/ Doping: „Das war etwas völlig Natürliches“
„Ich habe Doping-Mittel für gut und gerne eine halbe bis eine Million Kronen (umgerechnet 67.000 bis 134.000 Euro, d. Red.) gekauft“, sagte der Teamdirektor des Rennstalls Saxo Bank in einem Interview der dänischen Tageszeitung Politiken anlässlich der bevorstehenden Präsentation seiner Autobiografie „Riis“ am Dienstag.
Riis hatte bereits 2007 eingeräumt, in der Zeit von 1993 bis 1998 das Dopingmittel Erythropoietin (EPO), Wachstumshormone und Cortison zur Leistungssteigerung eingenommen zu haben.
Auch seinen Tour-Sieg für das damalige Team Telekom hatte er auf illegale Weise erreicht.
Nun räumte er ein, bereits in den 80er Jahren gedopt zu haben. „Das Schwerste war die erste Spritze mit Vitaminen und Mineralien, die wir alle bekommen haben und die wir mit der Zeit lernten, uns selbst zu geben. Deshalb hatte ich keine Probleme mit den ersten Doping-Spritzen, das war völlig undramatisch. Es war ja nur etwas Anderes in der Spritze drin als Vitamine“, sagte Riis.
In einem weiteren Interview, diesmal mit der Internetseite sporten.dk, betonte der heute 46-jährige Riis, dass in seiner aktiven Zeit „alle“ über den Gebrauch von Dopingmitteln Bescheid wussten: „Das war nichts, was ich als etwas total Verbotenes erachtete, das war etwas völlig Natürliches. Die Presse wusste es auch, das war nichts Heimliches.“
Riis erzählte zudem, dass er 1998 bei einer Polizei-Razzia beinahe erwischt worden wäre. In letzter Sekunde spülte er den Inhalt eines Behälters, unter anderem EPO, die Toilette hinunter. „Aus heutiger Sicht betrachtet ist das eine ganz absurde und groteske Geschichte“, sagte Riis.
Von seinem Doping-Missbrauch wussten in seiner aktiven Zeit nur seine Frau Mette Riis und seine spätere Partnerin, die ehemalige Handball-Spielerin Anne Dorthe Tanderup, betonte Riis. In der Gratis-Wochenzeitung Soendagsavisen stellte diese sich gleichzeitig dem Interview und berichtete gleichfalls vom täglichen Doping-Alltag: Das EPO habe einfach im Kühlschrank gelegen, „gut eingepackt“ nach eigenen Aussagen.
Nach der Tour 1998 – wo er beinahe erwischt wurde, siehe weiter oben – hatte Riis eigenen Angaben zufolge genug vom Doping. „Es hing mir schon zum Halse heraus, nur eine Vitaminpille zu nehmen“, sagte er. 1999 beendete er seine Karriere nach einem schweren Sturz.
Riis, lange in Luxemburg wohnhaft und einige Zeit auch beim ACC Contern lizenziert, hatte auch später als Sportdirektor noch einen starken Bezug zu Luxemburg: Unter seinen Fittichen wurden die Schleck-Brüder zu dem, was sie heute sind. Ihre Wege trennen sich bekanntlich nach dieser Saison.
sid/AFP/clc
- Pokal-Finalspiele - 23. Mai 2016.
- Untere Divisionen - 22. Mai 2016.
- BGL Ligue / Ehrenpromotion - 22. Mai 2016.