sport kommt nicht zur Ruhe: Nur einen Tag nach der Anhörung von Frank Schleck bei der nationalen Antidoping-Behörde ALAD platzte die nächste Bombe: Olympia-Schwimmer Raphaël Stacchiotti ist Anfang Juli bei der Junioren-WM positiv auf das Asthmamittel Glucocorticoid getestet worden.
Philip Michel

In der A-Probe Stacchiottis vom 9. Juli wurden die Substanzen Prednison und Prednisolon nachgewiesen. Ob auch die B-Probe analysiert wird, müssen die Betroffenen bis zum 15. Oktober entscheiden.
Bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Monterrey (Mexiko) hatte Raphaël Stacchiotti den bisher größten Erfolg seiner noch jungen Karriere gefeiert, indem er über 200 m Freistil ins Finale eingezogen war und dort den starken vierten Platz belegte. Auch aufgrund dieser Leistung hatte das nationale Olympische Komitee (COSL) den damals erst 16-jährigen Stacchiotti als Fahnenträger bei der Eröffnungsfeier der Spiele von Peking bestimmt.
„Ich bin schockiert“, reagierte Nationaltrainer Ingolf Bender, der das Team in Mexiko betreute, auf die Neuigkeit. „Mir ist vollkommen schleierhaft, wie es dazu kommen konnte. Nun ist es an ihm und seinem Umfeld, den Verdacht aus dem Weg zu räumen.“
Der Betroffene selbst war gestern zu einer Stellungnahme nicht zu erreichen, genauso wenig wie sein Vater Mario Stacchiotti, seines Zeichens Präsident des Ettelbrücker Vereins. Laut RTL-Informationen werde die Familie jedoch alle Möglichkeiten nutzen, Raphaëls Unschuld zu beweisen.
Stacchiotti riskiert eine Sperre von maximal zwei Jahren. Die kann sich jedoch verringern, sofern er denn nachweisen kann, dass er die Substanz nicht zum Zweck der Leistungssteigerung zu sich genommen bzw. verabreicht bekommen hat (siehe auch Infobox). Nory Kruchten, Vizepräsident des Weltverbands FINA und Präsident des europäischen Verbands, erklärt: „Es könnte zu einer Verwarnung kommen, was ein Jahr Sperre nach sich ziehen würde.“
„Ich ahne, was auf uns zukommt“, schwante Ingolf Bender gestern jedenfalls Böses, „es wird vieles in Frage gestellt werden. Auch das, was in den letzten drei Jahren aufgebaut wurde.“
Die Nachricht des positiven Befunds ist das i-Tüpfelchen auf turbulente Wochen für den Schwimmverband FLNS, der auf der Suche nach einer neuen Führungsmannschaft ist. Vor einem Monat trat der technische Direktor des Verbands, Klaus-Jürgen Ohk, aufgrund der Querelen mit dem Ettelbrücker Klub zurück. Ohk ist inzwischen nach Island zurückgekehrt und dort „General Manager“ des Schwimmklubs von Hafnarfjördur. „Das ist ein Schock und ein harter Schlag, unabhängig davon, ob sich die A-Probe bestätigt. Für einen 16-Jährigen ist es ganz schlimm, in dieser Art in der Öffentlichkeit zu stehen“, so Ohk, der gestern vom positiven Test erfuhr.
In der Karriere des inzwischen 17-jährigen Stacchiotti war es binnen 12 Monaten rasant bergauf gegangen. Über die 200-m-Freistil-Strecke hatte er sich in nur einem Jahr um 10 Sekunden verbessert. In Peking musste der Bissener in 1:52.01 Minuten allerdings den ersten kleinen Dämpfer seiner Karriere hinnehmen, nachdem er seinen Vorlauf viel zu schnell angegangen war. „Natürlich hat sich Raphaël Stacchiotti in einem Jahr enorm gesteigert. Aber ein solcher Leistungsschub ist in seinem Alter nichts so Ungewöhnliches. Er hat enorm gut trainiert und ist ein sehr, sehr talentierter Junge“, setzt Nationaltrainer Bender Stacchiottis Leistungsexplosion in den Kontext.

INFOBOX

o Glucocorticoide

Bei Raphaël Stacchiotti wurden die verbotenen Mittel Prednison und Prednisolon aus der Klasse der Glucocorticoide gefunden. Im Sprachgebrauch handelt es sich um Cortison.
Das Mittel wird als Entzündungshemmer oder bei einem allergischen Schock angewandt. In hohen Dosen kann es schmerzlindernd sein und euphorisierend wirken.
Glucocorticoide existieren in Form von Cremen, Tropfen, Pillen oder Sprays.
Asthmatiker können das Mittel mit einem Zertifikat benutzen („usage à des fins thérapeutiques“).
Eine dermatologische Anwendung (Creme) braucht im Vorfeld nicht deklariert zu werden, dies ist aber der Fall im Rahmen einer eventuellen Doping-Kontrolle.